Serie - Geheimnis meines Erfolgs (II) Titus Dittmann ist der Skateboard-König

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Schlaraffenland fürs Ego

Wie Unternehmen zu ihrem Namen kommen
Eine Frau betankt mit einem Zapfhahn mit der Aufschrift "Aral Benzin" ein Auto Quelle: dapd
Ein Mitarbeiter des Paketdienstleisters DHL trägt ein Paket aus. Quelle: dpa
The Samsung Galaxy Tab 7.7 LTE Quelle: dapd
Steve Jobs, Mitbegründer von Apple, stellt das iPhone in San Francisco, USA vor Quelle: dpa
Finger umschließen aein Gummibärchen. Quelle: dpa/dpaweb
Ein Chemiefacharbeiter auf dem Weg zum höchsten Punkt eines Speichertanks. Quelle: obs
A Thai shopkeeper stocks bottles of Krating Daeng, an original Thai version of the popular drink Red Bull Quelle: REUTERS

Erfolg, der Dittmann bald zu Kopf steigt. Angestachelt vom anstehenden Börsengang eines Skateboard-Internet-Portals zweier Ex-Mitarbeiter, will auch Dittmann ans große Geld. Und zwar schneller als die Konkurrenz. Schließlich ist er als Chef von 20 Tochterfirmen mit 600 Mitarbeitern und 100 Millionen Euro Umsatz "lieber tot als Zweiter". Er überredet seine skeptische Frau durch "Management by Ohrabkauen", holt Investoren an Bord. Kauft für viele Millionen einen maroden Online-Versandhändler, verabschiedet sich aus der Operative, lässt sich von einer Talkshow zur nächsten karren.

Prominenter Gast: Dittmann mit US-Skateboardstar Tony Hawk. (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Privat

"Ein Schlaraffenland fürs Ego", erinnert sich Dittmann, der damals alle Warnsignale des bevorstehenden Niedergangs ignoriert. Etwa, dass 2001 der Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 60 Prozent schrumpft, der Umsatz stagniert und der neue Markt kollabiert. Dass neue Manager, abgeworben von traditionellen Handelskonzernen, keinen Draht zur Kernkundschaft finden. Dass er zwar noch zwei Drittel seines Unternehmens besitzt, aber die Macht im Aufsichtsrat leichtfertig an seine Partner abgegeben hatte. Dass neue Vorstände auf eigene Rechnung und mit Bilanztricks arbeiten, Neuware bei Ebay weit unter Einkaufspreis verticken. Bis, 2004, knapp zehn Millionen Euro Verlust zu Buche stehen, Banken und Investoren das Unternehmen filetieren wollen. Dittmann betäubt sich mit Autorennen und Fallschirmspringen – bis er und seine Frau an einem lauen Herbstabend 2006 die Notbremse ziehen.

Auf der Terrasse des eigenen, reetgedeckten Hauses mit Blick auf Badesteg und Seerosenteich, entscheiden sie, notfalls auf jeglichen Besitz zu verzichten, um wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Als Dittmann das Unternehmen für einen Euro zur Übernahme anbietet, vom Rinderzüchten in Brasilien und einem Nomadenleben in der Sahara erzählt, packen erst die Berater ihre Koffer, dann lenkt auch die Bank ein: erlässt Dittmann zweieinhalb Millionen der zwölf Millionen Euro Schulden und akzeptiert seinen Sanierungsplan. "Das hat nur funktioniert, weil wir keine Existenzangst mehr hatten", sagt Dittmann. "Das ist viel wertvoller als ein paar Millionen in der Tasche."

Dittmann verpfändet Haus und Lebensversicherung, kauft über einen Strohmann die Firma zurück. Setzt auf mittelfristige Rentabilität statt kurzfristige Liquidität, mistet das Sortiment aus, streicht den Etat fürs Online-Marketing, handelt mit Lieferanten Zahlungsverzichte aus – bis die Firma 2008 wieder auf einigermaßen stabilen Füßen steht.

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