Nachwuchskräfte Welche Unternehmen Talente besonders fördern

Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, müssen Arbeitgeber die besten Nachwuchskräfte nicht nur finden, sondern auch halten und weiterentwickeln. Das sogenannte Talent Management ist deshalb in vielen Unternehmen Chefsache. Wer das in Deutschland besonders gut macht – und wie.

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Illustration Hochseilakt Quelle: Illustration: Olaf Hajek

Seitdem Tobias Becker seinen Job gewechselt hat, ist er häufig auf Dienstreisen. Ständig besucht der Audi-Angestellte Fachmessen und Konferenzen, knüpft dabei neue Kontakte oder hält auf Kongressen Vorträge, in denen er von seinem Berufsalltag erzählt. Seine Zuhörer sind meistens begeistert und vielleicht auch ein wenig neidisch.

Becker bekleidet seit 2008 eine Position, die es bei seinem Arbeitgeber bisher nicht gab: Der 40-Jährige ist der erste Talent Relationship Manager des Ingolstädter Autokonzerns. Er ist dafür verantwortlich, potenzielle Nachwuchskräfte ausfindig zu machen – und zwar Ingenieure, die zwischen zwei und sieben Jahre Berufserfahrung haben.

Hat er sie gefunden, hält er regelmäßig Kontakt, trifft sich gelegentlich mit ihnen oder steht für berufliche Fragen aller Art zur Verfügung. Becker selbst beschreibt seinen Job als „eine Mischung aus Mentor und Talentsucher“.

Enger Kontakt zu potenziellen Nachwuchskräften

Audis Talent Relationship Management, kurz TRM, ist ein Sonderfall. Kein anderes deutsches Unternehmen hat eine solche Stelle bislang geschaffen. Noch. Denn Beckers Position ist ein Indiz dafür, dass sich im Personalwesen gerade einiges ändert. Das Stichwort dazu: Talent Management.

So nennen Personaler alle Aktivitäten rund um das Einstellen, Halten und Weiterentwickeln der besten, hoffnungsvollsten, talentiertesten Mitarbeiter. Vor allem drei Trends kristallisieren sich in dem Zusammenhang derzeit heraus: 

Modernes Talent Management avanciert zur Chefsache.Die damit betrauten Führungskräfte halten systematisch engen Kontakt zu potenziellen Nachwuchskräften.Und sie fördern dabei nicht immer nur zukünftige Vorstandschefs.

Zwar rechnen derzeit 38 Prozent der Personaler damit, dass ihre Arbeit in diesem Jahr erheblich unter der Krise leiden wird, fand die Managementberatung Hewitt Associates im März mittels einer Umfrage heraus. Gleichwohl ist die Agenda klar: Für 46 Prozent ist die Entwicklung der Führungskräfte das Wichtigste. Und 32 Prozent wollen Talente stärker ans Unternehmen binden.

Messbarer Erfolg

Bestätigt wird dies auch durch eine weltweite Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group. Rund 4700 Personalverantwortliche aus insgesamt 83 Ländern gaben dort an: Talent Management hat bei ihnen oberste Priorität. Kein Wunder – mit Spitzenkräften verbindet jeder Arbeitgeber die Hoffnung, innovative Produkte, kreative Geschäftsmodelle und raffinierte Strategien entwickeln zu können, um im globalen Wettbewerb zu bestehen.

Wem es gelingt, gute Mitarbeiter zu finden und zu binden, der hat mehr Erfolg. Sogar messbar. Erst vor wenigen Wochen veröffentlichte die St. Gallener Beratung Transformation Management eine Studie, für die sie knapp die Hälfte der Personalverantwortlichen der größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz interviewte. Ergebnis: Die geschicktesten Talentförderer investierten nicht nur doppelt so viel Geld in ihre Nachwuchskräfte – sie verzeichneten auch bis zu 33 Prozent mehr Umsatz pro Mitarbeiter.

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