Serie Arbeitsrecht Wie Angestellte in die Coaching-Falle gelockt werden

Unternehmen greifen immer öfter zu Tricks, wenn sie sich von Führungskräften trennen möchten. Schon ein einfaches "Coaching" kann zur Falle werden.

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Die schrägsten Kündigungen
"Ich kündige", sagte die Figur aus dem Spiel Super Mario immer dann, wenn sie Taler einsammelte. Ein Softwareentwickler kündigte, in dem er seinem Chef ein Computerspiel überreichte, in dem die Figur immer wieder diese Worte wiederholte. Quelle: dapd
Normalerweise verraten diese Schilder, Details zu Preisen und Stoffen. Ein Engländer nutzte eines der Etikette, um seinen Chef heftig zu beschimpfen. Quelle: dpa
Er verließ das Flugzeug noch vor der Landung über die Notfallrutsche: Ein Flugbegleiter rutschte nach einer Auseinandersetzung aus dem Flugzeug. Er wurde anschließend verhaftet, spektakulär war sein Abgang mit Sicherheit. Quelle: AP
"Der Designer, den Sie wie den letzten Dreck behandeln, hat unerwartet gekündigt" - diese Fehlermeldung erschien als Kündigung überraschend auf dem Bildschirm eines Chefs. Quelle: AP/dpa
Eine Kündigung auf einem Kuchen - geht nicht? Doch. Ein Brite brachte an seinem Geburtstag einen Kuchen und überreichte diesen zusammen mit der Kündigung direkt seinem Chef. Auf dem Kuchen stand mit schwarzer Glasur das Kündigungsschreiben. Quelle: dpa

Was eigentlich wie eine Fortbildung daher kommt, kann sich als böse Falle entpuppen. Etwa wenn ein Werbeagenturchef einem seiner Abteilungsleiter mit einem Dutzend Mitarbeitern - aus heiterem Himmel - ein Führungskräfte-Coaching vorschlägt. Der Mann hatte gerade eben seine Feedback-Gespräche mit seinen Leuten hinter sich gebracht, ohne dass sich dabei irgendetwas Negatives über ihn herausgestellt hätte.
Warum er das tun solle? Die überraschende Begründung des Werbeagenturchefs: Es gebe "gewisse Defizite" im Umgang mit seinen Mitarbeitern. Ganz abgesehen davon, dass dieses Führungskräfte-Coaching doch auch eine Fortbildungsmaßnahme sei und er sich danach für größere Aufgaben auf der Karriereleiter empfehlen könne.

Über die Serie


Doch wie war das? "Gewisse Defizite?" Die Formulierung sollte misstrauisch machen, doch gepaart mit der Aussicht auf höhere Weihen, bleibt den meisten, die so ein Angebot bekommen, keine echte Wahl. Wer´s ablehnt gilt sofort als Bremser und Verweigerer, womöglich mit charakterlichen Mängeln.

Manipulierte oder gekaufte Coaches

Der Haken an der Sache, der jedoch nicht erkennbar ist: Angeheuert wird für solche Aufträge ein Coach, der dem Unternehmen ein Ergebnis abliefert, das es selbst vorher bestimmt. Dann zeigt das angebliche Coaching, dass die Führungskraft untauglich ist.

Der Coach liefert einen zehnseitigen Abschlussbericht, den nicht nur der Proband bekommt, sondern auch der Arbeitgeber. Für den ist dieses Dossier wiederum ein Anlass und auch gleich das Argument, um mit dem Abteilungsleiter unversehens Exit-Verhandlungen zu beginnen. Das Ziel: Die Führungskraft möglichst billig loszuwerden. Ohne Abfindung.

Für die WiWo klärt Arbeitsrechtler Christoph Abeln über die fiesen Tricks der Unternehmen im Umgang mit Führungskräften auf.


Die andere Variante funktioniert so: Das Unternehmen manipuliert und gibt dem Coach ein falsches Anforderungsprofil vor. Dem entspricht der Betreffende nicht und bekommt das dann schwarz auf weiss mitgeteilt. Endstation Abfindung.

Besser selbst einen Coach aussuchen

Fazit: Wann immer das Unternehmen aus heiterem Himmel einen Coach alleine aussucht, schickt und bezahlt, ist Vorsicht geboten. Wem so mitgespielt wird, der sollte versuchen, die wahren Hintergründe, die Hidden Agenda, herauszufinden und selbst möglichst ein Vertrauensverhältnis zum Coach aufzubauen.
Die einzige Handlungsoption: Man kann darauf bestehen, selbst einen Coach auszusuchen und die Zwischenschritte schriftlich zu dokumentieren, um am Ende keine böse Überraschung zu erleben.

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