Arbeitswelt Enterprise 2.0

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Auch bei IBM werden heute Präsentationen und Dokumente zu Themen, die die Kollegen weltweit interessieren könnten, sofort über eine Dateifreigabe, dem sogenannten Filesharing, online gestellt. Mitarbeiter können das Dokument dort über eine spezielle Suchmaske finden, mit einem Tag versehen, beurteilen und sogar für eigene Zwecke weiterverwenden.

Larissa Haider, Autorin, WirtschaftsWoche

Auf dem Weg zum Enterprise 2.0 geraten die Führungskräfte zunehmend in die Rolle von Moderatoren. Es geht weniger darum, den Projektfortschritt zu kontrollieren und die Belegschaft anzutreiben, sondern vielmehr den jeweiligen Status quo transparent zu machen und dafür zu sorgen, dass Eintrittsschwellen und Misstrauen gegenüber den neuen Werkzeugen sinken.

Jochen Mai, Ressortleiter WirtschaftsWoche

„Derzeit arbeite ich in meinem Büro zu Hause. Ich steuere mein 100-köpfiges Team über die Intranet-Plattform „Connections“. In dieser virtuellen Welt sind Wiki, Blog und soziales Netzwerk zusammengeschaltet. Durch die Online-Werkzeuge bestimmen alle selbst, wo und wann sie arbeiten. Trotzdem weiß ich genau, wie die Projektarbeit voranschreitet. Jeden Morgen stöbere ich durch 15 Projektarbeiten, die gerade virtuell gedeihen. Das Chatfenster auf meinem Desktop zeigt mir an, welcher meiner Kollegen gerade vor dem Bildschirm sitzt. So kann ich innerhalb weniger Sekunden eine Ad-hoc-Konferenz zusammenrufen.“

Maja Kumme, Leiterin Lotus Software IBM

„Im Dezember 2009 nahm ich an einem Jam teil. Etwa 2000 Siemens-Mitarbeiter debattierten zeitgleich über die Informations- und Kommunikationstechnologien der Zukunft. Aufgrund der inhaltlichen Tiefe der verschiedenen Foren konnte ich mit meinem Fachwissen nur im Forum Social Networks Beiträge schreiben. Die restliche Zeit verbrachte ich damit, durch die Beiträge der anderen zu stöbern. Die Reaktion der anderen war mir dabei enorm wichtig. Erst daran konnte ich ablesen, wie mein Beitrag ankommt. Und das Schulterklopfen von zahlreichen Kollegen ist natürlich eine große Triebfeder. Das Interesse der Firma an der Meinung ihrer Mitarbeiter, die offene Diskussion mit vielen Experten, deren unmittelbare Rückmeldung und das Umsetzen der Ergebnisse sind wesentliche Erfolgsfaktoren für ein Jam.“

Thomas Lackner, Leiter Open Innonations Siemens

Mitarbeiterfunktionen

Nicht allen fällt das Umdenken und der offene Diskurs leicht. So mancher hat Sorgen, er könne etwas Dummes sagen oder in der Diskussion nicht bestehen. Andere fürchten, die Beiträge in den öffentlichen Foren könnten zur Leistungsbewertung herangezogen werden. Denn in der Tat erfordert diese Form der Zusammenarbeit weitaus mehr kommunikative Fähigkeiten als bisherige Arbeitsformen – von den technischen Kenntnissen einmal abgesehen.

Web-Werkzeuge

Der Kulturwandel macht Mitarbeitern zu schaffen, die bisher starke hierarchische Strukturen gewohnt waren und eine enge Führung brauchen. Zwar haben die jeweiligen Manager im Enterprise 2.0 immer noch die finale Entscheidungsgewalt. Doch erhalten die Mitarbeiter im Laufe des Arbeitsprozesses wesentlich mehr Kompetenzen und müssen mehr Verantwortung übernehmen.

Larissa Haider, Autorin, WirtschaftsWoche

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