




Ob 100 Euro oder 1.000 Euro: Anzüge unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum voneinander. Also braucht es einen prüfenden zweiten Blick, um den richtigen zu finden. Dies fällt in vielen Geschäften bei der Masse an Anzügen schwer. Wer Qualität nicht direkt erkennen kann, soll einfach nach dem Preis gehen, rät der Autor des im September erscheinenden Ratgebers „Der Gentleman nach Maß“, Bernhard Roetzel. „Das klingt banal, aber es ist so.“
Für unter 100 Euro für eine Jacke und Hose können Käufer kaum etwas erwarten: „Sie bekommen Synthetik, in der man schwitzt, oder einen schlechten Wollstoff, der sich schnell abwetzt und fusselig wird.“ Ein bisschen besser sieht es in der Preisklasse zwischen 100 und 300 Euro aus. Dafür gibt es zwar immer noch einen schlechten Stoff, dieser erfüllt aber immerhin seinen Zweck. „Er wird nicht leicht sein oder sich weich anfühlen“, sagt Roetzel. „Das Futter ist in dieser Preisklasse meist aus Synthetik .“
Den Raum von 300 bis 600 Euro bezeichnet der Stilexperte als untere Mittelklasse, den Bereich bis 1.300 Euro als obere Mittelklasse. Was alle Anzüge bis 1.300 Euro gemeinsam haben: Die Fertigungsart. „Sie kommen alle aus einer Fabrik, in der Frauen an Maschinen sitzen und die Anzüge vom gleichen Ablauf her nähen.“ In den unteren Preisklassen sparen die Hersteller lediglich an den Materialien und an der Anzahl der Stiche. „Die Schallmauer liegt bei 1.300 Euro“, sagt Roetzel. Erst dann kommt Handarbeit hinzu. Ab 3.000 Euro gibt es Anzüge, die wie vom Schneider genäht werden. Auf folgende Dinge müssen Anzugkäufer achten, um herauszufinden, was sie für ihr Geld bekommen.
Darauf sollten Sie beim Anzug achten
Hände weg von Synthetik: Polyester, Polyacryl und Co. bringen den Träger nur ins Schwitzen. „Gentleman“-Autor Bernhard Roetzel rät zu 100 Prozent Naturfasern, im Idealfall Schurwolle. Diese ist im Gegensatz zu einfacher Wolle frisch geschoren und zeichnet sich daher durch besonders feine Fasern aus. Stoffe aus Schurwolle sind elastisch, glatt und fallen besser. In vielen Fällen können Anzugkäufer die Stoffqualität auch dadurch ausmachen, indem sie einmal zupacken und schauen, wie stark der Stoff knittert. Das ist aber nicht immer ein Qualitätshinweis: Leinen knittert beispielsweise immer.
Billiganzüge haben meist ein synthetisches Futter aus Kunstfasern. Bessere Anzüge sind mit Viskose gefüttert. Das ist zwar auch synthetisch, wird aber aus Holz hergestellt und weist somit gleiche Eigenschaften auf, wie Baumwolle. Im besten Fall ist das Futter jedoch aus Seide.
Je billiger der Anzug, desto weniger Stiche weisen die Nähte auf. Wichtig ist vor allem, dass sie ordentlich und gerade verlaufen. Wer dafür keinen Blick hat, kann einfach den ausgewählten Anzug mit einem teuren High-Ende-Modell vergleichen. Wichtig ist hierbei auch die Hose auf links zu drehen und die inneren Nähte zu begutachten.
Billiganzüge verzichten gerne auf einen ordentlich verarbeiteten Saum. Dadurch fransen die Stoffränder schnell aus.
An Knöpfen lässt sich die Qualität eines Anzugs kaum ausmachen. Diese sind in so gut wie allen Preisklassen aus Kunststoff. Lediglich am oberen Ende haben Anzüge Knöpfe aus Büffelhorn, Steinnuss oder Perlmutt. „Das sind aber eher traditionelle Qualitätsmerkmale“, sagt Stilexperte Bernhard Roetzel.