Manager in Krisenzeiten: Wie prominente Chefs ihre persönlichen Krisen gemeistert haben

Sheryl Sandberg

Die Co-Geschäftsführerin von Facebook, Sheryl Sandberg, verliert vor fünf Jahren überraschend ihren Ehemann. 30 Tage lang zieht sie sich zurück. Dann schreibt sie einen Facebook-Beitrag, der weltweit bekannt wird: „Du kannst dich in den Abgrund fallen lassen, die Leere, die dein Herz füllt und deine Lungen, die dein Denken verengt und dir den Atem abschnürt. Oder du kannst versuchen, einen Sinn darin zu finden.“ Von diesem Tag an trauert Sandberg öffentlich und schreibt ein Buch, in dem sie ihre Trauer verarbeitet. „Wir alle kommen irgendwann an den Punkt, an dem nur noch Option B besteht“, heißt es darin, „Option B hält immer noch Optionen bereit.“

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Dieter Zetsche

Auch der ehemalige Daimler-Chef Dieter Zetsche muss den Tod eines geliebten Menschen verarbeiten. Vor zehn Jahren verstirbt seine damalige Frau an Krebs. Doch anders als Sandberg verarbeitet er seinen Verlust im Stillen mit seiner Familie. 2016 heiratet der Automanager seine damalige französische Lebensgefährtin Anne.

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Lloyd Blankfein

Der einstige Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein gibt im September 2015 auf der Website der Investmentbank bekannt, dass er an Lymphdrüsenkrebs erkrankt sei - und stellt klar, dieser sei „gut heilbar“. Statt sich voll auf die Genesung zu fokussieren, führt der damals 61-Jährige einen Großteil der Geschäfte während seiner Chemotherapie weiter. Nur die Geschäftsreisen lässt er bleiben. „Es war für mich wichtig zur Arbeit zu gehen“, erzählt Blankfein nach seiner Genesung im Februar 2016 dem amerikanischen Fernsehsender CNBC.

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Stefan Jacoby

Es ist einer der seltenen Familienabende des damaligen Volvo-CEOs Stefan Jacoby, als ihm auf einmal schlecht wird und sein rechter Arm einschläft. Erst am darauffolgenden Tag geht er in die Notaufnahme. Die Diagnose: Schlaganfall. Statt, wie zunächst von ihm geplant, direkt an den Schreibtisch zurückzukehren, benötigt er neun Monate für seine Reha – und verliert seinen Posten. Im Jahr darauf, 2013, fängt er beim Autobauer General Motors an, später wird er Berater. Dem „Manager Magazin“ erzählt er, dass er sich mehr Pausen gönne, sich selbst nicht mehr so wichtig nehme und mehr Zeit mit der Familie verbringe.

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Bernhard Günther

Im Frühjahr 2018 überfallen zwei Männer den Innogy-Finanzchef Bernhard Günther während seiner Joggingrunde und überschütten ihn mit Säure. In seinem ersten Interview nach der Tat sagt er dem „Handelsblatt“: „Die körperliche Genesung kommt voran. Die seelische Verarbeitung braucht natürlich viel länger.“ Dabei setzt Günther vor allem auf Alltag, Rituale und Normalität – und nimmt daher seine Arbeit nach dem Krankenhausaufenthalt wieder auf. „Es stimmt schon, dass man nach schwierigen Erlebnissen am besten schnell zum Alltagsgeschäft übergehen sollte“, sagt er in einem weiteren „Handelsblatt“-Interview. Zudem versuche er, seine Zeit und Energie besser einzuteilen und Prioritäten anders zu setzen. Auch die Suche nach den Verantwortlichen lässt ihn nicht los: Er beauftragt Privatermittler, Innogy verspricht eine Belohnung für Hinweise – erst kürzlich zum zweiten Mal.

