Aus Liebe zum Geld Eine Typologie der Reichen

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Die ewig Rastlosen

George Clooney (links) und Karlheinz Kögel (rechts) Quelle: dpa

Reich werden durch eine überraschende Neuerung ist kein Privileg von Erfindern oder genialen Tüftlern. Deutschlands größte Reichtümer stammen aus dem Handel. Ob die Brüder Karl und Theo Albrecht als Discount-Erfinder oder Drogerie-König Götz Werner: Sie haben bewiesen, dass selbst ein abgegrastes Feld ein Ort der permanenten Revolution sein kann. Dass diese Zeiten nicht vorbei sind, zeigt Reiseunternehmer Karlheinz Kögel, der zuletzt mit dem Internet-Reiseportal HLX die Urlaubsbranche erneut auf den Kopf stellte.

Die ewig Rastlosen

Die Öffentlichkeit kennt den 66-Jährigen eher als Veranstalter der Deutscher Medienpreis betitelten Auszeichnung an Superpromis wie zuletzt Hollywood-Ikone George Clooney. Als Unternehmer treibt Karlheinz Kögel aber keine Eitelkeit, sondern sein Instinkt als Konsument. „Ich kann nur mit Produkten arbeiten, die wie Musik und Reisen emotional, ja erotisch sind“, sagt der Spaßunternehmer.

Mit Gespür für High Tech und offensive Verkaufe startete der abgebrochene Schreinerlehrling 1976 den Marktforscher Media Control, der Musik-Hitparaden mit einem manipulationssicheren System erhebt. Später erfasst es auch Verkäufe von Kinokarten oder Büchern. Kögel verkauft die Daten an Plattenfirmen oder Verlage und ist in den Achtzigerjahren Multimillionär.

Dann macht es den Unternehmer verrückt, dass in Flugzeugen und Ferienhotels viele Plätze leer bleiben, weil kurz vor dem Abreisetermin keiner die Reste kombiniert. Also lässt Kögel ein IT-System bauen, das dies kann – und scheffelt unter der Marke L’Tur noch mehr Geld. Als in den Neunzigerjahren die Touristikkonzerne das Feld besetzen wollen, verkauft er die Mehrheit an die TUI und überredet den Ferienriesen, auch den Erzrivalen Thomas Cook an Bord zu nehmen. Das hält dem wortkargen Hünen den Rücken frei für mehr Innovation. So können Urlauber die Ferien bei L’Tur als Erste nicht nur nach Ort und Zeit buchen, sondern auch über das gewünschte Wetter vor Ort oder Angebote wie Wellness. Zudem erschließt Kögel früh neue Verkaufswege wie Btx und Faxabruf.

Für den Innovationsgeist in der Zentrale am Kurpark von Baden-Baden sorgt auch Kögels Managementstil. Er setzt früh auf flache Hierarchien und motiviert durch den offenen Umgang mit Problemen. „Bei L’Tur gibt es kein Schulterklopfen, sondern brutal offene Aussprachen“, sagt ein Ex-Mitarbeiter. Damit schafft Kögel auch ein einzigartiges Kontaktnetz. „Jeder macht gern Geschäfte mit ihm“, sagt ein namhafter Fluglinien-Manager.

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