Zoff in Familienunternehmen „Frieden ist nie mehr eingekehrt“

Brund-Hagen Hennerkes Quelle: PR

Streit in Familienunternehmen wird besonders erbittert geführt. Brun-Hagen Hennerkes, Anwalt und Chef der Stiftung Familienunternehmen, erzählt von seinem emotionalsten Fall und was die Gemüter am häufigsten erhitzt.

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Herr Hennerkes, die Geschwister Petra und Paul Fassbender – er ist Chef der Rechtsschutzversicherung Arag - stritten bis vor Kurzem ganze 34 Jahre lang vor Gerichten um Unternehmensanteile. Die Tochter des verstorbenen Milliarden-Unternehmers Peter Dussmann und ihre Mutter Catherine von Fürstenberg streiten sich seit sechs Jahren vor Gericht ums Firmenerbe – ein Ende des Streits ist nicht in Sicht. Sind solche Fälle typisch?
Nein, die große Mehrzahl der Streitigkeiten wird familienintern geklärt. Dabei spielt der Unternehmensbeirat oft die entscheidende streitschlichtende Rolle. Oft wird das Unternehmen auch unter den Streithähnen aufgeteilt. Bisweilen entschließen sich die Eigentümer, das Unternehmen zu verkaufen und teilen dann den Kaufpreis untereinander auf. Ein langanhaltender Streit schwächt jedes Unternehmen. Dass dies jedoch zur Insolvenz führt, ist äußerst selten.

Bei Familienstreitigkeiten geht es oft um Eifersucht, Neid oder verletzte Gefühle. Was passierte in Ihrem emotionalsten Fall?
Zwei Brüder, die sich sogar siezten. Auslöser des Knatschs war die zweite, jüngere Ehefrau des einen, die ihren Mann dann gegen seinen Bruder aufhetzte. Kam der abends spät nach Hause, stichelte sie, nur er würde so schuften. Der Bruder hingegen mache sich ein schönes Leben mit langen Urlauben und wenig Arbeit in der Firma. Deshalb stünden ihm, der den höchsten Einsatz erbringe, auch höhere Bezüge zu.

...was der Bruder anders sah?
Sie stritten erbittert, jeder versuchte im Unternehmen seine eigene Mannschaft aufzubauen und jeweils eine Mehrheit der Mitarbeiter hinter sich zu bringen. Am Ende blieb nur noch dieser Weg: Die Firma wurde geteilt, ich führte eine Betriebsaufspaltung durch. Das funktionierte auch, weil es verschiedene, voneinander unabhängige Produktionsstätten und verschiedene Produktgruppen gab. Familienfrieden ist jedoch nie mehr eingekehrt, bis heute gehen die Brüder auch als Unternehmer getrennte Wege.

Wenn der Lebenspartner wechselt, dann gerät der Familienfrieden häufig in Gefahr, so scheint es.
Ja, in verschiedenen Konstellationen ist das so. Wenn die zweite Ehefrau Kinder bekommt, versucht sie oft, den eigenen Nachwuchs abzusichern. Dann vergessen die Ehemänner leider bisweilen die Rechte ihrer Kinder aus erster Ehe.

Und wann noch?
Bei Ehescheidungen ist die erste Ehefrau oft die Dumme. Meist hat sie in den Aufbaujahren des Unternehmens sparsam gelebt und sich nicht viel gönnen können. Zu Recht ist sie gekränkt, wenn der Neuen alles zufliegt, was sie selbst jahrelang vermissen musste.

Wann kracht es zwischen Eltern und Kindern typischerweise?
Es muss Auseinandersetzungen geben – das ist normal. Tut es das nicht, so taugt der Sohn oder die Tochter nicht zum Nachfolger. Ist ein Junior gegenüber einem dominierenden Vater nur willfährig und tut er nur, was dieser sagt, so fehlt ihm das nötige Format, das ein Unternehmer braucht.

Was raten Sie dann?
Im Zuge der Unternehmensnachfolge muss im Detail festgelegt werden, in welchen Bereichen der Sohn tätig ist und in welchem Umfang der Vater noch eingreifen kann. Überrollt der Vater ständig seinen Sohn, so riskiert er, dass der Sohn auf Selbstständigkeit pocht und seinen Weg außerhalb des Familienunternehmens sucht.

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