
Immer mehr Unternehmen setzen auf Manager auf Zeit: Diese Interimsmanager übernehmen für einen bestimmten Zeitraum feste Aufgaben aus dem oberen und mittleren Management, teilweise auch als Projekt-Manager. Danach verlassen sie das Unternehmen wieder. Laut Branchenverband AIMP gibt es derzeit in Deutschland mehr als 14.000 Interimsmanager. Doch wofür brauchen die Unternehmen die gemieteten Kräfte?
Interimsmanager, so die landläufige Meinung, werden eingesetzt, wenn in einem Unternehmen unpopuläre Entscheidungen umgesetzt werden müssen oder eine kurzfristige Vakanz überbrückt werden soll. Quasi der Kündigungsmanager oder die Vertretung für die kranke Chefin. Doch in der Praxis sieht es anders aus: Eine Studie der Personalberatung Michael Page Interim in Zusammenarbeit mit TNS Infratest in 17 Ländern zeigt: Interimsmanager sind besonders in Deutschland gesuchte Experten, die wegen ihrer hohen Kompetenz und Erfahrung geschätzt werden. Dieser kurzfristige Wissenszuwachs ist für 72,2 Prozent der befragten Arbeitgeber ein Grund, Manager auf Zeit einzustellen. "Der Einsatz von Interimsmanagement hilft Unternehmen dabei, flexibel und wettbewerbsfähig zu bleiben", erklärt Stefan Zweck, Executive Director von Michael Page Interim. Und das offenbar erfolgreich: Neun von zehn deutschen Unternehmen bewerten ihre bisherige Erfahrung mit Interimsmanagement als positiv und sehr positiv (86,9 Prozent).





Ganz billig ist der Spaß allerdings nicht: Der durchschnittliche Tagessatz eines Interimsmanagers liegt bei rund 960 Euro. Im Schnitt verdient ein gut ausgelasteter Interimsmanager laut einer Umfrage der Ludwig Heuse GmbH rund 192.000 Euro pro Jahr, wenn er für 200 Tage gebucht wird. Das Unternehmen, das sich einen Manager mietet, muss allerdings nicht nur dessen Honorar zahlen, sondern auch noch die Vermittlungsgebühr. Die liegt in der Regel bei 35 bis 40 Prozent des Honorars.
Gefragte Zukunftstreiber
Allerdings spielen die Kosten laut der Studie für deutsche Unternehmen eher eine untergeordnete Rolle. Nur 23,9 Prozent der Befragten gaben an, aufs Geld zu schauen, wenn es um die Frage geht, ob und welcher Interimsmanager an Bord geholt werden soll. Im globalen Vergleich spielt die Kosteneffizienz für 39,9 Prozent eine große Rolle. "Manager auf Zeit sind in Deutschland akzeptiert und ihre Bedeutung nimmt weiter zu", erklärt Zweck.
Die Manager werden oft ins Unternehmen geholt, um als Katalysator für wichtige Veränderungen zu fungieren. 57,4 Prozent der befragten Unternehmen stimmen zu, dass Interimsmanagement Veränderungs- und Restrukturierungsprozesse beschleunigt. "Damit sind Interimsmanager gerade dann gefragt, wenn die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens im Fokus steht", so Zweck. "In diesen Situationen setzen Unternehmen auf externes Wissen und zusätzliche Managementressourcen auf Zeit."
Auch für die Manager, die sich verleihen, ist das Interimsmanagement ein einträgliches Geschäft. Und zwar über den finanziellen Aspekt hinaus: Die meisten von ihnen (77,6 Prozent) suchen sich gezielt Tätigkeiten aus, um ihre Kenntnisse zu vertiefen und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Gleichzeitig sehen 87,4 Prozent der Manager auf Zeit den Vorteil, dass sie mit Interimsmanagement ihr berufliches Netzwerk weiter ausbauen können. Unternehmen, die die Zeitmanager nicht auch persönlich voranbringen, fallen also durchs Raster. Doch die Auswahl an Jobs für die Manager ist groß und wird größer: 86,8 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass der Bedarf an Managern auf Zeit in den nächsten zwölf Monaten gleich bleiben oder sogar ansteigen wird.