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Personaler suchen vergeblich die Richtigen Fehlbesetzungen sind ärgerlich - und teuer

Was tun, wenn sich einfach kein geeigneter Kandidat für die vakante Stelle finden lässt? Viele Personalabteilungen machen es sich dann leicht und nehmen einfach den Erstbesten. Ein teurer Fehler.

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10. MechanikerNach kurzfristiger Entspannung ist in Deutschland der Anteil der Unternehmen, die offene Stellen nicht besetzen können, wieder kräftig von 35 auf 40 Prozent gestiegen. Auch weltweit ist der Wert mit 36 Prozent auf dem höchsten Niveau seit 2007, jedoch ist der Anstieg hier nur moderat. Die Folgen des Fachkräftemangels spüren viele Firmen laut des Personaldienstleisters ManpowerGroup-Studie bereits: 50 Prozent geben an, dass die Rekrutierungsprobleme ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährden. 45 Prozent sagen sogar, dass der Fachkräftemangel sich schon negativ auf die Kundenzufriedenheit auswirkt. Jetzt hat Dekra seinen Arbeitsmarkt-Report veröffentlicht, für den die Stellenanzeigen aus Printpublikationen, Online-Jobportalen und einem sozialen Netzwerk analysiert wurden. Die 15.111 offenen Stellen verteilen sich auf insgesamt 214 Berufe und Tätigkeiten. Das sind die am meisten gefragten Berufe. Im Dekra-Report tauchen in diesem Jahr erstmals Mechaniker unter den Top-Ten-Berufen auf. Ihr Anteil an den Stellenanzeigen entspricht 2,12 Prozent. Das ergibt im Dekra-Ranking Platz zehn. Quelle: ZB
9. Medizinisches Fachpersonal"Dem Mangel an qualifizierten Managern sollten die Unternehmen frühzeitig mit individuellen Entwicklungsplänen begegnen, ein Bestandteil können Führungskräfte-Coachings sein", so ManpowerGroup-Deutschland-Chef Herwarth Brune. Das sollten sich offenbar auch Kliniken und Labors zu Herzen nehmen. Ärzte und medizinische Fachangestellte liegen nämlich auf Platz acht der meistgesuchten Fachkräfte. Bei Dekra schaffen es die Gesundheits-und Krankenpfleger auf Platz neun. Ihr Anteil an Stellenanzeigen liegt bei 2,19 Prozent. Quelle: dpa
8. Ingenieure"Deutsche Unternehmen müssen jetzt Initiative ergreifen, damit sie den Wettbewerb um Fachkräfte nicht verlieren", sagt so Herwarth Brune. Das gilt ganz besonders für die Betriebe, die nach Ingenieuren suchen. Und diese scheinen Mangelware zu sein. Jedenfalls belegen sie mit 2,48 Prozent Platz acht der am stärksten nachgefragten Fachkräfte im Dekra-Report. Wer auf Elektrotechnik spezialisiert ist, dem stehen alle Türen offen. Innerhalb der Ingenieurberufe entfällt fast jedes dritte Stellenangebot auf sie (30,9 Prozent). Die Fachrichtung Maschinen- und Fahrzeugbau befindet sich auf Platz 13 und damit erstmals seit 2010 nicht unter den Top-Ten-Berufen. Vermutlich machen sich nun die gestiegenen Absolventenzahlen in diesem Fach bemerkbar. Bei Architekten und Bauingenieuren sorgt die anhaltend gute Lage am Immobilien- und Baumarkt für eine positive Stellensituation: Fast jede fünfte Ingenieurstelle ist für die Planungsspezialisten ausgeschrieben (19 Prozent). Quelle: dpa
7. IT-KräfteNahezu jedes zehnte Stellenangebot richtet sich an Bewerber mit IT-Hintergrund (9,2 Prozent). Die positive Entwicklung der Bereiche Software und IT-Services macht sich auch am Stellenmarkt bemerkbar: Software-Entwickler liegen an siebter Stelle der Top-Ten-Berufe. Mit der zunehmenden Digitalisierung steigt auch der Beratungsbedarf, weshalb der Stellenanteil von IT-Beratern kräftig zugenommen hat. Auf Anwenderseite fehlen vor allem IT-Fachleute wie Systemadministratoren. "Häufig scheitert die Mitarbeitersuche an fehlenden Fachkenntnissen der Bewerber. Doch Weiterbildungsprogramme für Quereinsteiger zahlen sich aus, wenn Kandidaten gut zum Unternehmen passen und eine hohe Motivation mitbringen", sagt Herwarth Brune, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. Quelle: dpa
6. VertriebsmitarbeiterDie ManpowerGroup Studie "Fachkräftemangel" wird seit 2006 weltweit durchgeführt (international unter dem Titel "Talent Shortage Survey"). Mit 37.000 Teilnehmern aus 42 Ländern in 2014 zeigt die Studie, welche Stellen weltweit schwer zu besetzen sind. Für Deutschland wurden 1.000 Unternehmen befragt, die einen Querschnitt der gesamtdeutschen Wirtschaft darstellen. Und die deutschen Betriebe fragten Vertriebsmitarbeiter (Platz sieben) sehr viel stärker nach als noch im Jahr 2013. Im Dekra-Report belegen die Vertriebler sogar Platz sechs. Quelle: Fotolia
5. Callcenter-Agents und TelefonverkäuferLeicht gestiegen ist auch die Nachfrage nach qualifiziertem Personal für Callcenter-Agents und Telefonverkäufer. In diesem Jahr belegen sie Platz fünf. Quelle: dpa/dpaweb
4. ElektrikerUnverändert ist dagegen die Nachfrage nach Elektrikern, Elektroinstallateuren und Elektrotechnikern. Sie belegen im Dekra-Report Platz vier. Quelle: dpa

