Und Dittmann wieder Luft hat, sich einem neuen Projekt zu widmen: den Straßenkindern von Afghanistan. Im Januar 2009 bringt er zwei Tonnen Skaterausrüstung und 13.000 Euro nach Kabul, gespendet von Titus-Kunden. Sein Ziel: Über seine Stiftung und den Verein Skate-Aid will er Kindern den Freigeist der Skateboarder nahebringen. Lernt über den Münsteraner CDU-Politiker Ruprecht Polenz den Menschenrechtsveteranen Rupert Neudeck kennen, der damals in Afghanistan Schulen aufbaut. Dittmanns Ziel: ´"anderen zu zeigen, mit dem Skateboard unter den Füßen auf die Füße zu kommen".
Dafür will er an der Universität im afghanischen Herat eine Sportfakultät mit Skateboardstudiengang aufbauen helfen – mit Unterstützung seiner ehemaligen Alma Mater in Münster, wo er bereits Studenten die Balance auf dem Brett lehrt. "Ein tolles Projekt", sagt Dittmann, auf dessen Visitenkarte heute "Anstifter" steht. "Ich fühle mich wieder wie ein Jungunternehmer."
Das Skateboardgeschäft führt seit zwei Jahren Sohn Julius. Dem hatte sein Vater schon früh beigebracht, was er unter Risiko, Verantwortung und Erfolg versteht: erklärt seinem Filius mit elf, wie er seine Jacke in Flammen setzen und gefahrlos als menschliche Fackel durch den Garten rennen kann. Gibt ihm Geld für gute Noten – und knöpft ihm welches ab, wenn die Zensuren zu wünschen übrig lassen. Lässt ihn ein Skateboardvideo produzieren, selbst über das Honorarmodell entscheiden – Garantiesumme oder Erfolgsbeteiligung – und jenseits des vereinbarten Festpreishonorars konsequent leer ausgehen, als sich das Filmchen zum damals bestverkauften seiner Gattung entwickelt.
Heute sagt der Junior dem Senior, wo es langgeht. Fragt seinen Vater per E-Mail unverblümt, was dieser gegen Verluste zu tun gedenke, wenn die GmbH, über die Titus Ami-Schlitten repariert, verkauft oder vermietet, mal in die roten Zahlen rutscht.
"Anfangs musste ich mich an die neue Rollenverteilung gewöhnen", sagt Dittmann, der dieses Jahr 65 wird und am liebsten in Jeans, Turnschuhen, T-Shirt, Karohemd und Wollmütze rumläuft. "Aber mit meinem Sohn ein so tolles Verhältnis zu haben ist wahrscheinlich das schönste Ziel, das ich im Leben erreicht habe."