Personal Branding „15 bis 20 Minuten pro Tag reichen für die digitale Imagepflege“

Christina Richter arbeitet seit mehr als fünf Jahren als Personal-Branding-Strategin. Sie begleitet ihre Kunden vom Unternehmer bis zum Angestellten beim Aufbau einer eigenen Marke in den sozialen Medien. Ihr Fokus liegt dabei auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn. Quelle: PR

Die eigene Marke zu entwickeln, ist schon längst nicht mehr Top-Managern, Profisportlern und Schauspielern vorbehalten. Warum es sich auch für Arbeitnehmer und Selbstständige lohnt, in sozialen Netzwerken präsent zu sein und wie sie dabei am besten vorgehen, erklärt Markenexpertin Christina Richter.

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Christina Richter arbeitet seit mehr als fünf Jahren als Personal-Branding-Strategin. Sie begleitet ihre Kunden vom Unternehmer bis zum Angestellten beim Aufbau einer eigenen Marke in den sozialen Medien. Ihr Fokus liegt dabei auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn.

WirtschaftsWoche: Frau Richter, muss mittlerweile jeder, der beruflich vorankommen möchte, nebenberuflich Influencer sein?
Christina Richter: Auf keinen Fall. Das muss man klar von einander trennen. Influencer verdienen ihr Geld mit ihrem Auftritt im Netz. Bei dem Aufbau einer eigenen Marke in den sozialen Netzwerken geht es viel mehr darum, eine hohe Sichtbarkeit zu einem bestimmten Thema zu erlangen. Eine Wortführerschaft aufzubauen für Fragen, die im besten Fall auch was mit dem eigentlichen Beruf zu tun haben. Douglas-Chefin Tina Müller etwa macht das für den Bereich Handel, aber auch Geschlechtergerechtigkeit sehr geschickt. Telekom-CEO Timotheus Höttges für Themen rundum Telekommunikationstrends, aber auch Unternehmenskultur.

Das sind jetzt beides Wirtschaftspromis. Ist der Aufbau einer eigenen Marke auch für uns Normalos interessant?
Natürlich. Eigentlich ist es für jeden interessant, der beruflich vorankommen möchte. Jeden, der sich außerhalb seines Kollegenkreises einen Namen machen möchte. 

Welchen Nutzen können diejenigen, die in den sozialen Netzwerken aktiv sind, daraus ziehen?
Selbstständige können neue Kunden für sich gewinnen. Arbeitnehmer können die Geschäftsführung auf sich aufmerksam machen, mit der sie sonst nichts zu tun haben, und so Gehör für ihre Ideen finden. Wechselwillige können für neue Arbeitgeber sichtbar werden. Denn auch Recruiter schauen verstärkt auf die Plattformen Xing und LinkedIn.

Sie haben jetzt Xing und LinkedIn erwähnt, sind das die beiden maßgeblichen Plattformen, auf denen der Aufbau der eigenen Marke funktioniert?
Ich würde da LinkedIn sicherlich noch hervorheben. Zum einen weil die Plattform international ist und sehr viele Arbeitnehmer über die Grenzen hinaus verdrahtet sind. Zum anderen ist es bei LinkedIn sehr einfach Beiträge anzulegen, andere zu verlinken - also sehr einfach zu steuern. Xing ist meiner Meinung nach eher dazu geeignet, Menschen zu finden und mit ihnen in den direkten Austausch zu gehen. Nicht so sehr, sich als Wortführer bei einem bestimmten Thema zu positionieren.

Das hört sich jetzt so einfach an. Wie viel Zeit muss ich tatsächlich investieren, um mich in den sozialen Netzwerken zu positionieren?
Das ist ein Marathon. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber wer es strategisch angeht und bereit ist, regelmäßig Zeit zu investieren, kann seine Sichtbarkeit innerhalb einiger Monate deutlich erhöhen.

