Selbstmotivation Wie man Tatendrang trainiert

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Sämtliche Störquellen Quelle: dpa

Bei Volition geht es um mehr als plumpes „Tschaka – du schaffst es“, mit dem der niederländische Motivationsguru und Bäckermeister Emile Ratelband in den Neunzigerjahren zweifelhafte Bekanntheit erlangte.

Wahre Willenskraft beinhaltet eine Reihe verschiedener Fähigkeiten, zu denen der renommierte deutsche Psychologe Julius Kuhl von der Universität Osnabrück vor allem fünf zählt: 

Aufmerksamkeitskontrolle. Besonders willensstarke Personen fokussieren sich beharrlich auf ihr Ziel – und lassen sich nicht ablenken, bis sie es erreicht haben.Emotionskontrolle. Frust, Traurigkeit oder Wut sind für Tatendrang äußerst kontraproduktiv. Menschen mit hoher Volition wissen genau, wie sie solche Gefühle zähmen können.Misserfolgsbewältigung. Rückschläge kommen vor. Es ist nur menschlich, wenn sie uns kurz aufhalten – bloß aus der Bahn werfen dürfen sie uns nicht.Motivationskontrolle. Irgendwann lässt das Durchhaltevermögen zwangsläufig nach – dann gilt es, sich durch selbst gesetzte Anreize weiter anzutreiben.Umweltkontrolle. Wer besonders willensstark ist, achtet auch auf seine Arbeitsumgebung. Dazu gehört etwa, bei Bedarf sämtliche Störquellen wie Blackberrys, Handys oder E-Mailprogramme abzuschalten.

Jeder Mensch beherrscht diese Fähigkeiten unterschiedlich gut. Eins ist uns jedoch gemein: Am häufigsten hapert es beim Punkt Aufmerksamkeitskontrolle. Zu diesem Ergebnis kam der Managementprofessor Waldemar Pelz von der Fachhochschule Gießen-Friedberg in einer Studie. Zwischen Oktober 2009 und Februar 2010 befragte er knapp 1400 Personen zu den verschiedenen Kompetenzen. Eindeutiges Resultat: Männern wie Frauen fiel es am schwersten, sich während einer wichtigen Tätigkeit nicht von anderen Dingen ablenken zu lassen. Kein Wunder, dass sich diese Schwäche auch auf unsere Arbeit auswirkt. „Selbst wenn Angestellte eigentlich über ein hohes Potenzial verfügen, sind ihre Ergebnisse äußerst dürftig“, sagt Pelz.

Das Ausmaß kennt jeder. Wir wissen genau, dass der Abgabetermin für die wichtige Präsentation näher rückt, und surfen trotzdem lieber ziellos durchs Internet. Wir müssen eigentlich längst die Konferenz mit Geschäftspartnern vorbereiten, und finden doch immer noch etwas vermeintlich Wichtigeres zu tun. Der Fachbegriff dafür: Prokrastination, zu Deutsch: Aufschieberitis. Ein weit verbreitetes Phänomen – ganz gleich, ob bei jungen Absolventen oder erfahrenen Managern.

Der amerikanische Psychologe Joe Ferrari von der DePaul-Universität in Chicago stellte 2005 eine Studie vor, derzufolge inzwischen jeder fünfte Mensch ein chronischer Aufschieber sei. Wir alle neigen dazu, uns ständig einzureden, dass morgen ja auch noch ein Tag ist und übermorgen erst recht. Die Konsequenzen sind jedoch immer dieselben: Die Sache wird erst kurz vor knapp fertig – oder nie.

Die Arbeit endet so unnötigerweise im Stress, zudem kommt solch ein Ethos bei keinem Vorgesetzten gut an. Mit mehr Willenskraft könnten wir uns die Hektik ersparen. Mehr noch: Willenskraft ist sogar ein veritabler Karrierefaktor. „Was alle Erfolgreichen miteinander verbindet, ist die Fähigkeit, den Graben zwischen Entschluss und Ausführung äußerst schmal zu halten“, sagte einst der berühmte US-Ökonom Peter Drucker.

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