Serie Familienunternehmen: Griesson - de Beukelaer Die Erfolgsfaktoren des Keks-Königs

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Die nächste Nachfolge

Für Land ist es nun an der Zeit, wiederum seine Nachfolge gemeinsam mit der Familie zu klären. Der nächste Chef wird wohl aus der dreiköpfigen Geschäftsführung kommen. „Das Gremium ist jetzt so aufgestellt, dass wir den Übergang realisieren könnten. Die Strukturen und die personelle Besetzung passen“, sagt Land. Das war nicht immer so. Bei der Suche nach seinem Nachfolger langte er auch mal daneben. „Leider habe ich mich an der einen oder anderen Stelle bei der Personalauswahl deutlich geirrt. Aber wir haben ja schon sehr frühzeitig mit der Nachfolger-Suche begonnen. So lassen sich Irrtümer korrigieren.“

Einer der drei Kandidaten kennt die Rolle des Kronprinzen nur zu gut. Andreas Nickenig, bei Griesson-de Beukelaer zuständig für Vertrieb und Marketing, galt schon beim Gummibärchenhersteller Haribo als möglicher Nachfolger von Haribo-Chef Hans Riegel. Doch zuletzt war die Zusammenarbeit zwischen den beiden immer schwieriger geworden. Der Haribo-Zampano galt als dominant und erratisch in seinen Entscheidungen. Es soll zu harten Auseinandersetzungen gekommen sein. Nickenig warf hin.

Ähnlich unappetitlich wird es in der Zusammenarbeit mit Plätzchen-Prinz Land wohl nicht werden. Land gilt als besonnen und sachlich, in der Sache aber eloquent und leidenschaftlich. Dies blitzt auf, wenn er von seiner Schwester erzählt, einer Trauma-Psychologin, die Menschen helfe, denen sonst keiner hilft. Verbrechensopfern, Katastrophenhelfern, Flüchtlingen. Die sich auf vorbildliche Weise für die Gesellschaft verdient mache und dafür ganz mies bezahlt werde.

Solche Menschen seien Vorbilder für ihn – und natürlich Heinz Gries. Land: „Es ist ein riesiges Privileg, das ich mit so einem Menschen schon so lange zusammenarbeiten kann.“ Dabei ist es bis heute der Senior, der zu seinem schlanken, hochgewachsenen Teilhaber aufschauen muss. Land überragt den Mann mit mit den gescheitelten, schneeweißen Haaren um eine Kopflänge.

Rückzug ist Rückzug

Für Gries waren halbgare Kompromisse stets ein Graus. Rückzug ist Rückzug. Auch wenn er bei mancher Entscheidung seines Teilhabers schlucken musste. Etwa als dieser verkündete, Griesson werde sich aus dem Geschäft mit saisonalem Gebäck wie Lebkuchen verabschieden. „Mein Vater hat sich konsequent zurückgezogen und nicht dazwischengefunkt“, sagt Sohnemann Peter, der einzige Gries, der operativ im Familienunternehmen tätig ist. Der 47-Jährige leitet die Öffentlichkeitsarbeit. Seinen Audi mit dem Kennzeichen „KO-P“ parkt er übrigens irgendwo auf dem Parkplatz, wo gerade Platz ist.

Peter Gries ist alles andere als der düpierte Sohn, der von seinem Vater bei der Nachfolge übergangen wurde. Dass sein Vater zum damaligen Zeitpunkt seinen Nachfolger extern suchte, sei für ihn absolut okay. „Ich war selbst zu jung und hatte auch keine wirklichen Ambitionen.“ Zudem trage er heute als Mitglied des Stiftungsrates selbst die Verantwortung für die Zukunft des Unternehmens und die nächsten Generationen. Land und Junior Peter verbindet eine freundschaftliche Beziehung. „Zu Andreas habe ich vom ersten Moment an eine sehr enge und vertrauensvolle Bindung. Er ist gleichzeitig Mentor und Freund für mich.“

Ende des Jahres wird Land 60. „Wie lange ich hier noch der erste Hamster im Rad sein werde, kann ich heute noch nicht genau sagen“, sagt Land. Als Gesellschafter könne er aber auch nach seinem Ausscheiden aus der operativen Führung noch viele Aufgaben im Hintergrund wahrnehmen: „Projekte betreuen, die nicht notwendigerweise den Vorsitzenden der Geschäftsführung brauchen.“

„Wir versuchen die nächste Generation an das Unternehmen zu binden“

Außerdem sei er ein Mensch, der ein Leben neben dem Keks habe. „Ich falle in kein Loch. Aber die tägliche Firma wird mir fehlen. Das weiß ich schon heute.“ Der Prinz wird seine neue Rolle finden.

Wer immer ihm folgen mag, das Erfolgsmodell Land – Firmenchef und Gesellschafter – wird keine Fortsetzung finden. „Wir gehen heute nicht von einer Beteiligung am Unternehmen aus“, stellt Land klar. Auch weil es eine andere Situation sei, ergänzt Peter Gries: „Als Andreas kam, da gab es die Stiftung noch nicht.“ Zweifel am Erfolg und Fortbestehen der Plätzchenbäckerei kommen Peter Gries nicht. Das Unternehmen sei bestens gerüstet und das, „was wir machen konnten, mussten und sollten, ist realisiert“.

Mit dem Unternehmen ist auch die Familie gewachsen. Zu den vier Kindern des Seniors kommen heute elf Enkel und sechs Urenkel. „Wir versuchen schon jetzt die nächste Generation an das Unternehmen zu binden“, sagt Peter Gries. Man habe die Enkelgeneration sehr genau im Blick. „Wir wollen ihnen frühzeitig vermitteln, dass Erbe nicht gleich Geld ist. Erbe ist Verantwortung.“ Und so organisieren Land und Gries Infotage für den Nachwuchs, bei denen die Twens Einblicke in Produktionsprozesse, Vertriebsstrukturen, aber auch in die schnöde Welt der Kalkulationen und Bilanzen bekommen.

Hoffnung auf Enkelnachfolge

„Ich habe die Hoffnung, dass wir irgendwann einen Enkel in der Verantwortung sehen, nicht wahr, Peter? Das wäre der Königsweg“, sagt Land.

Gries strahlt: „Ja, wenn es so kommen würde, wären wir alle sehr glücklich.“ Und dann würde, eines Tages vielleicht, wieder ein Gries ganz vorne auf dem Parkplatz stehen.

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