Sieg in der Provinz Das sind die CEOs des Jahres

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Immobilienboom durch Niedrigzins

Ganz anders Schumachers Aareal Bank: Neben der professionellen Rhetorik ihres Chefs profitiert das im MDax gelistete Geldinstitut von seinem konservativen Geschäftsmodell. Im Gegensatz zu den Großbanken verzichtet die Aareal Bank auf Filialen, auch vom Investmentbanking hat sie stets die Finger gelassen. Stattdessen konzentriert sich das Unternehmen, das bewusst nicht in der Frankfurter Bankencity residiert, sondern im beschaulichen Wiesbaden im Schatten des Kurhauses seine Zentrale hat, auf Gewerbeimmobilien. Leiht ihr Geld Investoren, die Bürocenter, Hotels, Shoppingmalls oder große Wohnanlagen kaufen. In dieser Nische schlägt sich die kleine Aareal Bank derzeit deutlich besser als die großen Konkurrenten wie Deutsche Bank oder Commerzbank.

Die Frankfurter Platzhirsche hatte Schumacher schon nach dem Studium gemieden: Nach seiner Jura-Promotion an der Uni Hamburg kam er auf Vermittlung eines Tenniskumpels als Trainee zur Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. Der Immobilienbranche sollte er treu bleiben. „Als Chef einer Immobilienbank“, sagt Schumacher, „kann ich jeden Tag sehen, welche nützlichen Objekte wir finanzieren.“

Anders als bei den Konkurrenten, die unter der Situation leiden, spielt der Aareal Bank der anhaltende Niedrigzins in die Karten, hat er doch einen Immobilienboom ausgelöst. So lassen Investoren ihr Geld derzeit lieber in Betongold fließen als in wenig rentable Finanzanlagen. Wegen der starken Nachfrage nach Gewerbeimmobilien kann Immobilienspezialist Aareal hohe Zinszahlungen von seinen Schuldnern verlangen und sich die lukrativsten und sichersten Investitionsprojekte aussuchen. Die Folge: Der für Banken lebenswichtige Zinsüberschuss stieg bei Aareal Bank 2013 um acht Prozent auf 527 Millionen Euro.

Zweites Standbein

Der Erfolg ist nicht nur der günstigen Marktlage zu verdanken, sondern auch den Weichenstellungen Schumachers. Er sorgt seit seinem Amtsantritt 2005 für Vorsicht bei der Kreditvergabe. Damals ächzte die Aareal unter Abschreibungen auf ostdeutsche Immobilien, weil die hohen Erwartungen des Wendebooms verpufft waren. Unter dem jetzigen Chef lässt die Bank nun die Finger von riskanten Neubauten und konzentriert sich auf fertiggestellte Objekte, die bereits vermietet sind. Zudem hat Schumacher das internationale Geschäft ausgebaut, was nicht nur neue Verdienstmöglichkeiten eröffnet, sondern auch die Risiken unter geografischen Gesichtspunkten besser verteilt.

Um nicht nur von der Kreditvergabe abhängig zu sein, baut Schumacher bewusst auf ein zweites Standbein: Die Aareal Bank arbeitet auch als IT-Anbieter für die Wohnungswirtschaft und verwaltet als Hausbank deren Geschäftskonten. Damit bunkern Großvermieter vor allem ihre Mietkautionen bei der Aareal Bank, was das Liquiditätspolster stabilisiert und die Abhängigkeit vom volatilen Kapitalmarkt reduziert. Schumachers Credo: „Wir müssen nach vorne schauen.“

Die 300 Millionen Euro schwere stille Einlage des Bankenrettungsfonds Soffin, die während der Finanzkrise vorsorglich in Anspruch genommen wurde, will er so schnell wie möglich zurückzahlen. Das Geld dafür ist da, nur die Genehmigung der Bankenaufsicht BaFin fehlt – dafür muss die Bank wohl noch den großen Stresstest der Europäischen Zentralbank bestehen. Nervös macht ihn das nicht. „Unsere Kapitalausstattung ist sehr solide.“

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