Richtig vererben Wie Unternehmer ihre Nachfolge regeln

Seite 3/5

Qualitäts-Check für Führungskräfte

So wie beim Gipshersteller Knauf. Seit der Gründung 1932 wurde der Mittelständler aus dem fränkischen Iphofen immer von einem Familienmitglied geleitet – bis zum Jahr 2008. Als sich die Vettern Nikolaus und Baldwin Knauf aus dem operativen Geschäft zurückziehen, ist die nachfolgende Generation noch zu unerfahren.

Keinem der Junggesellschafter, die schon im Unternehmen arbeiteten, trauen die beiden Chefs den Sprung an die Firmenspitze zu. Stattdessen übernehmen erstmalig zwei familienfremde Gesellschafter die Geschäfte. Unter ihrer Ägide etabliert Knauf einen Qualitäts-Check für Führungskräfte, den 2012 alle Manager absolvieren, egal, ob Enkel des Firmengründers oder erst kürzlich von der Konkurrenz eingekauft. Dabei überzeugt auch Baldwins Sohn Alexander, der im Januar 2013 als nächster der Gips-Dynastie die Geschäftsführung übernimmt.

Familienunternehmen

„Eine solche Bewertung von außen sichert nicht nur die Objektivität“, sagt Tom-Arne Rüsen, geschäftsführender Direktor des Wittener Instituts für Familienunternehmen. „Dadurch erhalten Nachfolger eine Legitimation, die nicht nur von liebenden Eltern kommt. Sie brauchen sich weder vor Neidern aus der Familie noch vor den Mitarbeitern zu rechtfertigen.“

Das mussten auch die Unternehmerkinder Claudia und Pascal Bikar nie. Gemeinsam mit ihrem Vater Aleksandar stehen sie Anfang Dezember im Rohbau einer neuen Werkshalle am Standort im thüringischen Korbußen. Der Vater lässt sich genau erklären, wo ab März riesige Kreissägen Metall zurechtschneiden und wie das automatisierte Hochregallager funktionieren soll.

„Sehr gut“, sagt er und lächelt. Seine Kinder haben ihm mal wieder bewiesen, was sie können. Wie schon damals, als sie die erste Halle in Korbußen fertigstellten. „Ich habe nie daran gezweifelt, dass die beiden unser Unternehmen gut weiterführen“, sagt Aleksandar Bikar, der gemeinsam mit seinem Bruder Konstantin 2011 alle Anteile auf Claudia und Pascal sowie deren jüngere Cousins übertragen hat. „Trotzdem mussten sie uns zeigen, wie gut sie sind. Uns war es von Anfang an wichtig, dass sie sich sowohl außerhalb als auch in der Firma beweisen.“

Typische Betriebsausgaben von Selbstständigen

Der Großhandel für Aluminium, Kupfer, Messing und Bronze, den der Großvater 1962 in einer selbst gebauten Garage in der Kleinstadt Bad Berleburg im Rothaargebirge gegründet hat, prägt schon die Kindheit von Claudia und Pascal. Sie begleiten ihren Vater regelmäßig zur Arbeit. „Nichts war aufregender, als Stapler zu fahren“, erinnert sich die heute 35-Jährige. In den Schulferien jobben sie im Lager, verpacken Ware, stöbern in den Bestelllisten. „Schon als Jugendliche“, sagt Pascal Bikar, „wussten wir, welche Legierung wozu geeignet ist und wie gerade die Metallpreise stehen.“

Beide studieren Betriebswirtschaftslehre – Claudia heuert während des Studiums beim Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund an, geht dann für einen Aluminiumhersteller nach Indien und Frankfurt. Ihr vier Jahre jüngerer Bruder sattelt nach dem Studium einen MBA in Miami drauf, den sein damaliger Arbeitgeber, eine US-Großbank, finanziert.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%