Aus Liebe zum Geld Eine Typologie der Reichen

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Die Genießer

Ingrid Flick Quelle: dpa

Sie haben reich geerbt und genießen ihr Erbe auch. So lässt es sich die 2,5 Milliarden Euro schwere Österreicherin Heidi Horten, Witwe des Kaufhausketten-Gründers Helmut Horten, auf ihrer Yacht Carinthia VII gut gehen. Mit einem etwa gleich großen Vermögen frönt Ingrid Flick, Witwe des Unternehmers Friedrich Karl Flick (unter anderem Gerling, Buderus, Dynamit Nobel), ihrem Luxusleben am Wörthersee. Auch Franz Haniel und Curt Engelhorn müssen sich über eine zu kleine Rente keine Sorgen machen. Junge Erben nutzen oft ihr Geld, um ihr Hobby zum Beruf zu machen oder Gutes zu tun – wie die Töchter des Industriellen Harald Quandt.

Die Genießer

Geschätzte 700 Millionen Euro zählt das Vermögen der vier Töchter von Harald Quandt, dessen Vater Günther der Batteriehersteller Varta und der Rüstungskonzern Berlin-Karlsruher Industriewerke gehörten. Die Schwestern lassen ihr Erbe in der Harald Quandt Holding verwalten und mehren. Dazu zählen der HQ Trust, die HQH Grundbesitzgesellschaft oder die Investmentgesellschaft Auda, aber auch Immobilien wie das Liebermann-Palais neben dem Brandenburger Tor. Das Vermögen der Erbinnen ist breit gestreut und ihr unternehmerischer Einfluss damit geringer als der ihrer Cousins aus dem Stamm von Haralds Bruder Herbert, der BMW-Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt. Das lässt den Schwestern genug Zeit für die schönen Dinge im Leben.

So stellt die 50-jährige Goldschmiedin und Designerin Colleen-Bettina Rosenblat-Mo in ihrem Schmuckladen in Hamburg-Harvestehude edle Preziosen aus großen Edelsteinen für zahlungsstarke Damen her.

Der ältesten Schwester Katarina Geller-Herr, 61, gehört das Gestüt Wäldershausen im hessischen Homberg. Bis 2010 war sie Mäzenin des Springreiters und Team-Olympiasiegers Lars Nieberg, der das Gestüt inzwischen von ihr gepachtet hat.

Über Anette-Angelika May-Thies, 58, ist nur bekannt, dass sie in Hamburg lebt und mit dem früheren Holding-Geschäftsführer Axel May verheiratet war.

Als geschäftliches Familienoberhaupt gilt Gabriele Quandt, die sich regelmäßig mit den Managern der Holding austauscht. Die 60-Jährige gilt als kunstinteressiert. Sie hat einige Bücher zusammen mit ihrem Ex-Mann Florian Langenscheidt verfasst und illustriert. Sie widmet sich der Kultur und guten Werken, spendet zum Beispiel für das Tel Aviv Museum of Art und hat den Verein „Children for a Better World“ mit gegründet. Gern lässt sie sich auch bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth blicken.

Zwar studierte sie in Berlin Soziologie und Pädagogik und fühlte sich in den Siebzigerjahren auch in marxistischen Zirkeln wohl, schreibt Rüdiger Jungbluth in seinem Buch „Die Quandts“. Sie wollte „kein reiches Mädchen“ sein. Doch die Neigung zum Marxismus hielt nicht lang. Sie entschied, vor ihrem Reichtum nicht davonzulaufen. Anfang der Achtzigerjahre ging Quandt an die französische Business School Insead, um einen Master zu machen. Dort lernte sie den Verlagserben Langenscheidt kennen.

Das Glück war den Schwestern allerdings nicht immer zugetan: Vater Harald – dessen Mutter Magda nach ihrer Scheidung mit NS-Propagandaminister Joseph Goebbels verheiratet war – stürzte 1967 mit einem Flugzeug ab, Mutter Inge starb 1978.

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