
Deutsche Spitzenmanager fühlen sich in ihren Entscheidungen sicher. Sie "reagieren mit kühlem Kopf auf die zunehmenden Schwankungen der weltweiten Märkte", so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von Unternehmenslenkern. Die Erkenntnisse aus über 150 einstündigen Tiefeninterviews liefern ein Bild von der Führungskultur deutscher Großkonzerne, mittelständischer Unternehmen und Dienstleister. Entwickelt und durchgeführt wurde die Studie der IESE Business School. Die Auswertung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen A.T. Kearney.





"Die Ergebnisse der Studie zeigen klare Stärken, aber auch noch Verbesserungsreserven in der Unternehmensführung auf", stellt Martin Sonnenschein, Partner bei A.T. Kearney, fest. "Evolution statt Revolution", sei die Devise. Verbesserungsbedarf sehen die Manager unter anderem bei der Flexibilisierung ihrer Supply Chains und der IT.
Die ökonomischen und politischen Ereignisse der vergangenen Jahre erforderten und beförderten neue Wege im Management, und das hätten die deutschen Manager auch erkannt, heißt es in der Studie. Und das betrifft vor allem die Finanzierung. "Die Manager misstrauen dem Finanzmarkt und seinen Akteuren heute fundamental." Dass sich die Spielregeln an den Finanzmärkten grundlegend ändern werden, erwartet kaum jemand. Auch der Fähigkeit der Aufsichtsgremien und Ratingagenturen, das System zu überblicken und zu überwachen, vertrauen die deutschen Manager nicht.
Die Turbulenzen führten zu einer "Rückbesinnung auf die Kernwerte unserer Unternehmen sowie unserer Gesellschaft", schreibt Sonnenschein. Die Manager wollen "beispielhaft Transparenz, Offenheit und Klarheit als wichtigste Werte der Unternehmenskultur vorleben", heißt es in der Studie.
Nicht nur der finanzielle Profit stehe für deutsche Manager im Vordergrund, sondern auch ihr Beitrag zum ökologische und gesellschaftlichen Fortschritt. Sonnenschein verweist auf die ungebrochene Wirksamkeit spezifischer kultureller Prägungen für das Denken und Handeln deutscher Wirtschaftsführer. Dieses "Deutsche Modell", das schon in den Gründerjahren zu Bismarcks Zeiten feststellbar war, habe auch heute einen wesentlichen Anteil an der vorteilhaften Entwicklung der deutschen Wirtschaft inmitten der Schuldenkrise. "Es zeichnet den deutschen Mittelstand aus und sichert ihm international Wettbewerbsvorteile, die schwer zu kopieren sind, da sie so tief in Kultur und Geschichte der Deutschen Gesellschaft verwurzelt sind, dass sich das Deutsche Modell nicht so einfach in einen anderen Kulturkreis exportieren lässt."