




Ein gepflegtes Erscheinungsbild ist in den meisten Büros ein Muss: Für Männer heißt das nicht selten Anzug mit Hemd - und je nach Anlass auch gerne mit einer Krawatte. Obwohl Frauen nicht selten eine größere Auswahl zwischen Hosenanzug und Kostüm oder einer Kombination aus Rock und Bluse habe, gelten auch für sie oft starre Regeln. Trotzdem soll das Outfit auch den individuellen Stil und die Persönlichkeit des Trägers unterstreichen.
Nachhaltigkeit liegt voll im Trend, allerdings wird der Begriff mittlerweile zu inflationär gebraucht. Nachhaltige Mode zeichnet sich im Kern durch zwei wesentliche Eigenschaften aus: Die Verwendung nachwachsender, recyclebarer sowie ressourcenschonender Materialien und die Produktion unter fairen, also menschenfreundlichen, Bedingungen.
Gesetzlich geschützte Zertifikate und Siegel gibt es nicht. Im Bereich der nachhaltigen Materialien hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Neben zertifizierter Bio-Baumwolle werden inzwischen auch viele andere Stoffe – von Lyocell über veganes Leder und Kork bis hin zu recyceltem Neopren, das aus Meeresabfällen gewonnen wird – angeboten.
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Bei nachhaltiger Businessmode besteht aber noch Nachholbedarf, Angebote gibt es kaum. So bietet das Unternehmen "Gotsutsumu" nach eigenen Angaben die weltweit erste konsequent nachhaltige Businesskollektion an. Aber das hat seinen Preis: Ein Hosenanzug für Frauen kostet mindestens 479 Euro - und wird aus Baumwolle produziert. Auch die Menge ist überschaubar: Gerade einmal neun Anzüge bietet das Label für Frauen an. Der Vorteil: Die Kleidungsstücke werden während des kompletten Prozesses – also von der Baumwoll-Ernte auf dem Feld über die eigentliche Herstellung bis zum Versand – genau kontrolliert. Dafür können sich Käufer jedoch auf eine Top-Qualität verlassen und mit gutem Gewissen shoppen, sagt Otto Kersten, Gründer von "Gotsutsumu". Grundsätzlich sind Frauen – so Kerstens Erfahrungen – eher dazu bereit, sich mit nachhaltiger Businessmode zu befassen und über die verschiedenen Aspekte der Thematik zu informieren. Egal ob Mann oder Frau – beide Geschlechter kommen beim Shoppen von Fair Fashion kaum um das World Wide Web herum. „Wenn man als Mann einen Anzug kaufen will, der nachhaltig produziert wurde, dann kann man das fast nur im Internet tun.“, sagt Mark Starmanns, der sich seit mehr als sieben Jahren mit nachhaltiger Mode in Forschung und Praxis beschäftigt und zu den Gründern des Netzwerks Get Changed! (ehemals: Netzwerk Faire Mode) gehört.
Während Eco-Mode im alltäglichen Bereich immer mehr Akzeptanz erfährt und stetig neue Fans für sich gewinnen kann, steckt der Sektor nachhaltige Businesskleidung nach wie vor in den Kinderschuhen. Otto Kersten, der als einer der Vorreiter auf diesem Gebiet betrachtet werden kann und unter anderem auch im Vorstand des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) sitzt, beobachtet häufig, dass Nachhaltigkeit in den Chefetagen zwar gern propagiert wird. Doch wenn es darum geht, den konventionellen Designer-Anzug gegen eine Fairfashion-Alternative einzutauschen, dann wird meist gekniffen. Seiner Meinung nach hängt dieses Verhalten mit dem teilweise eingestaubtem Öko-Image und Klischees zusammen, die der nachhaltigen Businessmode nach wie vor anhängen.





Zusammen mit seinem Team hat Starmanns eine Internetplattform ins Leben gerufen, auf der die Branche der nachhaltigen Mode in ihrer Komplexität gebündelt wird. Hersteller und Labels können sich eintragen und dadurch sichtbarer werden, Interessenten und potentielle Käufer haben die Möglichkeit, sich das Angebot genau anschauen und verschiedene digitale und analoge Fairfashion-Shops zu entdecken. Auch das Netzwerk Get Changed! beobachtet, dass die Anzahl der Hersteller – vor allem im Business-Segment – noch immer sehr überschaubar ist, aber „Das Angebot verbessert sich.“, so Starmanns.
Dass die Nachhaltigkeit in der Mode trotz kleinem Angebot im Business-Bereich weiterhin auf dem Vormarsch ist, beweist unter anderem die Ethical Fashion Show Berlin, die im Rahmen der Berlin Fashion Week stattfindet. Die Messe legt den Fokus klar auf Eco-Wear und vereint die großen Akteure der Branche. Für Eco-Bloggerin Nina Lorenzen ist die Ethical Fashion Show Berlin ein absolutes Muss – weil sie hier nicht nur die neuen Kollektionen bestaunen, sondern auch mit den Designern, die dahinterstecken, ins Gespräch kommen kann. Sich die Kleidungsstücke erklären lassen und hinterfragen – auch das macht Nachhaltigkeit in der Mode ein Stück weit aus.