Deutschlands Unternehmen suchen. Und zwar nach geeigneten Mitarbeitern. Dabei schlagen sie mitunter auch ungewöhnliche Wege ein. Der Autobauer Daimler beispielsweise will potenzielle Mitarbeiter mit einer personalisierten Kampagne locken. Unter dem Motto „Das sind wir“ sollen sich einzelne Beschäftigte in Anzeigen präsentieren und zeigen, wer hinter der Marke steht. Fachkräfte sollen dadurch zielgerichteter angesprochen und besser über verschiedene Stellen im Unternehmen informiert werden. Start der Werbeoffensive soll Ende des Jahres sein.

Aber selbst, wenn sich dann im nächsten Jahr dank dieser Kampagne eine Flut von Technikern, Ingenieuren und kreativen Köpfen bei Daimler bewirbt, heißt das noch lange nicht, dass auch die Richtigen dort anfangen. Eine Studie der internationalen Unternehmensberatung Hay Group zeigt nämlich: Vielen Personalern gelingt es nicht, die geeigneten Kandidaten für eine ausgeschriebene Position auszuwählen.

So steht es um die Personalplanung in deutschen Unternehmen

62 Prozent gaben an, dass es ihnen schwerfalle, die richtigen Kandidaten für die jeweiligen Stellen zu finden. Deshalb werden 37 Prozent der ausgeschriebenen Stellen mit ungeeigneten Bewerbern besetzt. Lieber der Falsche als keiner scheint hier die Devise zu sein. Und dabei geht es nicht nur um unfähige Chefs, selbst im Verkauf oder der Kundenbetreuung kommen Nieten zum Zug, wie die Studie zeigt.

Teure Nieten

Und das rächt sich: Auf mehr als 6000 Euro beziffern die Personalmanager die Kosten, die entstehen, wenn ein Job neu besetzt werden muss. Bei Managern werden solche Fehlentscheidungen noch deutlich teurer. Außerdem demotiviere eine hohe Mitarbeiterfluktuation die übrigen Angestellten im Unternehmen.

"Gerade deshalb ist es so wichtig, einen effizienten Auswahlprozess zu implementieren", sagt Thomas Gruhle von Hay Group. Es müsse ganz klar sein, welche Kompetenzen der neue Mitarbeiter haben muss. Außerdem muss der Bewerbungsprozess standardisiert wird. Das heißt: Er muss an jedem Unternehmensstandort auf dieselbe Art und Weise ablaufen. Zudem müssten überall dieselben Kriterien für die Mitarbeiterauswahl gelten. Denn nur so kann ein Unternehmen verhindern, dass an unterschiedlichen Standorten unterschiedlich qualifizierte Mitarbeiter arbeiten.

Und schlussendlich sollten Personalmanager darauf achten, alle Kandidaten im Auswahlprozess zu motivieren. „Dazu gehört, auch den Bewerbern ein Feedback zu geben, die es nicht in die engere Auswahl schaffen“, so der Hay-Group-Experte. Davon profitierten beide Seiten – sowohl die Kandidaten als auch das Unternehmen. Denn die Bewerber wüssten, worauf sie bei ihrer nächsten Bewerbung achten müssten. Und die Unternehmen verbesserten durch ein konstruktives Feedback ihr Image.

Gruhle macht dies an einem Beispiel deutlich: "500 Bewerber für 50 Stellen bedeuten 450 Enttäuschungen. Wenn sich diese abgelehnten Bewerber vom Unternehmen ungerecht behandelt fühlen, reden sie mit anderen über ihren Frust."

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