Sieg in der Provinz Das sind die CEOs des Jahres

Seite 2/5

Ralph Dommermuth: Biedermann und Brandstifter

Mannsgroße Mauszeiger, riesige Router, ein Fensterputzer an einem überdimensionierten Bildschirm. Und überall gut gelaunte Menschen, die durch Callcenter gehen, durch Lagerhallen fahren oder Kunden zu Hause besuchen. „Alles auf einen Mausklick, schnelles DSL, tolle Handys“, beschreibt eine Stimme aus dem Off Bausteine der Firmenphilosophie in dem 50 Sekunden langen TV- und Online-Spot. „Bei 1&1 dreht sich alles nur um eins – um Sie.“

Eine Botschaft, so simpel wie effektiv, so bieder wie erfolgreich: Fast 300 000 Kunden schlossen in den ersten drei Monaten 2013 neue Verträge bei 1&1, davon allein 50 000 für einen DSL-Anschluss – während die Konkurrenz damals in diesem Segment Kunden verlor.

Die erfolgreichsten CEOs börsenorientierter Mittelständler

„Dass wir gegen den Markttrend gewachsen sind, hat mich schon stolz gemacht“, sagt United-Internet-CEO Ralph Dommermuth. „Wir wollten die Menschen mit klaren Botschaften dort abholen, wo sie sich an Winterabenden mit hoher Wahrscheinlichkeit aufhielten – am Computer oder vor dem Fernseher. Nach dem erfolgreichen Start war in 2013 schon früh klar: Das Jahr läuft wie geplant.“

Der Blick auf die Zahlen gibt ihm recht: Knapp 1,1 Millionen neue Verträge schlossen Kunden 2013 ab, im Vergleich zum Vorjahr setzte der Konzern mit knapp 2,66 Milliarden Euro elf Prozent mehr um, der Gewinn kletterte um knapp 25 Prozent auf 407 Millionen Euro, der Aktienkurs um 88 Prozent, der Gewinn pro Aktie um 50 Prozent. Rekord: So gut wie 2013 beendete United Internet noch kein Geschäftsjahr.

„Unser Tagesgeschäft ist gut planbar, das bringt mich nicht mehr um den Schlaf“, erklärt Dommermuth die Logik seines Abonnentengeschäfts. „Wichtig ist, zum Jahresbeginn gut zu starten. Denn je später wir neue Abonnenten gewinnen, umso weniger Umsatz bringen sie fürs laufende Jahr.“

Natürlich würde Dommermuth seine Rekordzahlen nie allein auf den Aufschwung in einem Segment und eine gelungene Kampagne zu Jahresbeginn zurückführen, „das wäre naiv“. Und Dommermuth ist nichts weniger als das. Steckt hinter der scheinbar biederen Fassade und den wenig glamourösen Geschäften doch ein knallhart kalkulierender Unternehmer, der neben den SAP-Gründern zu den wenigen erfolgreichen Selfmade-Unternehmer Deutschlands im IT-Business zählt – weil er das Management-Einmaleins meisterhaft beherrscht – mal als Biedermann, mal als Brandstifter.

Dass der Erfolg 2013 schon so früh absehbar war, liegt nicht zuletzt an der soliden Arbeit der Vorjahre: Laut Marktforschungsunternehmen YouGov kennen knapp 90 Prozent der Deutschen 1&1 als DSL- und Mobilfunkanbieter, auch in Sachen Kundenzufriedenheit belegt das Unternehmen Spitzenplätze. 13,5 Millionen Kunden waren Ende 2013 mit einer der elf Marken des Konzerns vertraglich verbunden. Dommermuths schlichtes, aber bestechendes Erfolgskonzept: „Trends erkennen, Produkte massenmarktfähig machen, Tarife realistisch kalkulieren.“

Das sind die erfolgreichsten CEOs der Welt
Platz 89: Martin WinterkornDer Vorsitzende von Volkswagen landet in der Rangliste der "Harvard Business Review" auf Platz 89. Für die Studie analysierte die Redaktion die Leistung von 832 CEOs weltweit - und zwar im Hinblick auf die Entwicklung der Aktie und der Marktkapitalisierung. Winterkorn ist seit 2007 bei VW und konnte seitdem den Marktwert des Automobilherstellers um 70 Milliarden Dollar steigern. Quelle: dpa
Platz 73: Herbert HainerHerbert Hainer ist seit 2001 Vorsitzender von Adidas, dem zweitgrößten Sportartikelhersteller der Welt mit 110 Tochtergesellschaften. Seitdem hat sich der Marktwert von Adidas um 17 Milliarden Dollar erhöht. Quelle: dpa
Platz 59: Wolfgang ReitzleDer ehemalige Vorsitzende von Linde, Wolfgang Reitzle, schafft es ebenfalls unter die Top 100 der erfolgreichsten CEOs. In seiner Amtszeit von Januar 2003 bis Mai 2014 stieg der Marktwert des Unternehmens um 29 Milliarden Dollar. Quelle: dpa
Platz 41: Ulf SchneiderDer Fresenius-Chef kommt sogar unter die 50 erfolgreichsten Manager der Welt. Unter seiner Führung stieg der Marktwert um 22 Milliarden Dollar. Quelle: dpa
Platz 19: Elmar Degenhart Bester deutscher Manager ist Elmar Degenhart, seit 2009 Vorstandsvorsitzender von Continental ist. Er steigerte den Marktwert des Automobilzulieferers um 38 Milliarden US-Dollar. Quelle: dapd
Platz 10: William DoyleSeit 1999 ist William Doyle CEO bei PotashCorp, dem weltweit größten Hersteller von Düngemitteln für die Landwirtschaft. Der Marktwert von PotashCorp stieg in dieser Zeit um 37 Milliarden Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 9: Mark DoneganSeit 27 Jahren arbeitet Mark Donegan für Precision Castparts, das größte Gießereiunternehmen der Vereinigten Staaten. Seit 2002 ist er dort CEO, die Marktkapitalisierung stieg um 34 Milliarden Dollar.

Etwa mit der Homepage zum Selberbauen für Kleinstunternehmer – Dommermuths Anspruch: so einfach zu bedienen wie Facebook. Mehr als 500 000 Abonnenten hat er davon überzeugt. Oder mit mobilen Internet-Zugängen, seit Sommer 2010 im Portfolio – als Dommermuth den scheinbar ausgereizten Markt mit einer Flatrate für alle Netze aufmischte. Heute ist das Produkt Standard bei allen Wettbewerbern, mit zwei Millionen Kunden schreibt Dommermuth seit Ende 2013 auch hier schwarze Zahlen. „Man muss schon Geduld mitbringen“, sagt er, „auch die besten Ideen machen sich nie sofort bezahlt.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%