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Tische der Macht "Italiener haben die größten Konferenzräume in Europa"

Eine niederländische Künstlerin hat die Konferenzräume der größten europäischen Unternehmen fotografiert und ist dabei gerade in Deutschland auf überraschende Details gestoßen.

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Wo Europas Chefs entscheiden
Assicurazioni GeneraliFür ihr Buch "The Table of Power 2" hat die niederländische Künstlerin Jacqueline Hassink die Konferenzräume der größten europäischen Konzerne fotografiert. Direkt am berühmten Markusplatz in Venedig liegt beispielsweise der exklusive Konferenzraum der italienischen Versicherungsgruppe Generali. Das Hauptquartier befindet sich zwar inzwischen in Triest, doch mehrmals im Jahr werden auch Meetings in dem alten Palast aus dem zwölften Jahrhundert abgehalten. Doch nicht immer trifft sich die Führungsriege in so exklusivem Ambiente. Quelle: Jacqueline Hassink
VolkswagenEntscheidend bei der Gestaltung der meisten Konferenzräume ist, dass es nicht zuviel Ablenkung gibt. "Die Räume sind sehr beruhigend, die Symmetrie ist wichtig und alles darauf ausgerichtet, dass man fokussiert arbeiten kann", sagt Hassink. Selten fand sie teure Kunstwerke, die möglicherweise nur zum Abschweifen der Gedanken führen könnten. Ein paar lose Kabel, wie hier bei Volkswagen stören dagegen wohl nicht. Quelle: Jacqueline Hassink
BNP ParibasDie französische BNP Paribas war eine der wenigen Großbanken, die Hassink in ihren Konferenzraum ließ. Etwa sieben Mal im Jahr trifft sich der Aufsichtsrat der Bank im ehemaligen Pariser Paribas-Hauptquartier. Quelle: Jacqueline Hassink
ThyssenKrupp"Die deutschen Unternehmen sind vergleichsweise bescheiden", sagt Hassink. ThyssenKrupp ist dafür ein gutes Beispiel. Quelle: Jacqueline Hassink
Deutsche TelekomAuch bei der Deutschen Telekom in Bonn war die Künstlerin über die simple Ausstattung überrascht: " Billig ist vielleicht nicht das richtige Wort aber die Materialien schienen nicht die höchste Qualität zu haben." Quelle: Jacqueline Hassink
SiemensVor fünfzehn Jahren hat die Fotografin schon einmal die "Tische der Macht" fotografiert. Den Konferenzraum von Siemens hat Hassink kaum wiedererkannt: "Das war früher ein eher futuristischer Raum, mit grün-metallischen Wänden, grünlichem Teppich". Die Stühle seien jedoch die gleichen geblieben. Quelle: Jacqueline Hassink
MetroDie Konferenzräume sind heute viel technischer als früher. Bei der Metro AG sind Bildschirme im Tisch integriert. Eine besondere Lichtinsel sorgt automatisch dafür, dass während einer Videokonferenz alle Mitglieder gleich ausgeleuchtet sind. Quelle: Jacqueline Hassink

WirtschaftsWoche: Sie haben für zwei Bücher die Konferenztische von großen Konzernen fotografiert, woher kommt dieses besondere Interesse?

Jacqueline Hassink: Vor fünfzehn Jahren habe ich in Oslo für ein Kunstprojekt zum ersten Mal Tische fotografiert. Ich fand es interessant, welche Rolle sie bei der Organisation der Gesellschaft spielen, wie sich wichtige Leute um Tische versammeln und weitreichende Entscheidungen treffen. Daraufhin wollte ich ein Porträt Europas machen, anhand der wichtigsten Treffpunkte der Mächtigen.
Der wichtigste Treiber der heutigen Gesellschaft ist die Wirtschaft und so habe ich die Konferenztische der größten europäischen Konzerne fotografiert. Als dann 2008 die Finanzkrise begann, wollte ich sehen, wie sich die Gesellschaft, die wirtschaftliche Macht und deren Treffpunkte verändert haben.

Haben sie sich denn geändert?

Ja, denn einerseits sind Unternehmen aus Ländern wie Russland, Spanien oder Norwegen hinzugekommen. Andererseits hat sich die Technologie dramatisch verändert und damit auch die Konferenztische.

Ein ganz besonderes Beispiel ist die Metro AG. Deren Konferenztisch ist ein unglaubliches Stück Technik und in dieser Hinsicht wohl der modernste in Europa. Bei der Metro gibt es integrierte Computer und eine besondere Lichtinsel, die automatisch dafür sorgt, dass während einer Videokonferenz alle Mitglieder gleich ausgeleuchtet sind.

Was ist Ihnen sonst aufgefallen?

Früher waren Aschenbecher ganz normal, doch seit meinem ersten Besuch haben fast alle Länder strenge Rauchergesetze erlassen. Manchmal habe ich trotzdem Aschenbecher gefunden und dezent darauf hingewiesen, sie vielleicht doch zu entfernen.

Das Buch

Und gibt es bei der Gestaltung bestimmte Trends?

Die Farben haben sich natürlich geändert. Damals gab es sehr viel helles Holz, jetzt findet man oft rötliche Töne.
Viele Konferenzräume sind heute zudem sehr minimalistisch und bescheiden, beispielsweise bei ThyssenKrupp. Anscheinend macht die ökonomische Lage in der wir sind auch die Räume einfacher.

Zudem ist es wichtig, dass es nicht zuviel Ablenkung gibt. Die Räume sind sehr beruhigend, die Symmetrie ist wichtig und alles darauf ausgerichtet, dass man fokussiert arbeiten kann. Ich habe beispielsweise kaum moderne Kunst gefunden.

Dann sind die Treffpunkte der Macht gar nicht so pompös wie man denkt?

Das ist sehr unterschiedlich. Total hat beispielsweise einen riesigen Konferenzraum, mit viel Metall, der sofort die enorme Macht des Unternehmens zeigt. Und auch die sehr alten, klassischen Tische bei BNP Paribas oder der italienischen Versicherung Generali sind sehr beeindruckend.

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