
Eine leere Parkbank, darunter der Satz: Irgendwann erzählt jeder von der besten Zeit im Leben. "Das Plakat gefällt mir einfach", sagt der Recruiting-Direktor der Unternehmensberatung McKinsey & Company, Thomas Fritz, und schaut auf das Werbeposter hinter seinem Schreibtisch. "Ich sage nicht, dass nach McKinsey nicht noch bessere Zeiten im Leben kommen, aber Sie müssen mal sehen, wie das ist, wenn alle zwei Jahre unsere Alumni zusammen kommen und von früher erzählen. Unsere Ehemaligen bleiben dem Unternehmen verbunden, alle hatten hier eine tolle Zeit."





2001 stieg Fritz selbst als Berater bei McKinsey ein, seit fünf Jahren leitet er vom Kölner Standort aus die deutsche Recruiting-Abteilung. Dabei ist der 38-Jährige in einer komfortablen Situation: "Wir haben es sogar ins Unnütze Wissen der Neon geschafft, dass sich 23 Prozent aller deutschen Einser-Abiturienten bei McKinsey bewerben", sagt er. Für 2013 sind rund 10.000 Bewerbungen auf feste Stellen eingegangen, geplant sind nur bis zu 230 Einstellungen. "Es können aber durchaus mehr werden. Wir sind im deutschen Büro so gut ausgelastet wie selten." Insgesamt wird McKinsey dieses Jahr von 2.100 auf 2.300 Mitarbeiter anwachsen. Auch 2014 soll die Zahl weiter steigen, um wie viel steht noch nicht fest.
Außer McKinsey wächst auch die Gesamtbranche. Laut der Bundesagentur für Arbeit beschäftigten Deutschlands Unternehmensberatungen 2012 rund 153.000 Mitarbeiter, das sind vier Prozent mehr als im Vorjahr. Grund sind die branchenweit gut gefüllten Auftragsbücher, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands deutscher Unternehmensberatungen (BDU), Christoph Weyrather: "Beratungsgeschäft ist persönliches Geschäft. Wenn Sie in dieser Branche wachsen wollen, brauchen Sie mehr Personal." McKinsey selbst veröffentlicht keine Umsatzzahlen, der Branchenumsatz stieg laut BDU 2012 im Vorjahresvergleich um acht Prozent und erreichte 22,3 Milliarden Euro. All die expandierenden Beratungsfirmen kommen sich auf dem Arbeitsmarkt in die Quere. "Der War for Talent ist definitiv schärfer geworden", sagt Weyrather. "McKinsey als großer Name wird damit aber keine Probleme haben."

Das Image von McKinsey und anderen Beraterfirmen hat Frank Höselbarth untersucht. "McKinsey ist eine klare Ivy-League-Beratung, eine der besten Unternehmensberatungen der Welt", sagt der Inhaber der Frankfurter Agentur People and Brand, die alle zwei Jahre Manager nach ihrer Meinung zu Beratermarken befragt. Was Elite-Unis, wie Harvard und Yale aus der US-Hochschulsportliga "Ivy League", für die Wissenschaft bedeuten, sind McKinsey, Bain oder die Boston Consulting Group für die Beraterbranche. Schon Anfang der 1950er Jahre versuchte der damalige McKinsey-Chef und Absolvent der Harvard Law School Marvin Bower alle der besten Studenten der Harvard Business School, die sogenannten Baker Scholars, zu rekrutieren.