




WirtschaftsWoche: Warum hat das Schlafen so einen schlechten Ruf?
Stephanie Grimm: Zum einen wird Schlaf in unserer Gesellschaft gerne mit Faulheit und Trägheit gleichgesetzt. Zum anderen ist er so etwas wie der schwarze Fleck des Lebens, eine Zeit, in der sich unser Bewusstsein abschaltet – und das war bisweilen angstbesetzt. Früher wurde er auch mit dem Tod verbunden und als „gefährlicher Zustand“ gesehen.
Ändert sich das nicht schon längst?
Es findet langsam ein Umdenken statt, aber das wird wohl noch eine Weile dauern. Wir sehen den Schlaf oft genug noch als verlorene Lebenszeit oder als Zeitverschwendung. Auch wenn die Schlafforschung noch relativ jung ist, so zeigt sich doch, dass Schlaf auch gesundheitsfördernd ist – und das muss noch mehr Platz in der Gesellschaft finden.
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Zur Person
Stephanie Grimm hat Nordamerikanistik und Publizistik studiert und arbeitet als freie Journalistin. Im März 2016 erschien ihr Buch "Schlaft doch, wie ihr wollt - Die wertvollsten Stunden des Tages und wie wir sie zurückerobern".
Wie soll das gehen?
Wir brauchen eine kulturelle Umcodierung des Schlafes – von uncool zu cool. Vielleicht auch eine gesundheitspolitische Kampagne, die zeigt, wie gut uns Schlaf eigentlich tut. Das könnte ähnlichen Erfolg haben, wie beim Thema Rauchen. Obwohl man schon in den 1960er Jahren wusste, dass es ungesund ist, brauchte es eine öffentlichkeitswirksame Kampagne und das Verbot in öffentlichen Räumen, um es einzudämmen.
Es ist ein Statussymbol, wenig zu schlafen.
Wir leben in einer Kultur, die uns suggeriert, dass es gut ist, wenig zu schlafen. Aber das ist falsch. 90 Prozent der Menschen reichen sechs bis acht Stunden Schlaf pro Nacht. Die meisten Menschen sind gut damit beraten zwischen sieben und acht Stunden zu schlafen, oft sind es aber nur fünf bis sechs.
Wie viele Stunden verschiedene Personengruppen im Durchschnitt schlafen
Insgesamt schläft der Mensch unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,88 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Männer schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Frauen schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,83 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Verheiratete schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,75 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Singeles schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,06 Stunden und am Wochenende 8,49 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Geschiedene schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,85 Stunden und am Wochenende 7,69 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Getrennt lebende schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,76 Stunden und am Wochenende 7,61 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Verwitwete schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,02 Stunden und am Wochenende 7,27 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Beschäftigte schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,88 Stunden und am Wochenende 8,08 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Selbstständige schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,94 Stunden und am Wochenende 7,83 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen in Rente schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,20 Stunden und am Wochenende 7,37 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Erwerbslose schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,04 Stunden und am Wochenende 7,65 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Beamte schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,80 Stunden und am Wochenende 8,03 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Auszubildende schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,07 Stunden und am Wochenende 8,96 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einer sehr guten Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,20 Stunden und am Wochenende 8,38 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit guter Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,09 Stunden und am Wochenende 8,11 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit befriedigender Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,99 Stunden und am Wochenende 7,78 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit schlechter Gesundheit schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,75 Stunden und am Wochenende 7,33 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem hohen Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,01 Stunden und am Wochenende 7,88 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem mittleren Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,85 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,00 Stunden und am Wochenende 7,78 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Kinderlose schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,05 Stunden und am Wochenende 7,84 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit einem Kind schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,92 Stunden und am Wochenende 8,06 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit zwei Kindern schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,87 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen mit drei und mehr Kindern schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,85 Stunden und am Wochenende 7,87 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 15 bis 20 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,26 Stunden und am Wochenende 9,20 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 21 bis 30 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,10 Stunden und am Wochenende 8,56 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 31 bis 40 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,92 Stunden und am Wochenende 8,01 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 41 bis 50 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,83 Stunden und am Wochenende 7,93 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen im Alter von 51 bis 60 Jahren schlafen unter der Woche durchschnittlich 6,84 Stunden und am Wochenende 7,72 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Personen über 60 Jahre schlafen unter der Woche durchschnittlich 7,10 Stunden und am Wochenende 7,61 Stunden.
Quelle: DIW, SOEP
Was sind die Folgen?
Der Körper gewöhnt sich sehr schnell an den Schlafmangel. Die Müdigkeit wird zu einer Grunderfahrung. Aber jeder chronisch unausgeschlafene Mensch wird kognitive Einschränkungen wie etwa Unkonzentriertheit erfahren oder kann nicht mehr zwischen Wichtig und Unwichtig unterscheiden.