Jörg Marks schläft vermutlich nicht sonderlich gut. Der ehemalige Technik-Chef des Pannenflughafens BER wurde entlassen, ersetzt und dann wieder zurück geholt. Auch im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg herrschte in den vergangenen Monaten ein "Bäumchen wechsel dich"-Spiel. Und auch die Aufseher dürften sich dank der Berliner Großbaustelle so manche Nacht um die Ohren schlagen. Der berüchtigte Flughafen wird schon länger saniert als er eigentlich gebaut wurde.
Mit ihrer Schlaflosigkeit sind die Manager des BER in der Hauptstadt allerdings nicht allein: Wie der aktuelle Beurer Schlafatlas zeigt, für den 3500 Bürger befragt wurden, schlafen die Menschen in Berlin im Bundesländervergleich am schlechtesten.
Übermüdete Bayern, ausgeruhte Bremer
Den besten Schlaf haben die Bremer. Der Stadtstaat schneidet bei "Schlafzufriedenheit" überdurchschnittlich gut ab. Nur wenige Bremer beklagen sich über Schlafmangel und noch weniger nehmen Schlafmittel. Auch in Rheinland-Pfalz (Platz 2) und im Saarland (Platz 3) schlafen die Menschen besonders gut.
Das Bundesland Bayern liegt im Ranking des Schlafatlasses weit hinten. 43 Prozent der befragten Bayern würden gern länger schlafen, das ist der höchste Wert in der Republik. Zusätzlich gaben sechs Prozent an, dass sie mindestens dreimal pro Woche Schlafmittel benutzen würden. Noch schlechter schläft es sich nur in Sachsen-Anhalt und Berlin.
Regionen-Ranking: So schläft Deutschland | |||||
Platzierung | Bundesland | Gesamtscore | Schlafzufriedenheit | Schlafmangel | Schlafmittelverbrauch |
1 | Bremen | 80,7 | *** | ** | * |
2 | Rheinland-Pfalz | 79,2 | ** | * | * |
3 | Saarland | 79,1 | *** | ** | ** |
4 | Hamburg | 79 | *** | * | ** |
5 | Hessen | 76,9 | *** | ** | ** |
6 | Schleswig-Holstein | 76,7 | *** | ** | ** |
7 | Sachsen | 76,2 | ** | * | * |
8 | Niedersachsen | 75 | ** | * | ** |
9 | Baden-Württemberg | 73,2 | *** | *** | *** |
10 | Thüringen | 72,8 | ** | ** | * |
11 | Nordrhein-Westfalen | 71,8 | ** | *** | *** |
12 | Mecklenburg-Vorpommern | 71,4 | * | ** | * |
13 | Brandenburg | 69,5 | * | ** | ** |
14 | Bayern | 68,8 | ** | *** | *** |
15 | Sachsen-Anhalt | 68,7 | * | * | ** |
16 | Berlin | 68,5 | * | * | ** |
Legende
| ***: überdurchschnittlich, **: durchschnittlich, *: unterdurchschnittlich | ||||
Grün: gute Werte, Rot: schlechte Werte, Violett: durchschnittliche Werte |
Die Studienautoren schreiben, dass vor allem Menschen in Großstädten Schlafprobleme wegen des Stresses bei der Arbeit haben. "Wir leben in einer stark ökonomisch orientierten Leistungsgesellschaft, in der Arbeit und Beruf einen wesentlichen Teil unseres Lebens und Lebenssinns ausmachen", wissen die Studienautoren.
Manager schlafen besonders schlecht
Rechne man die Pendelzeiten hinzu, seien viele Menschen mehr als zehn Stunden pro Tag für die Arbeit außer Haus. Da bleibe nicht viel Zeit zum Abschalten und Regenerieren.
Besonders schlecht sei deshalb der Schlaf von Managern: Sie arbeiten länger, schlafen weniger und stehen unter höherem Druck als andere Arbeitnehmer. Im Schnitt schlafen sie 24 Minuten weniger als der Durchschnittsdeutsche. Hinzu kommt: Für die Managerelite sei wenig Schlaf und Erreichbarkeit rund um die Uhr sogar ein Zeichen besonderer Qualifikation. Schlaf sei nebensächlich, gar ein notwendiges Übel, denken viele Leute in Führungspositionen.
Wie viele Stunden verschiedene Personengruppen im Durchschnitt schlafen
Insgesamt schläft der Mensch unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,88 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Männer schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Frauen schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,83 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Verheiratete schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,75 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Singeles schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,06 Stunden und am Wochenende 8,49 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Geschiedene schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,85 Stunden und am Wochenende 7,69 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Getrennt lebende schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,76 Stunden und am Wochenende 7,61 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Verwitwete schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,02 Stunden und am Wochenende 7,27 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Beschäftigte schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,88 Stunden und am Wochenende 8,08 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Selbstständige schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,94 Stunden und am Wochenende 7,83 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen in Rente schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,20 Stunden und am Wochenende 7,37 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Erwerbslose schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,04 Stunden und am Wochenende 7,65 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Beamte schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,80 Stunden und am Wochenende 8,03 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Auszubildende schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,07 Stunden und am Wochenende 8,96 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einer sehr guten Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,20 Stunden und am Wochenende 8,38 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit guter Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,09 Stunden und am Wochenende 8,11 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit befriedigender Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,99 Stunden und am Wochenende 7,78 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit schlechter Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,75 Stunden und am Wochenende 7,33 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem hohen Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,88 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem mittleren Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,85 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,78 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Kinderlose schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,05 Stunden und am Wochenende 7,84 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem Kind schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,92 Stunden und am Wochenende 8,06 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit zwei Kindern schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,87 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit drei und mehr Kindern schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,85 Stunden und am Wochenende 7,87 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 15 bis 20 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,26 Stunden und am Wochenende 9,20 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 21 bis 30 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,10 Stunden und am Wochenende 8,56 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 31 bis 40 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,92 Stunden und am Wochenende 8,01 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 41 bis 50 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,83 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 51 bis 60 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,84 Stunden und am Wochenende 7,72 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen über 60 Jahre schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,10 Stunden und am Wochenende 7,61 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Man muss allerdings nicht unbedingt im Chefsessel sitzen, um schlecht zu schlafen. Es reicht schon, etwas mehr Verantwortung zu tragen. Grundsätzlich klagen 42 Prozent der gutverdienenden Berufstätigen über Schlafmangel. Bei den Nichtberufstätigen ist es nur etwas mehr als ein Viertel.
Und je höher das Gehalt und je größer die Verantwortung, desto schlechter der Schlaf. „Gutverdiener benutzen spätabends häufiger das Smartphone und haben öfter Albträume als Normalverdiener“, heißt es in der Studie.