Sie sagen: Leute profitieren davon, wenn Sie anderen helfen. Wie kommen Sie denn darauf?
Leute die erfolgreich und hilfsbereit zugleich waren, habe ich schon immer sehr bewundert – etwa meinen Highschool-Tauchlehrer. Er sollte uns im Sommer das Tauchen beibringen, den Rest des Jahres sollten wir alleine üben. Er aber war so nett, dass er uns weiterhin gratis Tauchunterricht gab, nur damit meine Freunde und ich besser wurden. Er war mein Idol. Geber sind erfolgreicher, das zeigen auch verschiedene Studien: Ob Medizinstudenten, Verkaufspersonal oder Ingenieure - nach objektiven Kriterien waren diejenigen, die die beste Leistung erbrachten, die Geber. Sie haben die besten Chancen zu Spitzenleuten zu werden.
Was man seinen Kollegen geben kann
Oft mühen sich Menschen mit Aufgaben, die nicht ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen. Helfen Sie anderen, an Projekten zu arbeiten, die ihnen mehr Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Viele Mitarbeiter weigern sich, Zeit und Wissen mit Kollegen zu teilen. Belohnen Sie Leute, die ihre Zeit und Informationen auch anderen zukommen lassen.
Stellen Sie Personen aus Ihrem Netzwerk mit ungewöhnlichen Gemeinsamkeiten einander vor. Suchen Sie einmal im Monat eine Person, mit der Sie lang nicht gesprochen haben. Finden Sie heraus, woran sie arbeitet, und fragen Sie, ob Sie helfen können.
Werden Sie vom Antworter zum Fragesteller: Oft erzielt man eine größere Wirkung, wenn man weiß, was man fragen muss, als zu wissen, was man sagen will.
Helfen Sie großzügig und ohne Hintergedanken. Aber bitten Sie auch um das, was Sie benötigen. Geber freuen sich, ihre Werte zu demonstrieren und sich anerkannt zu fühlen.
Es muss nicht immer die große Geste sein: Suchen Sie Möglichkeiten, anderen mit minimalem persönlichem Aufwand zu helfen.
Kann jeder Mensch ein Geber werden?
Bei jeder Entscheidung, die wir treffen, bestimmen wir selbst, ob wir Geber oder Nehmer sind. Selbstverständlich ist es für einfühlsame oder großzügige Menschen leichter, anderen einen Gefallen zu tun. Die meisten Leute sind Tauscher. Für jede Leistung wollen sie ausgewogen belohnt werden. Sie hassen es zu sehen, wenn Leute selbstsüchtig handeln. Sie finden das unfair. Deshalb haben sie es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Nehmer in der Gesellschaft zu bestrafen. Es ist wie in einer Freundschaft: Wenn das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen arg aus dem Gleichgewicht gerät, kann eine Freundschaft daran zerbrechen. Wir wünschen uns, dass wir etwas zurückbekommen.
Was macht Sie so sicher, dass es dazu auch kommt? Die meisten Menschen machen doch andere Erfahrungen – oder befürchten zumindest, ausgenutzt zu werden…
Wir müssen eben lernen, dass das Prinzip des Gebens eben nicht auf unmittelbarer Gegenseitigkeit beruht. Es ist vielmehr eine Art Kreislauf. Ich gebe und irgendwann wird auch mir wieder jemand begegnen, der mir zum Beispiel einen spannenden Geschäftspartner oder einen neuen Job vermitteln kann. Wir sollten nicht auf den direkten Austausch warten, sonst werden wir enttäuscht.
Ist Ihnen das auch schon mal passiert?
Enttäuscht nicht, aber überrascht schon. In den hunderten Emails, die ich als Reaktion auf mein Buch bekommen habe, haben sehr viele Menschen etwas von mir gefordert, um anderen zu helfen. Sie sind also durchaus bereit zu geben. Aber sie hoffen darauf, dass andere ihren Job übernehmen.