Aus Liebe zum Geld Eine Typologie der Reichen

Seite 6/8

Die neuen Reichen

Dieter Bohlen Quelle: dpa

Sie hatten keine reichen Eltern, nicht das Glück, eine geniale Erfindung zu machen – und doch haben sie es nach ganz oben geschafft: die neuen Reichen. Sie machen, was viele machen: Handel, Import-Export, Musik – aber besser. Gerd Brachmann etwa begann mit einem kleinen Elektroladen, der Billigprodukte aus Asien importierte. Daraus formte er den Elektronikriesen Medion. Die Idee der Billigmodekette kik hat Stefan Heinig reich gemacht. CTS Eventim verkauft pro Jahr mehr als 100 Millionen Eintrittskarten – an jeder verdient Klaus-Peter Schulenberg. Und Musikproduzent Dieter Bohlen beweist eindrucksvoll, dass Musik keine brotlose Kunst sein muss.

Die neuen Reichen

Er sei der erfolgreichste Musikproduzent Deutschlands. So wird Dieter Bohlen im Herbst auf einer Versicherungsmesse in Dortmund vorgestellt. Der ehemalige Frontmann der Pop-Gruppe Modern Talking soll auf der Messe für einen Versicherer werben – stellt aber erst mal klar: „Ich bin nicht der erfolgreichste, sondern der mit Abstand erfolgreichste Musikmanager.“

Recht hat er ja: Hunderte deutsche Schlager- und Popstars von Roy Black über Howard Carpendale bis zu Andrea Berg standen in seinem Tonstudio, und die wenigsten dürften es bereut haben. Kaum ein Song, den Bohlen produziert oder komponiert hat, schaffte es nicht in die Charts. Dazu kommen die RTL-Dauerläufer „Deutschland sucht den Superstar“ und „Das Supertalent“, bei denen Bohlen als Jury-Chef den Ton angibt, sowie seine Autobiografien, die sich blendend verkauften.

Scheinbar wird alles zu Gold, was Bohlen anpackt. Und niemand spricht darüber lieber als Bohlen. Der Mann, der bei RTL und „Bild“ nur „Pop-Titan“ heißt, will Erfolg haben und Geld. Das sagt er, und so simpel ist es wohl auch. Mit verschwurbelten Begründungen über den tieferen Sinn seiner Arbeit versucht er es erst gar nicht. Noch mehr Erfolg, noch mehr Geld, basta.

Unlängst gefragt vom Schweizer Magazin „Bilanz“, was ihn nach all seinen Erfolgen noch motiviere, sagt Bohlen: „Money is the real thing. Wenn ich auf der Bühne stehe, denke ich: 1000 Euro, 2000, 3000... Und bei 300.000 steige ich runter und denke: Gut is.“

Ein gieriges Monster ist Bohlen dennoch nicht. Hinter der Fassade wohnt ein zweiter Bohlen: Der Sohn eines Bauunternehmers, der ihm Disziplin und Bodenständigkeit eintrichterte, der Enkel einer liebevollen Oma, die ihn Sparsamkeit und Anstand lehrte, der Student, der BWL büffelte, obwohl er Popstar werden wollte. Dieser Bohlen spricht davon, dass es in seinem Leben „zu viele Brüche gibt, dass einem manchmal die Dinge entgleiten“. Oder dass er nicht „der hässliche Unternehmer, der über Leichen geht“, sein will: „Man muss eine hohe moralische Integrität behalten. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemand beschissen, nicht um einen Cent. Das geht auch.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%