Nun legte David Strayer ihnen einen speziellen Test vor, die "Operation Span task". Vereinfacht gesagt: Psychologen messen damit, wie gut Menschen sich auf mehrere Aufgaben gleichzeitig konzentrieren können. Dafür bitten sie die Freiwilligen darum, eine Reihe von zwei bis fünf Buchstaben zu merken. Nun sehen sie einige simple Rechnungen und sollen sagen, ob die Lösung richtig oder falsch ist. Mit anderen Worten: Sie müssen sich sowohl darauf konzentrieren, die Buchstaben zu memorieren als auch die Rechnung zu überprüfen. Ein klassisches Beispiel für Multitasking also.
Hinterher wertete Strayer die Ergebnisse aus – und fand heraus: Die Selbsteinschätzung unterschied sich erheblich von der tatsächlichen Leistung. Jene Testpersonen, die sich selbst für große Multitasker hielten und das im Alltag oft taten, schnitten in der Gedächtnisaufgabe am schlechtesten ab.
Mehr noch: Die Leistung im Test stand in negativem Zusammenhang zur Selbsteinschätzung. Wer angab, selten mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, erhielt im Test die höchsten Punktzahlen.
Ein weiteres Indiz dafür, dass der Mensch ständig zur Selbstüberschätzung neigt – was im Falle des Multitaskings bisweilen echte Konsequenzen haben kann.
Außerdem bemerkte Strayer, dass die Persönlichkeit der Freiwilligen ebenfalls eine Rolle spielte. Wer sich selbst große Neugier und Lust auf ständige Abwechslung attestierte, gehörte ebenfalls zu den häufigsten Multitaskern.
Die Studie legt also nahe: Wer im Alltag dazu neigt, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, ist dafür womöglich charakterlich prädestiniert. Aber das heißt noch lange nicht, dass er sich damit einen Gefallen tut – eher im Gegenteil.
Quelle:
David Strayer et al (2013). Who Multi-Tasks and Why? Multi-Tasking Ability, Perceived Multi-Tasking Ability, Impulsivity, and Sensation Seeking. PLoS One.