
Der aktuelle Erfolg unserer Wirtschaft überdeckt drei grundsätzliche Phänomene. Erstens: Exzellent ausgebildete deutsche Talente wandern ab – in die Schweiz oder die USA, nach Großbritannien, Schweden, oder Australien. Zweitens: In Deutschland bestens ausgebildeten Fachkräfte mit Migrationshintergrund kehren in ihre Ursprungsländer zurück. Allein in den letzten zwei, drei Jahren suchten mehrere zehntausend meist gut ausgebildete, türkischstämmige Menschen ihr Lebensglück lieber wieder in der Heimat ihrer Eltern als in Deutschland.
Drittens wandern zu wenig hoch Qualifizierte in unser Land ein: Zwischen 2000 und 2004 beantragten nur rund 18 000 Experten eine Greencard. 2009 machten weniger als 700 von der Hochqualifizierten-Regelung Gebrauch. Und das nicht auf Grund fehlender Jobs – Deutschland wirkt auf Talente schlicht nicht attraktiv genug.
Herzlich Willkommen?

Die Gründe für diese negative Bilanz: In Deutschland fehlt zum einen eine Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte. Zum anderen wird Menschen anderer Herkunft, die schon lange bei uns leben, oft Wertschätzung und Einbindung verweigert. Angezogen durch unsere (noch) funktionierenden Sozialsysteme, kommen statt der kreativen Spitze eher Un- und Niedrigqualifizierte nach Deutschland. Die Folge: gravierende wirtschaftliche Schäden.
Wie können wir diesen Trend umkehren? Der US-Soziologe Richard Florida macht drei Faktoren dafür verantwortlich, die Regionen für Spitzenleute attraktiv machen: Technologie, Talent und Toleranz.
Das heißt: Auch in Deutschland brauchen wir mehr
▶ wegweisende Technologiecluster aus Informationstechnologie, Medien, Biotech und Entertainment
▶ Ärzte, Lehrer, Künstler, Pflege- und Betreuungsexperten, die sich um diese Technologie-Cluster ansiedeln und so ein attraktives Umfeld für neue Spitzenkräfte bilden. Denn Talente ziehen Talente an.
▶ Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Lebensentwürfe, die wir nicht nur tolerieren, sondern die Teilhabe an unserer Gesellschaft ermöglichen.