




Trauer lähmt. "Ich war ständig den Tränen nahe und musste oft die Tür zu meinem Büro schließen, um zu weinen", berichtet eine Studienteilnehmerin des kanadischen Grief Recovery Institute in einer Studie zum Thema Trauer am Arbeitsplatz. "Ich hatte schon Schwierigkeiten, die Minimalanforderungen zu erfüllen." Eine andere sagt, sie habe zwar in ihrem Job funktioniert - sei allerdings weit von ihrer sonstigen Leistungsfähigkeit entfernt gewesen.
Der Tod eines Menschen stellt nicht nur Angehörige und Freunde vor große Herausforderungen. Auch Manager, Betriebs- und Personalräte müssen sich mit dem Ende des Lebens - und dem richtigen Umgang mit Trauer am Arbeitsplatz - befassen.
Wer trauert, funktioniert nicht
Letztes Jahr starben in Deutschland 852.359 Menschen - an Alter, Krankheiten, Unfällen, durch Gewalttaten oder Suizid. Mehr als 130.000 davon starben, während sie im sogenannten berufsfähigen Alter waren. Das holt den Tod aus einem rein privaten Umfeld hinein in die Büros und Fabriken, an die Fließbänder genauso wie an die Hebebühne einer Kfz-Werkstatt.
Doch auch wenn es nicht der Kollege oder der Vorgesetzte ist, der stirbt, müssen Trauer und der richtige Umgang damit für Unternehmen ein Thema sein: Laut Statistiken sind pro Trauerfall fünf bis zehn Personen intensiv und emotional betroffen.
Wer Bruder, Schwester, Vater, Mutter, Ehepartner oder sein Kind verliert, hat in der Regel Anrecht auf zwei Tag Sonderurlaub - nach Paragraph 616 des Bürgerlichen Gesetzbuches bekommt ein Arbeitnehmer bezahlten Sonderurlaub, wenn er "für eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird."
Doch selbst nach zwei oder sechs Wochen kann von einem Trauernden nicht verlangt werden, wieder volle Leistung zu bringen. Und auch ein Mitarbeiter, der seinen langjährigen Kegelbruder, eine Cousine oder einen guten Freund verloren hat, bringt keine 100 Prozent Leistung - Verwandtschaftsgrad hin oder her.