Von wie viel Zeit sprechen wir?
Es ist wichtig eine Routine zu entwickeln. Blocken Sie sich jeden Tag 15 bis 20 Minuten für Ihren Social-Media-Auftritt. Das ist effektiver als einmal pro Woche zwei Stunden damit zu verbringen. Denn wenn Ihr Name und Ihr Gesicht regelmäßig in der Timeline anderer auftauchen, bleiben Sie eher in Erinnerung. Zwei- bis dreimal pro Woche selbst was schreiben, reicht völlig aus. An den anderen Tagen lieber nur bei anderen kommentieren.

Solche Kommentare können schon mal in eine rege Diskussion münden und da reichen 15 Minuten dann oftmals nicht aus.
Das stimmt. Wenn wirklich eine Diskussion entsteht, sollte man sich dieser nicht entziehen. Wenn ich was in den Wald rufe, dann kommt auch was zurück. Deshalb überlegen Sie genau, an welchen Tagen Sie Zeit haben, um in solche Diskussionen einzusteigen.

Und Sie würden trotzdem sagen, dass in der Regel 15 bis 20 Minuten am Tag reichen?
15 bis 20 Minuten pro Tag reichen für die digitale Imagepflege - wenn Sie strategisch vorgehen. Aber viele nutzen die Kanäle eben nicht strategisch, sondern verbummeln Zeit, indem sie stundenlang planlos durch ihren Feed scrollen.



Wie sieht so ein strategisches Vorgehen aus?
Zunächst müssen Sie sich genau überlegen, wofür Sie eigentlich stehen möchten. Denn ich finde, Amazon-Gründer Jeff Bezos hat es eigentlich ganz schön auf den Punkt gebracht. Er hat mal gesagt, deine Marke ist das, was Menschen über dich sagen, wenn du nicht im Raum bist. Ich möchte zum Beispiel, dass mein Name fällt, wenn es um Personal Branding geht. Wenn Sie Ihren Schwerpunkt definiert haben, müssen Sie überlegen, wen Sie überhaupt ansprechen möchten. Sind es Kunden, potenzielle Arbeitgeber, Investoren oder wollen Sie in der eigenen Organisation sichtbarer werden?

Was kommt danach?
Suchen Sie den passenden Kanal aus.

LinkedIn ist also doch nicht in jedem Fall am besten geeignet?
Konsumenten tummeln sich vor allem auf Instagram. Politiker und Journalisten erreicht man via Twitter. Aber LinkedIn ist für fast alle geeignet.

Wie geht es dann weiter?
Schauen Sie sich an, wer für Ihr Thema bereits Wortführer ist. Beginnen Sie damit, bei diesen starken Stimmen zu kommentieren. Wenn Sie das regelmäßig machen, fallen Sie bei Ihrer gewünschten Zielgruppe auf. Fangen Sie dann an, eigene Beiträge zu verfassen: Das können Einblicke aus dem Arbeitsalltag sein. Tipps und Trends, die Ihnen zu Ihrem Thema einfallen. Aber auch Kommentare zu Studien, die Ihnen aufgefallen sind.

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VW-Chef Herbert Diess hat im vergangenen Sommer ein Foto mit seiner Tochter gepostet, als sie mit dem E-Auto nach Italien gefahren sind. Wie privat darf beziehungsweise muss ein Auftritt in den sozialen Netzwerken sein, damit er funktioniert?
Mein Maßstab dafür ist, was ich jemandem auch auf einem Businessevent über mich privat erzählen würde. Persönliches aus dem beruflichen Kontext, wie jetzt hier bei Herbert Diess, ist aus meiner Sicht okay.     

Mehr zum Thema: Die persönliche Marke im Netz aufzubauen ist in Zeiten von Lockdown und Kontaktbeschränkungen wichtiger als je zuvor. Wer es geschickt anstellt, kann sich einen Namen machen – und muss dafür nicht jeden Tag Stunden mit der digitalen Imagepflege zu verbringen.

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