Transfergesellschaft des TÜV Nord für Opel Weiterbildung verboten, kaum Jobs in Aussicht

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Druck auf die Transfergesellschaft steigt


Derzeit würden in der Transfergesellschaft des TÜV Nord die Ärmel hochgekrempelt, so Welwei. "Weil Opel und die Bundesagentur für Arbeit sehr viel Geld in diese Transfergesellschaft investiert haben, steigt im zweiten Transferjahr jetzt auf einmal der Druck." Denn wer nach einem Jahr Transfergesellschaft immer noch keinen neuen Job gefunden hat, bekommt von Opel ein weiteres Jahr seinen Lohn - auch, wenn er nur zu Hause rumsitzt. "Jetzt sollen möglichst viele wieder in Jobs vermittelt werden. Die gehen dann teilweise in Zeitarbeit oder werden in andere befristete Angebote vermittelt, Hauptsache, sie sind raus der Statistik", so Welweis Erfahrung.

Natürlich gebe es auch echte Vermittlungserfolge - allerdings nur bei den Kollegen, die bereit waren, die Zelte in Bochum vollständig abzubrechen: "Wer mobil und flexibel ist, hat wieder einen Job bekommen – in München oder Leipzig. Aber wer als älterer Arbeitnehmer seinen Lebensmittelpunkt, seine Familie, soziale Bindungen und sein Häuschen in Bochum hat, der lässt sich auf so ein Abenteuer nicht mehr ein", sagt Welwei.

Und die Unternehmen in der Umgebung legten wenig Wert auf Ingenieure um die 50. "Weil die Unternehmen überwiegend auf jüngeres Personal setzen, sind die qualifizierten Fachkräfte um die 50 fast alle zu Hause oder nehmen vereinzelt an Qualifizierungsmaßnahmen teil."

Opel in Bochum von 1962 bis 2014

Und auch bei Weiterbildungen sei die Transfergesellschaft des TÜV Nord eine Enttäuschung für ihn gewesen: "Ich wollte eine Weiterbildung machen, die zu meiner Qualifikation passt, aber von der Transfergesellschaft kam bis jetzt kein entsprechendes Angebot, also habe ich mich im vergangenen Jahr auf eigene Faust weitergebildet und die Kosten selbst getragen.

Im Nachhinein wurde mir gesagt, dass ich das gar nicht gedurft hätte, weil ich in der Zeit der Qualifizierung nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestanden habe." Dabei handelte es sich um ein berufsbegleitendes Fernstudium, das überwiegend während der üblichen Feierabendzeiten stattfand.

Darüber hinaus gibt es in der Transfergesellschaft keinen Arbeitsalltag, vor dem sich Welwei durch seine Weiterbildung hätte drücken können. Man habe sich alle zwei Wochen, manchmal auch noch seltener, mit den Beratern getroffen. "In Transfergesellschaften werden die Leute oft zwölf Monate lang verwahrt – ohne Struktur, ohne geregelten Alltag und ohne Aufgaben", bestätigt auch Schauenburg.

Die Leute säßen zu Hause und drehten Däumchen. Und das hat Folgen: "Man darf nicht vergessen, dass Menschen, die ein Jahr vom Arbeitsmarkt weg sind, als langzeitarbeitslos und schwer vermittelbar gelten", so Schauenburg.

Welwei will sich nun um sich selbst kümmern und nicht weiter darauf hoffen, dass die Berater der TÜV Nord Transfer einen Job für ihn finden. Auch einige seiner ehemaligen Kollegen nehmen ihr Schicksal jetzt wieder selbst in die Hand.

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