Vergangene Woche war es in Wien wieder so weit: Beim 61. Wiener Opernball präsentierten sich Schöne, Reiche, Polit- und sonstige Promis in Frack und edlen Kleidern. 144 Tanzpaare, die Damen in weißen Kleidern und mit Tiara, die Herren im Frack mit weißer Fliege – eröffnen streng nach Protokoll den Ball. Das pompöse Spektakel wirkt in der heutigen Zeit vielleicht etwas befremdlich, altmodisch. Das liegt nicht nur an der sehr förmlichen Kleiderordnung, sondern auch am klassischen Walzertanz.
Dabei ist Tanzen für das menschliche Gehirn das beste Training. Zahlreiche Hirnforscher haben bewiesen:
Wer regelmäßig tanzt, bleibt nicht nur körperlich fit, sondern tut auch etwas für das Gedächtnis. Schrittfolgen lernen, auf die Musik hören, dem Gegenüber nicht auf die Füße treten – das alles gleichzeitig zu schaffen ist das perfekte Training für den Kopf.
Neurowissenschaftler Forscher der Ruhr-Universität in Bochum (RUB) beispielsweise ließen 25 Männer und Frauen im Alter von 60 bis 94 Jahren sechs Monate lang einmal pro Woche eine Stunde lang tanzen. Das Tanzprogramm wurde vom Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband speziell für Senioren entwickelt. Eine Kontrollgruppe mit Teilnehmern der gleichen Altersgruppe tanzte nicht.
Vor und nach den sechs Monaten Tanzkurs mussten die Teilnehmer beider Gruppen 18 verschiedene Tests machen, die die Stand-, Körperhaltung und Reaktionszeit, sowie Motorik, Sensorik, Aufmerksamkeit, Denk- und Merkfähigkeit, sowie die subjektiven Lebenszufriedenheit und die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems überprüften.
Tanzen macht zwar nicht klüger, aber fitter und aufmerksamer
Das Ergebnis: Selbst zuvor inaktive Senioren konnten nach sechs Monaten wöchentlichem Trainings nicht nur ihre körperliche Fitness erheblich steigern, sondern auch ihre Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit. Während die Parameter der Kontrollgruppe unverändert blieben, verbesserten sich die tanzenden Senioren außerdem in den Bereichen „Hand-und Motorische Leistungsfähigkeit“, „Taktil- und Sensorische Leistungsfähigkeit“, „Stand- und Balance“ sowie „Lebensstil“.
So bringen Sie Ihr Gehirn auf Trab
Tragen Sie Ihre Uhr rechts statt links oder machen Sie Tätigkeiten, die Sie sonst nur mit Ihrer bevorzugten Hand ausführen, einfach mal mit der anderen.
Lernen Sie einen neuen Tanz, eine neue Sprache, neue Kochrezepte, lernen Sie ein Gedicht auswendig oder fangen eine neue Sportart an – was, ist eigentlich egal. Hauptsache, das Gehirn bekommt Futter.
Gehen Sie ohne Einkaufszettel in den Supermarkt und überschlagen Sie beim Warten an der Kasse den Gesamtwert der Waren im Kopf. Oder: Versuchen Sie beim Musikhören die verschiedenen Instrumente zu erkennen.
Memory kennt jeder aus seiner Kindheit. Das Merkspiel steigert die Konzentration und das bildhafte Gedächtnis bei Jung und Alt. Sie haben kein Memory-Spiel mehr zu Hause? Dann spielen Sie es online. Auch Schach ist gut für Gehirn.
Kreuzworträtsel sind zwar eine gute Gedächtnisübung, aber nur, wenn sie sehr schwer sind – und nicht jede Antwort gegoogelt wird. Nur selbst raten aktiviert die grauen Zellen.
Es gibt zwar kein Brainfood, das aus einer mentalen Trantüte einen zweiten Einstein macht, aber es gibt durchaus Lebensmittel, die Gehirn und Nerven besser mit den nötigen Nährstoffen versorgen, als Schokolade und Chips. Dazu gehören unter anderem Nüsse, frischer Fisch und Früchte.
Gönnen Sie sich Pausen, in denen sich auch das Gehirn erholen kann. Das funktioniert schon durch bewusstes Atmen und hilft in stressigen Situationen gleichzeitig, einen klaren Kopf zu bewahren.
Nur die Parameter „Intelligenz“ und „Herz-Kreislauf-Leistungsfähigkeit“ veränderten sich durch das regelmäßige Tanzen nicht.
Nichts ist so gut für unser Gedächtnis wie Tanzen
Eine Langzeitstudie des Albert Einstein College of Medicine in New York zeigt außerdem, dass sich keine andere Aktivität derart positiv auf unser Gehirn und unseren Körper auswirkt, wie das Tanzen.
Die US-Forscher verglichen den Effekt von Tennis, Golfen, Schwimmen, Radfahren, Tanzen, Spazieren gehen, lesen, Puzzeln, Karten- oder Instrumente spielen auf die körperliche und geistige Fitness von Senioren. Das Ergebnis: Nur das Tanzen hatte einen positiven Effekt auf die mentale Leistung. Gleiches bei den kognitiven Aufgaben.
• Regelmäßiges Lesen senkte das Risiko einer Demenzerkrankung um 35 Prozent
• Regelmäßiges Kreuzworträtsel lösen um 47 Prozent
• Regelmäßiges Tanzen senkte die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, um 76 Prozent