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Rent a Manager Wann es sinnvoll ist, Manager zu leasen

In Stoßzeiten greifen viele Unternehmen auf Zeitarbeiter zurück. Das gilt aber nicht nur für die Mitarbeiter am Fließband. Immer mehr Firmen gönnen sich Manager auf Zeit. Wofür Interimsmanager eingestellt werden.

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Deutsche Unternehmen schätzen Expertise auf Zeit. Quelle: Fotolia

Immer mehr Unternehmen setzen auf Manager auf Zeit: Diese Interimsmanager übernehmen für einen bestimmten Zeitraum feste Aufgaben aus dem oberen und mittleren Management, teilweise auch als Projekt-Manager. Danach verlassen sie das Unternehmen wieder. Laut Branchenverband AIMP gibt es derzeit in Deutschland mehr als 14.000 Interimsmanager. Doch wofür brauchen die Unternehmen die gemieteten Kräfte?

Interimsmanager, so die landläufige Meinung, werden eingesetzt, wenn in einem Unternehmen unpopuläre Entscheidungen umgesetzt werden müssen oder eine kurzfristige Vakanz überbrückt werden soll. Quasi der Kündigungsmanager oder die Vertretung für die kranke Chefin. Doch in der Praxis sieht es anders aus: Eine Studie der Personalberatung Michael Page Interim in Zusammenarbeit mit TNS Infratest in 17 Ländern zeigt: Interimsmanager sind besonders in Deutschland gesuchte Experten, die wegen ihrer hohen Kompetenz und Erfahrung geschätzt werden. Dieser kurzfristige Wissenszuwachs ist für 72,2 Prozent der befragten Arbeitgeber ein Grund, Manager auf Zeit einzustellen. "Der Einsatz von Interimsmanagement hilft Unternehmen dabei, flexibel und wettbewerbsfähig zu bleiben", erklärt Stefan Zweck, Executive Director von Michael Page Interim. Und das offenbar erfolgreich: Neun von zehn deutschen Unternehmen bewerten ihre bisherige Erfahrung mit Interimsmanagement als positiv und sehr positiv (86,9 Prozent).

So weit gehen Manager für die Karriere
Vielen erfahrenen Managern vergeht im Laufe der Zeit die Lust an dem, was sie tun. Ihr Wunsch nach Veränderung wächst. Für den nächsten beruflichen Schritt würden sie viel aufgeben – aber längst nicht alles: Gehaltseinbußen hinnehmen wollen nur 26,1 Prozent der Befragten. Quelle: dpa
88,9 Prozent der Befragten wären theoretisch bereit, in eine andere Branche zu wechseln. Es ist ein gewagter Schritt: Bekannte Strukturen aufgeben und zu neuen Ufern aufbrechen. Der Neustart kann aber auch heilende Wirkung haben. Quelle: dpa Picture-Alliance
Den thematischen Schwerpunkt verlagern, neue Bereiche erschließen – hinter diesen staubigen Begriffen kann sich auch eine Chance verbergen. 80,2 Prozent der Befragten wären bereit, sich umzuorientieren und fachlich in eine neue Richtung zu gehen. Quelle: dpa Picture-Alliance
Die seit der Schulzeit schlummernden Französischkenntnisse auffrischen, die Sprache aufstrebender Märkte pauken – neben einer lohnenswerten Bewusstseinserweiterung birgt die Entscheidung auch größere Verdienstchancen. 70,5 Prozent der gefragten Führungskräfte sind bereit, eine neue Sprache zu erlernen. Quelle: dpa Picture-Alliance
Die Möbelpacker können kommen: 64 Prozent der Befragten können sich vorstellen, für einen neuen oder besseren Job innerhalb Deutschlands den Wohnsitz zu wechseln. Auch wenn man sich dann womöglich erst einmal entwurzelt fühlt – die Karriere könnte es einem danken. Quelle: dpa Picture-Alliance
Deadlines, Aktenordner, unbeantwortete E-Mails: Viele Deutsche erleben puren Stress am Arbeitsplatz. Da ist man froh, nach einer langen Schicht Feierabend zu machen. Doch laut Odgers Berndtson wären 56,4 Prozent der befragten Manager bereit, eine höhere Wochenarbeitszeit zu akzeptieren – wenn es sie dann auch weiterbringt. Quelle: dpa Picture-Alliance
Manchmal muss man auch mal zurückstecken können. Zu einem Rückschritt in der Hierarchieebene sind laut Umfrage 46,1 Prozent bereit. Wenn der ehemalige Abteilungsleiter plötzlich wieder einen direkten Chef über sich hat, erfordert das erst einmal Eingewöhnungszeitung. Doch die kann sich lohnen. Quelle: imago images

Ganz billig ist der Spaß allerdings nicht: Der durchschnittliche Tagessatz eines Interimsmanagers liegt bei rund 960 Euro. Im Schnitt verdient ein gut ausgelasteter Interimsmanager laut einer Umfrage der Ludwig Heuse GmbH rund 192.000 Euro pro Jahr, wenn er für 200 Tage gebucht wird. Das Unternehmen, das sich einen Manager mietet, muss allerdings nicht nur dessen Honorar zahlen, sondern auch noch die Vermittlungsgebühr. Die liegt in der Regel bei 35 bis 40 Prozent des Honorars.

Gefragte Zukunftstreiber

Allerdings spielen die Kosten laut der Studie für deutsche Unternehmen eher eine untergeordnete Rolle. Nur 23,9 Prozent der Befragten gaben an, aufs Geld zu schauen, wenn es um die Frage geht, ob und welcher Interimsmanager an Bord geholt werden soll. Im globalen Vergleich spielt die Kosteneffizienz für 39,9 Prozent eine große Rolle. "Manager auf Zeit sind in Deutschland akzeptiert und ihre Bedeutung nimmt weiter zu", erklärt Zweck.

Die Manager werden oft ins Unternehmen geholt, um als Katalysator für wichtige Veränderungen zu fungieren. 57,4 Prozent der befragten Unternehmen stimmen zu, dass Interimsmanagement Veränderungs- und Restrukturierungsprozesse beschleunigt. "Damit sind Interimsmanager gerade dann gefragt, wenn die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens im Fokus steht", so Zweck. "In diesen Situationen setzen Unternehmen auf externes Wissen und zusätzliche Managementressourcen auf Zeit."

Auch für die Manager, die sich verleihen, ist das Interimsmanagement ein einträgliches Geschäft. Und zwar über den finanziellen Aspekt hinaus: Die meisten von ihnen (77,6 Prozent) suchen sich gezielt Tätigkeiten aus, um ihre Kenntnisse zu vertiefen und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Gleichzeitig sehen 87,4 Prozent der Manager auf Zeit den Vorteil, dass sie mit Interimsmanagement ihr berufliches Netzwerk weiter ausbauen können. Unternehmen, die die Zeitmanager nicht auch persönlich voranbringen, fallen also durchs Raster. Doch die Auswahl an Jobs für die Manager ist groß und wird größer: 86,8 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass der Bedarf an Managern auf Zeit in den nächsten zwölf Monaten gleich bleiben oder sogar ansteigen wird.

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