Trends in Personalabteilungen Wird der Mitarbeiter bald König?

Mitarbeiter werden in Zukunft vor allem als lernbereite Generalisten geschätzt. Quelle: imago images

Unternehmen sorgen sich mehr denn je um ihre Mitarbeiter. Einer Umfrage unter Führungskräften zufolge ist das Halten und Weiterqualifizieren von Mitarbeitern der Megatrend in den Personalabteilungen.

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Führungskräfte im deutschsprachigen Raum stehen dem digitalen Wandel in Unternehmen eher zuversichtlich gegenüber. Das ist der Tenor des aktuellen Human-Ressources-Reports des Personaldienstleisters Hays. Das Schreckensszenario, das einige Forscher in den Anfängen der Digitalisierung gezeichnet hatten, bewahrheitet sich demnach nicht. Allerdings sind bemerkenswerte Verschiebungen zu beobachten – in der Setzung von Schwerpunkten bei Führungsaufgaben wie auch bei den Beschäftigten.

An den grundsätzlichen Aufgaben rund um die Personalarbeit hat sich zwar wenig geändert. Angesichts von Fachkräftemangel und steigenden Anforderungen verfestigen sich die Entwicklungen der vergangenen Jahre aber. Zentrale Herausforderungen bleiben Mitarbeiterbindung, Förderung der Beschäftigungsfähigkeit und Flexibilisierung der Arbeitsstrukturen.

Befragt wurden für den HR-Report mehr als 800 Führungskräfte aus unterschiedlich großen Unternehmen. Darunter befanden sich zu 17 Prozent Mitglieder von Geschäftsführungen, zu 21 Prozent Mitarbeiter aus Fachabteilungen ohne Führungsaufgabe, zu 22 Prozent Führungskräfte in Personalabteilungen und zu 40 Prozent Führungskräfte in Fachabteilungen.

Notwendige Kompetenzen Quelle: Hays

Die meisten Befragten erwarten, dass sich in den kommenden fünf Jahren die gefragten Kompetenzen bei Bewerbern und Mitarbeitern verändern werden. An vorderster Stelle betrifft das die IT-Abteilungen (43 Prozent), gefolgt von Vertrieb und Kundenservice (32 Prozent) sowie Personalwesen (30 Prozent).

Fachkenntnisse für den jeweiligen Bereich, IT-Grundkenntnisse und Medienkompetenz sind aus Sicht der Befragten die wichtigsten harten Kompetenzen für Mitarbeiter in Unternehmen im digitalen Wandel. Unter den sogenannten Soft Skills dominieren Lernbereitschaft, Lern- und Teamfähigkeit. Auffällig: Trotz des Trends zu mehr Achtsamkeit landet die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse nach Ruhe, Erholung und Aktivität richtig zu erkennen, bei der Einschätzung abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Maßnahmen zur Beschäftigungsfähigkeit Quelle: Hays

Aber was tun Unternehmen ihrerseits, um die langfristige Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter zu fördern? Danach gefragt, nannte jeder zweite Befragte die lebenslange Fort- und Weiterbildung als wichtigste Maßnahme. Direkt darauf folgen Angebote zum Erhalt der Work-Life-Balance (44 Prozent) und zur Gesunderhaltung (39 Prozent).

Offenbar herrscht in vielen Unternehmen aber ein Widerspruch zwischen der zugeschriebenen Bedeutung und der konkreten Umsetzung. So setzen zum Beispiel nur 38 Prozent der Unternehmen den Punkt Fort- und Weiterbildung auch mit Priorität um. Eine Erklärung: Unter den befragten Mitarbeitern war die Maßnahme ungleich populärer als unter den Führungskräften und Geschäftsführern.

Erwartete quantitative Beschäftigungseffekte in einzelnen Funktionsbereichen Quelle: Hays

Der Stellenabbau durch die Digitalisierung wird dem Report zufolge geringer ausgefallen als befürchtet. Betroffen sind unter anderem Personal- und Finanzwesen, wo 16 beziehungsweise 13 Prozent der Befragten erwarten, dass Arbeitsplätze wegfallen werden. Auch in Produktion, Einkauf, Logistik und Kundenservice ist diese Erwartung da – allerdings erwarten weit mehr Befragte in denselben Bereichen keinen Verlust und teils sogar einen Aufbau von Arbeitsplätzen.

Die Menschen, die von negativen Effekten betroffen sein dürften, sind vor allem Mitarbeiter mit mittlerer Qualifikation. Ob sie, wenn ihre alte Tätigkeit wegfällt, für neue Tätigkeiten qualifiziert werden können und wollen, ist eine noch unbeantwortete Frage unter Entscheidern.

Kreativität und Erfahrung sind gefragt

Bei Neueinstellungen schauen Personaler auf andere Merkmale als noch vor einigen Jahren. Soft Skills gesellen sich nun mit gleichem Anteil zu den früher fast ausschließlich gefragten Hard Skills. Generalisten mit themenübergreifenden Erfahrungen haben die besten Chancen, im Zweifel haben Experten einen Vorteil gegenüber Absolventen ohne Berufserfahrung.

Die Präferenzen liegen hier aber naturgemäß je nach Branche woanders: Die Dienstleistungsbranche dürstet nach kreativen Köpfen (60 Prozent), die Industrie nach Mitarbeitern mit Erfahrung (63 Prozent). Ältere Führungskräfte ab 50 Jahren geben Generalisten eher den Vorzug als ihre jüngeren Kollegen.

Das Augenmerk der HR-Experten liegt jedoch eher darauf, die bestehenden Mitarbeiter zu halten, statt neue zu gewinnen. Wenn die Babyboomer in Rente gehen, werden Fachkräfte knapp werden – und die, die man hat, sollen dann tunlichst im Unternehmen bleiben. Nie waren die Zeiten für Mitarbeiter also so günstig, die Bedingungen mitzubestimmen. Nie haben Führungskräfte so viel über gutes Betriebsklima, marktgerechte Entlohnung und Beschäftigungssicherheit nachgedacht.

Flexibilisierung der Arbeitsstrukturen bleibt ein Megatrend, denn dies dient nicht nur dem Wohlbefinden der Mitarbeiter, sondern auch ihrer Arbeitsfähigkeit im Spagat zwischen Beruf, Alltag und Familie. Das Tempo der Veränderungen schlägt sich in dem großen Wunsch nieder, Mitarbeiter beschäftigungsfähig zu halten, sprich: gesund und auf dem neuesten Stand ihres Feldes.

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