Risikomanagement Es wird schon nichts passieren

Der Mittelstand lebt gern gefährlich: Krisen und steigende Preise können die Bilanz schädigen. Trotzdem haben nur 57 Prozent der Unternehmen ein Risikomanagement. "Katastrophe" sagt die Deutsche Bank, "gar nicht schlecht", findet das Institut für Mittelstandsforschung.

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Schmid mit einem glühenden Stück Eisen Quelle: AP

Die Deutsche Bank hat sich beim Mittelstand umgehört und herausgefunden, dass fast die Hälfte der Unternehmen dem Risiko keine große Bedeutung beimisst. Dabei sind die Mittelständler in Süddeutschland noch laxer als die Kollegen im Osten oder dem Norden. Und das, obwohl die Risiken für Unternehmer - gerade in Zeiten der Eurokrise - vielfältig sind: Rohstoff- und Energiepreise sind volatil, die Nachfrage aus den Schuldenstaaten ist gering, auch Amerika muss sein Geld zusammen halten. "Unternehmen müssen heute stärker als in der Vergangenheit Marktrisiken in ihre Planung einbeziehen, um flexibel auf Schwankungen der Märkte reagieren zu können", sagt Ulrich Schürenkrämer von der Deutschen Bank.

Konkret sehen Unternehmer in Preisschwankungen bei Rohstoffen das größte Risiko (59 Prozent), gefolgt von schwankenden Energiepreisen (45 Prozent). Nahezu jedes dritte Unternehmen hält Währungsrisiken für das Geschäft für gefährlich. Nur was die Liquiditätsrisiken abgeht, werden die Manager entspannter. Noch 2009 hielten 47 Prozent dies für kritisch, im vergangenen Jahr waren es nur noch 40 Prozent.

Alle sorgen sich, nur die Hälfte beugt vor

Sie machen sich also allesamt Sorgen um Geld, schwankende Preise und Energie. Der eine mehr, der andere weniger. Da kann es verwundern, dass insgesamt nur 57 Prozent der befragten 400 Unternehmen ein Risikomanagement haben. Nur 68 Prozent halten ein solches System für wichtig oder sehr wichtig. 2009 waren es noch 82 Prozent. "Der Eindruck der Finanzmarktkrise verblasst eben ein bisschen", sagt Ljuba Haunschild vom Institut für Mittelstandsforschung in Bonn. Es gebe derzeit keine emotionale Wahrnehmung einer Krise. Zwar spreche alles von der Rezession, mit der deutschen Wirtschaft gehe es aber dennoch bergauf. Wenn auch nur in kleinen Schritten.

Schürenkrämer hält dagegen. Für ihn ist "ein professionelles Risikomanagement in jeder Marktsituation ein Muss." Auch wenn man gut durch die Krise gekommen sei. "57 Prozent sind gar nicht schlecht. Das ist sogar erstaunlich viel", sagt Haunschild. Immerhin müsse man bedenken, dass ein professionelles Risikomanagement - also eines, das über die übliche Planung hinausgeht, noch nicht als allgemeines Instrument wahrgenommen werde, "Das ist nicht alltäglich", sagt sie. "Gerade bei kleinen Unternehmen nicht."

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