
Manche Menschen brauchen morgens drei Wecker in unterschiedlichen Entfernungen zum Bett, andere lassen sich von ihrem Partner wecken, wieder andere mit dröhnender Musik. Aus den USA kommt jetzt eine neue Möglichkeit, Langschläfer aus dem Bett zu holen.
Die Pavlok Shock Clock sieht aus wie ein Fitnessband, wird am Handgelenk getragen – und gibt als Wecksignal einen Stromschlag von 150 Volt ab. Beim Elektrofischen nutzt man einen Stromstoß dieser Stärke, um Fische zu betäuben.
Die Uhr soll übrigens nicht nur Menschen aufwecken, sondern auch von schlechten Gewohnheiten befreien. Wer beispielsweise raucht, an den Nägeln kaut oder nascht, bekommt einen Schlag verpasst. Das Ganze gibt es derzeit für knapp 170 Dollar.





Dieser Erziehungsmaßnahme verdankt die Pavlok Shock Clock auch ihren Namen: Der russische Physiologe Ivan Pawlow hatte Anfang des 20. Jahrhunderts festgestellt, dass Hunde vermehrt Speichel bilden, wenn sie Nahrung sehen. Er machte ein Experiment und läutete eine Glocke, jedes Mal, bevor er den Hund fütterte. Nach einer gewissen Konditionierungsphase begann der Hund schon beim Klang der Glocke, vermehrt Speichel zu bilden – ohne, dass der Hund das Futter sehen oder riechen konnte.
Genauso sollen die Träger des Armbandes konditioniert werden: Um dem schmerzhaften Stromschlag zu entgehen, soll der Langschläfer rechtzeitig aufstehen und der Raucher das Rauchen sein lassen.
Experten sehen die Sache kritisch. "Ich halte nichts davon, Menschen mit kleinen 'Elektroschocks' und Schmerzreizen zu wecken", sagt Lennart Knaack vom Zentrum für Schlafmedizin und Schlafforschung Intersom in Köln. Für Menschen mit Herz-und Kreislauferkrankungen könne das zu kritischen Blutdruckerhöhungen und Herzrhythmusstörungen führen.
Wer morgens nicht aus dem Bett komme, solle lieber die Schlafbedingungen verbessern, rät er. Das Schlafzimmer sollte gut klimatisiert (15 bis 17 Grad) und ausreichend dunkel sein. Dann könne man gut schlafen und stehe morgens erholt auf.
Fakten rund um das Thema Schlaf
Zu den vielen Dingen, die dick machen wie Schokolade oder Chips gehört laut kanadischen Forschern auch zu viel Schlaf. Wer neun bis zehn Stunden pro Nacht schläft nimmt häufiger fünf Kilo zu als jene, die bei gleicher Aufmerksamkeit für die eigene Ernährung nur sieben bis acht Stunden schliefen.
Zu viel Schlaf erhöhe das Risiko eine Depression zu bekommen. Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie mit erwachsenen Zwillingen. Die Teilnehmer mit bis zu acht Stunden Schlaf zeigten zu 27 Prozent eine Veranlagung zu einer Depression, die mit neun und mehr Stunden zeigten zu 49 Prozent eine solche.
Zu wenig Schlaf oder zu viel Schlaf - beides schlecht. Das zumindest legt eine Meta-Analyse 16 verschiedener Studien aus dem Jahr 2010 nahe. Demnach haben alle die ein höheres Risiko früher zu sterben, die regelmäßig zu kurz oder zu lang schlafen.
Die Schlafgewohnheiten von 650 Frauen untersuchten Forscher in Korea, die sich in einer Hormonbehandlung befanden in Vorbereitung auf eine künstliche Schwangerschaft. Die Erfolgsquote war bei denen am höchsten, die sieben bis acht Stunden schliefen und am geringsten bei denen mit Schlafdauer zwischen neun bis elf Stunden.
Kardiologen empfehlen ebenso eher sechs bis acht Stunden Schlaf statt mehr. Aber während Schlafmangel das Risiko von Schlaganfall und Herzinfarkt steigere, sei der Schlafüberfluss verantwortlich für ein höheres Risiko an Angina zu erkranken.
