




Im vergangenen Jahr haben die Vorstände der Dax-Konzerne 54-mal so viel verdient, wie die normalen Angestellten. In den USA fallen die Gehaltsunterschiede meist noch deutlich höher aus. Für die 350 größten US-Konzerne berechnete das Economic Policy Institute aus Washington eine 303-mal höhere Vergütung der Vorstandsvorsitzenden im Vergleich zu ihrer Belegschaft. Ein Unding, schreien die einen. Jeder Chef sei nur so gut wie seine Mannschaft. Die anderen argumentieren, der Vorstandsvorsitzende trage die größte Verantwortung, hätte damit auch ein deutlich höheres Gehalt verdient.
In diesen Branchen kriegen die Chefs am meisten
Auf dem dritten Platz landen die Geschäftsführer aus der Chemieindustrie. Sie können sich im Schnitt über jährliche Bezüge in Höhe von 573.000 Euro freuen.
Insbesondere Chefs von großen Unternehmen können sich über eine hohe Vergütung freuen. Kein Wunder, dass die Geschäftsführer in der Autoindustrie mit Bezügen von durchschnittlich 616.000 Euro weit vorne liegen.
Am besten werden in Deutschland die Geschäftsführer von Pharmaunternehmen bezahlt. Sie kassieren im Schnitt Bezüge in Höhe von rund 661.000 Euro im Jahr.
Im vergangenen Jahr hatten Forscher der Harvard Business School und der thailändischen Sorapop Kiatpongsan of Chulalongkorn University in einer Befragung in 40 Ländern herausgefunden, dass sich die Menschen nur eine 4,6-mal höhere Vergütung des Chefs gegenüber einem ungelernten Mitarbeiter wünschen.
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Das sehen Vorstände und Aufsichtsräte hierzulande deutlich anders. In einer aktuellen Umfrage der Beratungsgesellschaft Kienbaum gaben 200 Top-Manager an, welche Relation zwischen Vorstands- und Angestelltengehalt ihrer Meinung nach angemessen sei. Während in öffentlichen Unternehmen eine neunmal höhere Vorstandsvergütung akzeptiert wird, liegt das für adäquat gehaltene Lohngefälle in der Privatwirtschaft deutlich höher. Dort empfinden Vorstände und Aufsichtsräte das 19-fache Gehalt gegenüber ihren Mitarbeitern als entsprechend.
Kienbaum-Vergütungsexperte Alexander von Preen erklärt diese Differenz damit, dass sich die Höhe der Vergütung in der Privatwirtschaft wesentlich stärker am Leistungsprinzip orientiere.
Doch der Unterschied klafft nicht nur zwischen privaten und öffentlichen Unternehmen. Auch Branche und Größe sind entscheidend. Bei mittelständischen Betrieben mit bis zu 1000 Mitarbeitern halten Vorstände eine Relation ihres Gehalts zu dem der Belegschaft von 5:1 bis 10:1 für passend. In größeren Unternehmen mit bis zu 10.000 Mitarbeitern schwankt die als angemessen wahrgenommene Verteilung von 22:1 bis 40:1. Die Unternehmensgröße ist laut Experten die wichtigste Kenngröße für die Differenz zwischen Vorstands- und Mitarbeitergehältern. Denn während die Tariflöhne unternehmensübergreifend gleich bleiben, steigen die Vorstandsgehälter mit zunehmender Unternehmensgröße an.
Mit Blick auf die Branchen werden im Handel die größten Gehaltsgefälle als adäquat empfunden. Die Befragten gaben an, dass sie es für angemessen halten, wenn ein Vorstand das 37-fache eines Mitarbeiters verdiene. „Die höheren Vergütungsrelationen im Handel sind aber weniger auf überhöhte Vorstandsbezüge, sondern vielmehr auf die geringen Tarifgehälter zurückzuführen“, sagt Kienbaum-Geschäftsführer von Preen.
Um diese Gehaltsunterschiede wenigstens transparent zu machen, hat die US-Börsenaufsicht SEC Anfang August eine Bestimmung verabschiedet, nach der amerikanische Unternehmen das Lohngefälle zwischen Top-Managern und Belegschaft künftig offenlegen müssen.