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Talentmanagement Talent ist nichts für Kennzahlfetischisten

Das Wort "Talentmanagement" ist in aller Munde. Ein genialer PR-Coup von McKinsey. Doch wer meint, talentierte Menschen managen zu können, wird sie bald los sein. 

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Die besten Wege zum Erfolg
So beharrlich wie möglich: Oft sind nicht die Klügsten, Schönsten, Begabtesten die Erfolgreichsten. Talent wird überbewertet. Auch der Talentierteste scheitert, wenn er beim ersten Rückschlag aufgibt. Die wirklich Erfolgreichen sind die, die nicht aufgegeben haben. Solange das Pferd nicht wirklich tot ist, sollten Sie weiterreiten!
So einfach wie möglich: Einfach heißt aber nicht bequem. Einfache Lösungen zu finden ist im Gegenteil recht unbequem. Man muss dafür nachdenken. Für die Gehaltsverhandlung heißt das zum Beispiel, bei einem einfachen Argument zu bleiben: Ich leiste sehr viel mehr, will aber nur ein wenig mehr Geld. Das ist nur fair! Das ist gerecht! Das entspricht dem Leistungsprinzip! Völlig egal, ob es der Firma schlecht geht. Wenn ich mehr leiste, geht es der Firma automatisch besser.
So klein wie möglich:Niemand würde eine Wassermelone am Stück schlucken. Aber bei Aufgaben und Problemen versuchen wir das oft. Fragen Sie sich: Was ist der kleinstmögliche Schritt in Zielrichtung, den ich jetzt sofort angehen kann? Wie schon Einstein sagte: "Die Natur macht keine Sprünge." Also machen Sie auch keine. Machen Sie kleine Schritte.
So quer wie möglich:Machen Sie nicht das, was Sie immer machen.  Fragen Sie sich lieber: Wenn das Bewährte, Normale und Gewohnte nicht funktioniert, was wäre dann zur Abwechslung mal eine verrückte, abnormale, quer gedachte, ungewohnte Lösungsoption? Denken Sie dabei vor allem an jene Optionen, die Sie beim ersten Gedankenspiel sofort verworfen hatten. Vielleicht funktioniert es doch!
So direkt wie möglich:Wenn Sie einen Vortrag beim Chef halten sollen und nicht wissen, wie er es gerne hat, dann fragen Sie nicht ihre Kollegen. Fragen Sie den Chef selbst: "Möchten Sie Zahlen und Grafiken oder was erwarten Sie von mir?" Das erfordert Mut, aber auf die Antworten können Sie sich verlassen.
So energisch wie möglich: Für vieles fehlt uns ganz einfach der nötige Mumm. Aber Mut wächst durch Übung und nur durch Übung. Oft kommt man zum Mut auch über die Wut. Nutzen Sie ihre Wut nicht für einen cholerischen Anfall, sondern für den Impuls das zu tun, was Sie zum Erfolg führt.
So ehrlich wie möglich:Seien Sie vor allem ehrlich zu sich selbst. Ehrlich motiviert am besten. Und ehrlich funktioniert am besten. Wer ehrlich und aufrichtig zu sich selbst und seinen Wünschen steht, ist authentisch.

1997 veröffentlichten Berater von McKinsey einen Bericht über eine große Befragung von 13000 Managern in 120 Unternehmen. Das Ergebnis war eigentlich banal: Unternehmen, die gute Manager anziehen, fortbilden und halten, sind wirtschaftlich erfolgreicher. Aber der Tenor der Studie und ihr Titel wirken bis heute nach: "War for Talent".

Die martialische Rhetorik ist geschmacklos und unpassend, aber sie blieb in den Köpfen hängen. "Talent" sei die wichtigste Ressource in den kommenden Jahrzehnten, und "Talentmanagement" daher die entscheidende Aufgabe für Manager der Zukunft.

Management-Sprache klingt wissenschaftlich

Seither ist Talentmanagement in der einschlägigen Literatur sowohl an Unis und Business Schools als auch bei Praktikern in den Personalabteilungen ein Dauerthema. Und das obwohl nicht mal unter  Betriebswirtschaftsprofessoren, die darüber lange Aufsätze schreiben, genau geklärt ist, was unter dem Begriff überhaupt zu verstehen sei.

Talent soll also gemanagt werden? Geht das überhaupt? Natürlich nicht.

Begriffe der Management-Sprache entstehen nicht wie wissenschaftliche Begriffe, um etwas möglichst genau zu bezeichnen, sondern weil Manager oder Berater ihr eigenes Tun als besonders gut und wichtig darstellen wollen. Management-Sprache klingt wissenschaftlich, ist es aber meist nicht. Die Berater von McKinsey haben den Begriff nicht zum Zwecke wissenschaftlicher Erkenntnis geprägt, sondern um ihr Geschäftsfeld zu bestellen.

Talent ist nicht gleich Talent

In diesem Fall geht es darum, eine unternehmerische Aufgabe, die so alt ist wie das Unternehmertum selbst, mit neuem sprachlichen Glanz zu umgeben. Auch als Alfred Krupp nach 1826 mit sieben Mitarbeitern ein Stahlimperium schuf, musste er vor allem dafür sorgen, die geeigneten Arbeiter, Ingenieure und Kaufleute einzustellen und ihnen Aufgaben übertragen, für die sie die passenden Fähigkeiten mitbrachten. 

"Talent" ist  ein positiver Begriff. Mozart und Einstein waren große Talente. Man schmeichelt damit also sich selbst und denen, die man anspricht. Für Talentmanager ist Talent aber nicht, was man außerhalb der Personalabteilungen darunter versteht, nämlich "individuelle Befähigung zu bestimmten Leistungen", die manchen Menschen in die Wiege gelegt ist. Gerald Draht, Business Partner HR Development bei der CARGLASS GmbH, definiert ein Talent in einem Beitrag als "Mitarbeiter mit einer besonderen und wichtigen Fähigkeit für das Unternehmen". Mozart oder Einstein wären für die meisten Unternehmen also kein Talent. Ein Metzgerlehrling kann es durchaus sein, zumindest für ein Fleischverarbeitungsunternehmen.

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