Vorstandsgehälter Shareholder-Value macht angelsächsische Manager reich

Deutsche Vorstände verdienen das 50-Fache ihrer Angestellten. In Großbritannien bekommen Chefs dagegen fast 200 mal mehr Geld als die Mitarbeiter, in den USA liegt der Faktor bei rund 300.

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Einmal pro Jahr geht in Deutschland offiziell die Neiddebatte los. Dann nämlich, wenn die Vorstandsgehälter aus den Dax-Konzernen veröffentlicht werden. In diesem Jahr hat die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) gemeinsam mit der Technischen Universität München (TUM) ermittelt, dass die Dax-Vorstände 54 mal so viel verdienen wie ihre Angestellten.

Um auf diesen Faktor zu kommen, wurde das durchschnittliche Vorstandsgehalt durch das durchschnittliche Gehalt eines Mitarbeiters von genau diesem Unternehmen geteilt, wie Gunther Friedl, Dekan der TUM School of Management, sagt. Durchschnittlich 5,3 Millionen Euro bringt ein Dax-Vorstand demnach pro Jahr nach Hause.

Im Vergleich zu den britischen Vorstandsbossen ist das jedoch ein Witz, wie ein Bericht des Londoner High Pay Centre nun zeigt. Demnach verdienen die Chefs der Unternehmen, die im Leitindex FTSE-100 gelistet sind, 183 mal mehr als ihre eigenen Angestellten. Im Schnitt verdienten sie vergangenes Jahr pro Nase 4,964 Millionen Pfund beziehungsweise 6,98 Millionen Euro. In den USA liegt der Wert mit 277 noch deutlich höher. Die Bosse der Unternehmen im Dow Jones kamen vergangenes Jahr im Schnitt auf eine Vergütung von umgerechnet 15,1 Millionen Euro.

In diesen Branchen kriegen die Chefs am meisten

Wenn man davon ausgeht, dass ein großer Teil der Vorstandsvergütung von den Leistungen der Chefs abhängig ist - in Deutschland sind 30,5 Prozent Fixgehalt, der Rest ist abhängig von Aktienkurs und Umsatz - stellt sich die Frage, ob die Chefs im angelsächsischen Raum so viel besser arbeiten als ihre deutschen Kollegen. Friedl gibt jedoch zu bedenken, dass teilweise bei der Berechnung nicht das durchschnittliche Vorstandsgehalt, sondern das Gehalt des CEOs verwendet werde.

"Dann sind die Werte in der Regel fast doppelt so hoch", sagt er. Auch werde statt des Mitarbeitergehalts des Unternehmens teilweise der Durchschnittslohn des Landes verwendet. "Auch dann steigt der Faktor in der Regel deutlich an." Friedl geht davon aus, dass die Gehaltsschere zwischen Großbritannien und Deutschland ähnlich ausfällt. Die USA seien dagegen Spitzenreiter was die Unterschiede zwischen Managergehalt und Mitarbeiterentlohnung angehe.

Grund dafür seien auch die verschiedenen Vergütungs-Philosophien, die etwa dazu führen, dass in Deutschland die aktienkursbasierte Vergütung bei den Vorständen eine deutlich geringere Rolle spielt als in den USA, wie Jürgen Kurz vom DSW erklärt. "Zuletzt sind auch gesellschaftliche Normen nicht zu vernachlässigen. Während die deutsche Gesellschaft eher konsensorientiert und auf Ausgleich bedacht ist, liegt in den USA - und mit Abstrichen auch in Großbritannien - der Fokus mehr auf der Leistung und weniger auf der absoluten Höhe der Vergütungen", so Kurz.

So sind 66 Prozent des Gehalts der US-Bosse abhängig vom Aktienkurs ihres Unternehmens. Da ist es kein Wunder, wenn Microsoft-CEO Satya Nadella 63,4 Millionen Euro einstreicht. "Während deutsche Manager in erster Linie für das Erreichen mittel- bis langfristiger Ertragsziele belohnt werden und zudem der Anteil der fixen Vergütung recht hoch ist, setzen US-Gesellschaften vor allem auf Shareholder-Value und belohnen die Vorstände für steigende Aktienkurse", erklärt Kurz. Immerhin einen Trost gibt es für die deutschen Top-Manager: Spitzenverdiener Nadella hat eigentlich nur 8,7 Millionen Euro verdient - also nur 300.000 Euro mehr als Daimler-Chef Dieter Zetsche. 54,7 Millionen Euro seines Gehalts bekam er nämlich in Form von Aktienpaketen, auf die er erst 2019 zugreifen kann.

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