Rolf Dobelli Warum Gelassenheit die Karriere befeuert

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Ist Nachrichtenkonsum notwendig?

Regen Sie sich niemals auf?
Doch, natürlich, aber ich versuche, negative Gefühle auszublenden. Die griechischen Philosophen nannten diese Fähigkeit Ataraxie, was so viel heißt wie Gemütsruhe und Gleichmut.

Ist Nachrichtenkonsum nicht notwendig, um Stimmungen mitzubekommen?
Was soll daran so wichtig sein?

Wenn Sie wichtige Themen gar nicht mitbekommen, schreiben Sie womöglich Bücher über Themen, die niemanden interessieren.
Ich schreibe nie für den Markt, sondern immer über Themen, die mich interessieren. Bei „Die Kunst des klaren Denkens“ suchte ich ein Buch, das diese Themen in einer Art Enzyklopädie zusammenfasst. Das gab es aber nicht, also hab ich es selber geschrieben. Vor ein paar Jahren fragte ich mich, wie eigentlich ein gutes Leben gelingt – also bin ich wieder auf die Suche gegangen.

Und dann sagten Sie sich: Nachrichten brauche ich nicht?
Ja. Sie stören meinen Seelenfrieden, denn die meisten Nachrichten sind nun mal negativ. Außerdem empfinde ich sie als Zeitverschwendung. Da lese ich lieber ein gutes Buch, schreibe, spiele mit meinen Söhnen oder denke nach. Man hat weniger Stress und mehr Ruhe.

Deshalb machen Sie auch einen Bogen um die sozialen Medien.
Genau. Auf den ersten Blick ersparen uns Technologien Zeit und Geld. Doch sobald man eine Vollkostenrechnung anstellt, löst sich diese Ersparnis in Luft auf. Eine Grundregel des guten Lebens lautet: Was nicht wirklich etwas bringt, kann man sich sparen. Das gilt ganz besonders für Technologie. Knipsen Sie lieber erst Ihr Hirn an, bevor Sie zum nächsten Gadget greifen.

Gibt es denn ein Denkwerkzeug, das auch in einen Tweet passt?
Vermeide Situationen, in denen du Menschen verändern musst.

Für einen CEO ziemlich schwierig.
Finde ich nicht. Ich stelle keine Menschen ein, deren Charakter ich verändern müsste – weil ich es gar nicht könnte. Ich tätige keine Geschäfte mit Leuten, deren Temperament mir nicht passt – egal, wie hoch der vermeintliche Gewinn wäre. Und ich würde nie die Führung einer Organisation übernehmen, wenn ich das Mindset der Menschen dieser Organisation verändern müsste.

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