Demnach begehen Kinder aus armen Familien eher Gewalttaten und nehmen häufiger Drogen. Das gilt auch für Familien, die ursprünglich arm waren, über die Jahre aber aufgestiegen sind. Da die Kinder schon in relativen Wohlstand geboren wurden, gehen die Forscher davon aus, dass Armut nicht die Wurzel der Kriminalität sein kann.
Für ihre Studie untersuchten die Autoren Daten von über einer halben Million Schweden, die zwischen 1989 und 1993 geboren wurden. Dabei berücksichtigten sie Eigenschaften wie den Bildungsstand, das jährliche Familieneinkommen und Verurteilungen sowie Daten über die Geschwister in der Untersuchung. Die Wissenschaftler erfassten außerdem, ob Jugendliche ab ihrem 15. Geburtstag zu einer Haftstrafe verurteilt wurden.
Der Zusammenhang zwischen Armut und Kriminalität ist für die Studienautoren klar: Kinder aus Familien, die sich im unteren Fünftel der schwedischen Einkommensspanne bewegen, wurden sieben Mal so oft für Gewalt- und Drogendelikte verurteilt wie Kinder aus dem oberen Fünftel. Anders sieht die Erkenntnis für die Kausalität aus. Denn Kinder aus Familien, die sich aus der Armut heraus gekämpften und unter besseren Verhältnissen geboren wurden, sind fast genau so häufig kriminell geworden wie ihre älteren Geschwister.
Da die Armut selbst nicht Grund für die Kriminalität sein kann, nehmen die Forscher an, dass die Neigung zu Verbrechen an der Familienkultur liegt. Diese kann trotz besserer finanzieller Verhältnisse bestehen bleiben und die Kinder negativ beeinflussen – etwa weil der große, Drogen dealende Bruder als Vorbild dient. Ein anderer möglicher Grund: Es ist eine Frage der Gene. Menschen in unteren Einkommensschichten können beispielsweise eine veranlagte, niedrigere Selbstbeherrschung aufweisen. Diese verhindert einerseits, dass sie sparen und den Ehrgeiz mitbringen, Karriere zu machen. Andererseits führt sie dazu, dass sie eher zuschlagen und sich Drogen hingeben.
Beide Alternativen kommen zum gleichen Schluss: Ein gesellschaftlicher Aufstieg verändert Menschen nicht.