Und wenn es mit dem Schlafen mal länger gar nicht klappt und das Aufstehen am Morgen entsprechend schwer fällt, können auch Entspannungsübungen helfen: "Neben der progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson bietet sich vor allem das autogene Training an, manchmal auch Yoga und Meditationstechniken“, empfiehlt Knaack.
Außerdem sollte man eine Dreiviertelstunde vor dem Zubettgehen das Smartphone oder das Tablet weglegen und den Fernseher ausschalten. Das blaue Licht der Displays unterdrückt sonst die Bildung des schlaffördernden Hormons. Das ist dafür verantwortlich, dass Menschen müde werden, wenn es draußen dunkel wird. Das Smartphone dagegen suggeriert dem Körper: Es ist hell, steh auf.
Deshalb funktionieren Lichtwecker, die Schlafforscher Knaack auch empfiehlt. 20 bis 60 Minuten vor der eingestellten Weckzeit beginnen diese Geräte, Licht auszustrahlen, das immer heller wird und simulieren damit den Sonnenaufgang. Der Melatoninspiegel sinkt, der Mensch wacht auf.
Aber ob nun natürlicher Wachmacher, wie das Licht oder einfach ein ausgeglichener Biorhythmus, Lichtwecker oder auch die Pavlok Shock Clock: Das A und O ist ein gesunder Schlafrhythmus, den auch technische Hilfsmittel kaum unterstützen können.





„Der Rhythmus lässt sich maximal zwei Stunden verschieben“, sagt Autorin Stephanie Grimm. In ihrem Buch „Schlaft doch, wie ihr wollt“ ist sie der Frage nachgegangen, warum Schlaf in der Gesellschaft nur immer dann eine Rolle spielt, wenn es ein Problem gibt.
Denn wie viel Schlaf jeder Mensch braucht, ist genetisch vorbestimmt. In der Regel sind es zwischen sechs und acht Stunden. Wer auf Dauer weniger schläft, gefährdet seine Gesundheit.
Deshalb gilt: Wenn es geht, mal zwei Wochen wirklich ausschlafen – und so seinen eigenen Rhythmus finden. Dann braucht es auch keinen Stromschlag, um rechtzeitig aufzustehen.
Wie viele Stunden verschiedene Personengruppen im Durchschnitt schlafen
Insgesamt schläft der Mensch unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,88 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Männer schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Frauen schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,83 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Verheiratete schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,75 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Singeles schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,06 Stunden und am Wochenende 8,49 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Geschiedene schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,85 Stunden und am Wochenende 7,69 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Getrennt lebende schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,76 Stunden und am Wochenende 7,61 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Verwitwete schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,02 Stunden und am Wochenende 7,27 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Beschäftigte schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,88 Stunden und am Wochenende 8,08 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Selbstständige schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,94 Stunden und am Wochenende 7,83 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen in Rente schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,20 Stunden und am Wochenende 7,37 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Erwerbslose schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,04 Stunden und am Wochenende 7,65 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Beamte schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,80 Stunden und am Wochenende 8,03 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Auszubildende schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,07 Stunden und am Wochenende 8,96 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einer sehr guten Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,20 Stunden und am Wochenende 8,38 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit guter Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,09 Stunden und am Wochenende 8,11 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit befriedigender Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,99 Stunden und am Wochenende 7,78 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit schlechter Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,75 Stunden und am Wochenende 7,33 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem hohen Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,88 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem mittleren Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,85 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,78 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Kinderlose schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,05 Stunden und am Wochenende 7,84 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem Kind schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,92 Stunden und am Wochenende 8,06 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit zwei Kindern schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,87 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit drei und mehr Kindern schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,85 Stunden und am Wochenende 7,87 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 15 bis 20 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,26 Stunden und am Wochenende 9,20 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 21 bis 30 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,10 Stunden und am Wochenende 8,56 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 31 bis 40 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,92 Stunden und am Wochenende 8,01 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 41 bis 50 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,83 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 51 bis 60 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,84 Stunden und am Wochenende 7,72 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen über 60 Jahre schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,10 Stunden und am Wochenende 7,61 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP