




WirtschaftsWoche: Sie haben für zwei Bücher die Konferenztische von großen Konzernen fotografiert, woher kommt dieses besondere Interesse?
Jacqueline Hassink: Vor fünfzehn Jahren habe ich in Oslo für ein Kunstprojekt zum ersten Mal Tische fotografiert. Ich fand es interessant, welche Rolle sie bei der Organisation der Gesellschaft spielen, wie sich wichtige Leute um Tische versammeln und weitreichende Entscheidungen treffen. Daraufhin wollte ich ein Porträt Europas machen, anhand der wichtigsten Treffpunkte der Mächtigen.
Der wichtigste Treiber der heutigen Gesellschaft ist die Wirtschaft und so habe ich die Konferenztische der größten europäischen Konzerne fotografiert. Als dann 2008 die Finanzkrise begann, wollte ich sehen, wie sich die Gesellschaft, die wirtschaftliche Macht und deren Treffpunkte verändert haben.
Haben sie sich denn geändert?
Ja, denn einerseits sind Unternehmen aus Ländern wie Russland, Spanien oder Norwegen hinzugekommen. Andererseits hat sich die Technologie dramatisch verändert und damit auch die Konferenztische.
Ein ganz besonderes Beispiel ist die Metro AG. Deren Konferenztisch ist ein unglaubliches Stück Technik und in dieser Hinsicht wohl der modernste in Europa. Bei der Metro gibt es integrierte Computer und eine besondere Lichtinsel, die automatisch dafür sorgt, dass während einer Videokonferenz alle Mitglieder gleich ausgeleuchtet sind.
Was ist Ihnen sonst aufgefallen?
Früher waren Aschenbecher ganz normal, doch seit meinem ersten Besuch haben fast alle Länder strenge Rauchergesetze erlassen. Manchmal habe ich trotzdem Aschenbecher gefunden und dezent darauf hingewiesen, sie vielleicht doch zu entfernen.

Und gibt es bei der Gestaltung bestimmte Trends?
Die Farben haben sich natürlich geändert. Damals gab es sehr viel helles Holz, jetzt findet man oft rötliche Töne.
Viele Konferenzräume sind heute zudem sehr minimalistisch und bescheiden, beispielsweise bei ThyssenKrupp. Anscheinend macht die ökonomische Lage in der wir sind auch die Räume einfacher.
Zudem ist es wichtig, dass es nicht zuviel Ablenkung gibt. Die Räume sind sehr beruhigend, die Symmetrie ist wichtig und alles darauf ausgerichtet, dass man fokussiert arbeiten kann. Ich habe beispielsweise kaum moderne Kunst gefunden.
Dann sind die Treffpunkte der Macht gar nicht so pompös wie man denkt?
Das ist sehr unterschiedlich. Total hat beispielsweise einen riesigen Konferenzraum, mit viel Metall, der sofort die enorme Macht des Unternehmens zeigt. Und auch die sehr alten, klassischen Tische bei BNP Paribas oder der italienischen Versicherung Generali sind sehr beeindruckend.