McKinsey kommt der Generation Y entgegen und hat die sogenannte "Personal Time" eingeführt. Das heißt, dass sich jeder Mitarbeiter jährlich eine Auszeit von bis zu drei Monaten nehmen kann - für eine besondere Reise, die Familie oder ein anderes Projekt. Thomas Fritz sieht in der aktuellen Generation-Y-Debatte keinen Nachteil für McKinsey. "Was die Generation Y vor allem antreibt, ist persönliche Weiterentwicklung. Und das bieten wir hier."
Weiterentwicklung ist nicht nur ein Angebot, sondern Pflicht. Bei McKinsey gilt "up or out". Nach jedem Projekt bewertet der jeweilige Projektleiter die Mitarbeiter nach einheitlichen, transparenten Kriterien. Ein Personalkomitee, das über Beförderung oder Entlassung entscheidet, schaut sich diese Bewertungen halbjährlich an und gibt den Mitarbeitern ein Feedback. Fällt es negativ aus, bietet es den Beratern Trainings oder andere Unterstützung an. Kann das Komitee trotzdem keine Weiterentwicklung feststellen, kommt es zur Entlassung.
"Es ist kein harter Ausleseprozess, sondern ein gemeinsamer Dialog", sagt Fritz. Jedem Berater steht bei McKinsey außerdem ein Mentor zur Seite. Bei Anne Angsten ist das etwa der Direktor, der das Projekt während ihres Afrika-Praktikums verantwortet hat. "Ich diskutiere mit ihm die großen Fragen, wie, wo ich gerade stehe, welche Herausforderung ich gerade habe", sagt Angsten. "Ich kann mit ihm offen über alles sprechen und muss dabei nicht mein Gesicht wahren, da er nicht über meine weitere Laufbahn entscheidet."
Thomas Fritz stellt heraus, dass Mitarbeiter auch bei Entlassung nicht fallen gelassen werden: "Das Up-or-out-Prinzip ist in erster Linie ein Versprechen. Es bedeutet, dass es immer ein up gibt. Damit Neueinsteiger aber aufsteigen können, müssen Menschen in höheren Positionen ihren Platz frei machen, in dem sie ihrerseits aufsteigen oder eben gehen." Daher begrüße McKinsey es auch, wenn Berater von sich aus zu anderen Unternehmen wechseln. Die Unternehmensberatung unterstützt ihre Ehemaligen dabei, neue Stellen zu finden und hält Kontakt zu ihnen in einem Alumni-Netzwerk.
Von den Kontakten profitiert auch McKinsey - etwa wenn es darum geht, neue Auftraggeber zu gewinnen. Auch bei der Mitarbeitergewinnung setzt das Unternehmen auf Kontakte. Nach einem Event rufen Berater etwa Teilnehmer an, die sie dort kennen gelernt haben, und fragen, ob sie weiter Kontakt halten wollen. Sind die Teilnehmer einverstanden, folgen weitere Einladungen zu Veranstaltungen, bis sich das Studienende abzeichnet. "Dann haken wir nach, ob sich die Person gerne auf eine feste Stelle bewerben möchte", sagt Fritz.
Auf ähnliche Weise hielt auch Anne Angsten nach ihrem Praktikum über das sogenannte McKinsey-College noch Kontakt zum Unternehmen - mit Erfolg. An diesem wolkigen August-Tag freut sie sich drauf, nachher mit ihren Kollegen Kuchen zu essen. Eis steht jeden Tag in der Kölner Niederlassung bereit, am Freitag gibt's außerdem noch Kuchen. Letztlich machen auch solch kleine Annehmlichkeiten die Anziehungskraft eines Arbeitgebers aus.