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Jan Philipp Reemtsma

33 Tage lang halten die Entführer den Hamburger Mäzen Jan Philipp Reemtsma gefangen, dann kommt er frei. „Diese Hilflosigkeit ist eine sehr extreme Erfahrung. Die prägt Ihr ganzes Leben“, erzählt er in einem späteren Interview der „Zeit“. Reemtsma hilft bei der Verarbeitung vor allem das Schreiben. Immer wieder habe er Ideen auf Zettel geschrieben – entstanden ist daraus das Buch „Im Keller“, in dem er von seinen Gefühlen und Gedanken berichtet, und versucht, der Gefangenschaft eine Ordnung zu geben. Seinem Entführer begegnet er später im Gerichtssaal wieder. Fast jede Verhandlung im Hamburger Landgericht besucht Reemtsma. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ sagte er, dass es ihm „sehr wichtig“ sei, dass die Täter gefasst werden, „um etwas an dem Stück Welt, das kaputt gegangen ist, wieder in Ordnung zu bringen.“

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Richard Oetker

Auch der Industriellensohn Richard Oetker wurde 1976 im Alter von 25 Jahren entführt. Noch heute leidet er körperlich unter den ihm zugefügten Verletzungen, doch seelische Wunden habe er nicht, sagt er selbst. Geholfen haben ihm die unzähligen Gespräche und Befragungen der Polizei. Diese fasst den Täter zwei Jahre später, doch er bestreitet die Tat. Zudem basiert das Urteil nur auf Indizien. Viele glauben daher an die Unschuld des Angeklagten. Oetker will dies nicht so stehen lassen und arbeitet vertieft mit der Polizei daran, den Täter mit dem noch verschollenen Geld zu erwischen – auch damit die Entführer sich damit kein schönes Leben machen. Täter und Geld werden in Großbritannien gefasst. Damit auch anderen Opfern geholfen wird, engagiert sich Oetker im Opferschutzverein Weißer Ring.

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Susanne Klatten

Die BMW-Großaktionärin Susanne Klatten geht 2007 einem Betrüger auf den Leim. Während ihrer Affäre tischt der Gigolo ihr eine Lügengeschichte auf, wonach er um sein Leben bange, da er ein Kind eines US-Mafiosos angefahren habe. Dieser fordere Geld von ihm. Klatten gibt ihm mehrere Millionen Euro, doch der Betrüger will mehr und erpresst sie mit kompromittierenden Filmen. Das lässt sich Klatten nicht gefallen. Die Großaktionärin, die sonst nichts von ihrem Privatleben in der Öffentlichkeit preisgibt, zeigt den Erpresser und seine Komplizen an – auch wenn es sie ins Blitzlichtgewitter bringt.

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Bill McDermott

Eigentlich wollte er sich um Mitternacht nur ein Glas Wasser holen. Dabei stürzte der ehemalige SAP-Chef Bill McDermott im Haus seines Bruders in der USA, wo sie zuvor den Geburtstag des Vaters gefeiert hatten. Eine Glasscherbe bohrte sich in sein linkes Auge. Die Ärzte versuchen, es zu retten, scheitern jedoch. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ sagt McDermott: „Jedem kann so etwas passieren. Wichtig ist, wieder aufzustehen, wenn man hingefallen ist.“ Der Manager ging also weiter seiner Arbeit nach, schrieb E-Mails und nahm an Telefonkonferenzen teil. Nur an den Hauptsitz nach Walldorf konnte er erst Monate später wieder reisen. Dem US-Fernsehsender CNBC berichtete er später, dass der Unfall sein Leben besser gemacht habe.

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Anders Holch Povlsen

Es soll ein schöner Urlaub auf Sri Lanka für die Familie des Modeunternehmers Anders Holch Povlsen werden. Zur Modegruppe des reichsten Manns Dänemarks gehören unter anderem die Marken Vero Moda, Jack&Jones und Only. Doch dann greifen islamistische Selbstmordattentäter drei Kirchen und vier Hotels an, darunter die Unterkunft der Familie Holch Povlsen. Er und seine Frau verlieren drei ihrer vier Kinder. Kurz nach dem Anschlag ziehen 250 Anwohner, Nachbarn und Freunde der Familie mit Fackeln zum Wohnsitz der Holch Povlsens, um ihnen ihre Anteilnahme auszudrücken. Das Ehepaar Holch Povlsen kommt hinzu, zusammen halten sie vier Schweigeminuten ab. Nach der Beerdigung bedankt sich die Familie für den Zuspruch in einem Schreiben, dass sie in einer dänischen Lokalzeitung veröffentlicht. Die Anteilnahme habe ihnen Stärke gegeben. Mittlerweile hat die Familie Zwillingszuwachs bekommen.

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