Taschen fürs Büro Das verrät Ihr Rucksack über Sie

Auf den Schultern lässt sich vieles besser tragen. Der Rucksack, einst reines Wandergepäck, ist als Transportmittel voll emanzipiert und darf sogar mit ins Büro. Eine Typologie der Träger.

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Ein Mini-Rucksack von Louis Vuitton auf der Pariser Fashion Week Quelle: Getty Images

Beide Hände frei für Gesten oder die Bedienung des Smartphones - der Rucksack befreit in erster Linie. Die Arme von der Last, die Hände vom Zufassen. So hat sich das Gepäckstück zum wohl universellsten Tagesbegleiter gemausert. Im Büro hat er der Aktentasche den Rang schon lange abgelaufen. Und wie jedes Accessoire erzählt er bisweilen einiges über seinen Nutzer.

Der Netz-Nerd

Packr-Executive-Solar-Backpack Quelle: PR

Immer online, immer Saft auf allen Geräten und möglichst nicht mal beim Strom zapfen Spuren hinterlassen. Auf dem Weg zu einem Hackerkongress oder zur Arbeit als System-Admin eines Versicherungskonzerns. Träger dieses Rucksacks denken bei Quelle nicht an Wasser, sondern an Code und verlachen Nutzer einfach zu bedienender Computer, wenn man privat die Fotos von Muttis Geburtstag auch mit einer Encryption-Software sichern kann, die der NSA gut zu Gesicht stünde. Die Solarzellen auf der Tasche liefern bei ausreichend Licht zumindest so viel Strom, dass wenigstens die nötigsten Geräte im Inneren versorgt werden können. Zum Aufladen müssen Sie nur noch an die Sonne gehen - und das tut auch Ihnen gut. Ein Modell aus dieser Kategorie, das alle Wünsche erfüllt: der Packr Executiv von Goenerplex

Der Metal-Head

BW-Rucksack Quelle: PR

Der breite Stoffrucksack, möglichst mit Band-Aufnähern dekoriert, ist eigentlich ein Bundeswehr-Rucksack. Statt in Flecktarn wird er jedoch viel häufiger in Schwarz getragen - vor allem von Metalfans. Wenn Ihr Kollege damit ins Büro stiefelt, liegt die Vermutung nahe, dass er im Sommer in Wacken knietief im Schlamm steckt, dort mit Pfefferminzlikör die Zähne putzt und zeitgleich extrem und bedrohlich wirken kann. Dieser Kollege wird dann wohl auf das Modell Brandit BW-Rucksack zurückgreifen.

Der Outdoor-Junkie

Salomon Pro Fit 15 Quelle: PR

Grobstollige vermeintliche Joggingschuhe, Jacken und T-Shirts atmungsaktiver als ein Apnoe-Taucher vorm Absinken und grundsätzlich entweder sonnengebräunt oder rosige Wangen – der Trailrunning-Junkie, der zwischen erster Sojalatte um 4:00 und Aufschlag im Büro schon zwei einsame Stunden im Wald verbracht hat mit Stirnlampe und dem Gefühl, der Zivilisation entronnen zu sein. Sein Rucksack ist kein Transportmittel, sondern ultraleichte Versorgungsstation. Er ist körpernah geschnitten und ein rausragender Trinkhalm signalisiert: Für jede Eventualität, wie einen spontanen mehrtägigen Betriebsausflug rund zwölf Stunden von jeglicher menschlichen Ansiedlung entfernt, ist dieser Kollege gewappnet. Er wird bevorzugt irgendwelche Riegel, Obst, Nüsse essen und hat aller Voraussicht nach im Rucksack neben dem Laptop noch ein Faltboot, Zelt, Campinkocher und Isomatte. Das alles passt etwa in folgendes Modell: Salomon Pro Fit Series 15.

Und was sind Sie?

Der Mainstream-Hipster

Herschel Retreat Quelle: PR

Hörschel. Mit Ö. Nicht Herschel, wie Berkel oder Herlitz. Hörschel sieht zwar aus wie ein Turnbeutel der Ära Turnvater Jahn, stammt aber aus Kanada. Es ist quasi die Grundausstattung des angehenden Hipsters. Sofort zu erkennen an den zwei farblich abgesetzten Riemen und der kubischen Form, kommt der Hörschel in aller Regel zusammen mit Hornbrillen, Holzfällerhemden, Bart bei den Herren, Wollmützen bei beiden Geschlechtern und dem demonstrativ zur Schau getragenen Willen, eben hip zu sein. Was auch immer das genau ist. Erst 2009 gegründet, gelang es den Brüdern Lyndon und Jamie McCormack, eine Ästhetik zu generieren, die vertraut wirkt. Als gäbe es sie schon immer. Damit kommen die Kollegen morgens mit ihrem Flat White, einem Kaffee, in der Hand ins Büro. Abends radeln sie auf Opas altem Stahlrennrad, das sie für Mördergeld haben aufmotzen lassen, zum nächsten Deli.

Der Kampfradler

Ortlieb Commuter Daypack Quelle: PR

Platz da, jetzt komm ich. Einmal zugerollt und festgeklemmt, ist das Commuter Bag von Ortlieb wasserdicht. Wer das trägt, fährt immer. Bei Regen, Schnee und Wind. Mit dem Rückenwind der Selbstsicherheit (dank des umweltfreundlichen Transportmittels Trekkingfahrrad und selbstverständlich mit korrekter Beleuchtung nach StVO) und der daraus folgenden Überzeugenden den anderen per Auto den Dienstweg verpestenden Kollegen moralisch überlegen zu sein, geht der Vollzeitradler noch dampfend vom Nahkampf mit allen anderen Verkehrsteilnehmern mit erhobener Brust an seinen Schreibtisch - bereit für hitzige verkehrspolitische Diskussionen. Nebenbei hat er natürlich noch mit seiner aufopfernden aber leider auch müffelnden Art, den Planeten vorm Untergang gerettet.

Der Modische

Prada (links) und Aigner Rucksack Bruno Quelle: PR

Nur weil einem kein persönlicher Assistent den Koffer hinterherträgt, heißt das ja nicht, dass man als selbsttragender Mitarbeiter nicht ein klares Signal setzen kann: Ich trage den nicht, weil es praktisch und bequem ist, sondern, weil ich es mag und es schmückt. Ich bin oben. Durchgestylt bis in die Spliss-freien Haarspitzen darf schließlich auch der schnöde Transportbeutel nicht den Gesamteindruck des wertig Gekleideten stören. Am Arbeitsplatz sind dezent Modezeitschriften und Zettel mit den Terminen für die Bartpflege beim Barbershop abgelegt. Feiner Duft umgibt den Kollegen wie die Aura es Ewigschönen, auch wenn sich seine gelegentlichen Verspätungen auch daraus ergeben, dass das Grooming im privaten Wellness-Palast etwas mehr Zeit erforderte. Für diese Kollegen haben sich neben Gucci, MCM, Philipp Plein auch die zurückhaltenden Vertreter der modischen Großmarken dem Thema Rucksack genähert. Aigner etwas zünftiger, Prada etwas existientialistischer und Zegna mit der nötigen Noblesse.

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