Wirtschaftsprüfer und Berater Für wen sich der Einstieg lohnt

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Attraktive Karrierealternativen

Auch aus diesem Grund entwickeln sich Beratungsboutiquen zur attraktiven Karrierealternative. Diese Spezialisten bieten mitunter nicht das internationale Flair großer Unternehmensberater. Dafür punkten sie mit Kundennähe und der Chance, sich früh in eine Branche oder ein Fachthema einzuarbeiten. „Die Häuser sind ideal für Absolventen, die sich von der Kultur und dem Auftreten der großen Häuser abgeschreckt fühlen, obwohl sie die Inhalte der Beratertätigkeit interessant finden“, sagt BDU-Mann Schnieder. Zudem böten sie gerade der sogenannten Generation Y, also den neuen Absolventen mit dem Wunsch nach einer stärkeren Balance zwischen Arbeit und Freizeit, stärker geregelte Arbeitszeiten und weniger Reisen.

Zwar kennt kaum ein Student die führenden Spezialisten wie die Bankenberater von zeb oder den Pricing-Spezialisten Simon Kucher. Cardea-Expertin Manger-Wiemann sieht die Kleinen dennoch im Kommen: „Die Boutiquen haben gerade Aufwind, denn sie bieten interessante Karrierewege. Und mit den Zukäufen der großen Häuser hat die Branche auch das hoch spezialisierte Personal der Kleinen schätzen gelernt.“

Attraktiv sind die Mittelständler offenbar vor allem für Frauen: 43 Prozent der Juniorberater dort sind weiblich, in der Geschäftsleitung ist jede vierte Position von einer Frau besetzt – Rekord in einer Branche, in der die Frauenquote seit Jahren bei einem Viertel stagniert und es nur vier Prozent auf die Top-Ebene schaffen. Dabei buhlen die Häuser zunehmend um weiblichen Nachwuchs, veranstalten Recruiting-Events für weibliche High Potentials, legen Mentorenprogramme auf und ermöglichen jungen Müttern Teilzeitmodelle – selbst auf Partner-Ebene.

Vor den Kopf gestoßen

Auch die Karriere von McKinsey-Beraterin Christiane Bergner kam erst durch eine weibliche Führungskraft entscheidend in Fahrt. Zunächst hatte sie für einen männlichen Vorgesetzten gearbeitet. Dessen Feedback, sie sei Kunden gegenüber zu zurückhaltend, habe sie schlicht vor den Kopf gestoßen, anstatt sie anzuspornen, erinnert sich Bergner. Ihr Folgeprojekt wurde von einer Frau geleitet. Auch sie riet zu einem selbstbewussteren Auftreten – vermittelte aber gleichzeitig ein Coaching. „Das“, sagt Bergner, „hat mich stark vorangebracht.“

Bei welchen Beratungen sich Studenten bewerben. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Bei McKinsey gibt es mittlerweile zahlreiche Trainingsprogramme, die sich gezielt und ausschließlich an Frauen wenden – schließlich teilen die Beraterinnen ähnliche Erfahrungen. „Bei Meetings mit Klienten bin ich manchmal die einzige Frau zwischen Männern um die 50“, sagt Bergner.

Mit ihrem Altersunterschied zum Kunden haben auch männliche Consultants zu kämpfen. Aber wer wie Bergner dazu noch blond und eine Frau ist, mag manche Männer am Konferenztisch überfordern.

Umso wertvoller ist ihr der Austausch mit ihren Kolleginnen, deren Karrierewege Bergner genau beobachtet: Gelingt es ihnen, auch mit Kindern im Unternehmen aufzusteigen? Greifen Teilzeitmodelle? Wie gut ist die an allen deutschen Standorten angebotene Krippenbetreuung?

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