Unternehmenskultur Misstrauen zerstört die Produktivität der Mitarbeiter

Scheitern digitale Projekte, liegt es - klar - an der verkrusteten Unternehmenskultur. Und wer ein attraktiver Arbeitgeber ist, verdankt das der offenen Kultur? Was sich hinter dem vermeintlichen Allheilmittel verbirgt.

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Vertrauen in Unternehmenskultur. Quelle: Getty Images

Als Rüdiger Fox vor mehr als 20 Jahren von seinem Arbeitgeber die Chance bekam, eine der Niederlassungen zu führen, wählte er ausgerechnet eine, die keinen Schuss Pulver wert war. „Betriebswirtschaftlich war das völliger Blödsinn“, erzählt der heutige CEO des Textilherstellers Sympatex. Der Markt für die Produkte des Unternehmens war zusammengebrochen, die Kunden blieben weg, die Umsätze auch. Was er in dem Unternehmen gesehen habe? „Nichts“, sagt er. Nichts, außer einer Herausforderung.

Als erste Amtshandlung organisierte der gelernte Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik und Betriebswirt eine Weihnachtsfeier für die Belegschaft, bei der das Management kellnerte und Würstchen grillte. Nachdem er derart für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, zog er den Mitarbeitern ihr Regelkorsett aus und übertrug ihnen mehr Verantwortung. Mit Erfolg, wie er sagt. Das Unternehmen habe sich regeneriert.

Weniger Kontrolle, mehr Vertrauen

Fox gilt seitdem als erfolgreicher Krisenmanager: 2005 wurde er mit dem "Spirit at Work Award" in New York für seine erfolgreiche Unternehmenstransformation ausgezeichnet. Sein Können hat er auch in Deutschland in der Automobil-, Telekommunikations- und Luftfahrtindustrie unter Beweis gestellt. Sein Rezept: weniger Kontrolle, mehr Verantwortung, mehr Zusammenarbeit.

Auch der amerikanische Managementprofessor William G. Ouchi kam zu dem Schluss, dass Mitarbeiter disziplinierter und kooperativer arbeiten, je größer das Vertrauen ihrer Führungskräfte in sie ist. Zu dieser Erkenntnis kam Ouchi schon im Jahr 1981. Damals veröffentlichte er sein Buch "Theory Z: How American Management Can Meet the Japanese Challenge", in dem er die Unterschiede zwischen japanischen und amerikanischen Unternehmen beschrieb.

Digitalisierung erfordert Kulturwandel - aber was heißt das?

Mehr als 30 Jahre später sind Ouchis Erkenntnisse wieder brandaktuell und Manager wie Fox heiß begehrt. Denn, da sind sich alle einig, um die Digitalisierung zu wuppen und dem demografischen Wandel inklusive Fachkräftemangel zu begegnen, brauchen die Unternehmen eine digitale Kultur, eine andere Fehlerkultur und eine neue Feedbackkultur sowieso. Ohne Kulturwandel geht es jedenfalls nicht. Das wissen auch die Unternehmen.

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So zeigt die Studie „Digital Factories 2020 – Shaping the future of manufacturing“ der Unternehmensberatung Pwc, dass 52 Prozent der deutschen Industrieunternehmen eine fehlende digitale Kultur beklagen. Die Unternehmenskultur und das fehlende Engagement des Top-Managements seien die Hauptgründe, wenn Digitalisierung nicht klappt, sagt Reinhard Geissbauer, Geschäftsführer bei Strategy&, dem Strategieberatungsteam von Pwc und Leiter des Bereichs Industrie 4.0 im Raum Europa, Naher Osten und Afrika. Fehlende oder zu komplexe Technologien seien selten die primäre Hürde.

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