Aus Liebe zum Geld Eine Typologie der Reichen

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Die Spieler

Gunilla von Bismarck Quelle: dpa

Das Milliardenvermögen ihrer Väter ist ihnen in den Schoß gefallen wie ein Spielzeug, das von Arbeits-, Investitions- und Gedankenanstrengungen befreit. Sie frönen Kunst und Partys. Der 2011 verstorbene Gunter Sachs war der Prototyp des verschwenderischen Reichen. Derer von Bismarcks treten in seine Fußstapfen. Friedrich Christian Flick ist auch so ein Glücklicher, der als Großmäzen immerhin Gutes tut. Der Geldsegen kann so unermesslich sein, dass Erben ihn nie verzehren können. Es sei denn, sie setzen gierig alles auf eine Karte oder machen Geschäfte, bei denen man auch als Goldjunge oder -mädchen keineswegs ruhig schläft, wie Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz oder ihre Bankiers, die Oppenheims.

Die Spieler

Es ist einer der bekanntesten deutschen Adelsnamen: von Bismarck. Reichskanzler Otto von Bismarck (1815–1898) gründete 1871 das Deutsche Reich und machte die Hohenzollern zur Kaiserfamilie. Dafür überschütteten sie ihn mit Geld und Gütern. Dazu gehörte der Sachsenwald östlich von Hamburg, der Herrensitz Friedrichsruh in Schleswig-Holstein sowie 231 000 Goldmark, nach heutigem Wert 2,3 Millionen Euro. Daraus haben von Bismarcks Nachkommen etwas gemacht.

Nicht nur die Erträge aus dem Sachsenwald nebst Sägewerk sprudelten, sondern auch Lizenzeinnahmen aus Getränkefirmen wie der 1906 gegründeten Mineralwassermarke Fürst-Bismarck-Quelle, die 1978 an den Schweizer Nestlé-Konzern verkauft wurde. Von den Lizenzeinnahmen und einer von Nestlé gezahlten Pacht profitiert die Familie noch heute.

Seit einigen Jahrzehnten werde bei den Bismarcks allerdings nicht mehr profitmaximiert, sondern vor allem gut gelebt, berichtet ein Kenner der Familie. Paradebeispiel ist Gunilla von Bismarck, 63.

Rauschende Feste feiert sie nicht nur in ihrem Haus im spanischen Reichen-Hort Marbella, sondern auch auf Teneriffa, und das auch mal über zwei Tage und Nächte. „Das war nun einmal die Hochzeit ihres Sohnes“, kommentiert Familiensprecher Gregor Graf von Bismarck. 400 Gäste feierten unter dem Motto „Fun, Wild & Sexy“ bei einer nächtlichen Party am Strand und kamen als Paradiesvögel verkleidet.

Vor allem als Gastgeber zeichnen sich die Bismarcks heute aus. „Unternehmen besitzen wir nicht“, sagt Graf Gregor. Seine Tante Gunilla lässt sich mit den Worten zitieren, sie habe keine Lust mehr, auf Partys anderer Leute zu gehen, sie lade lieber selber nette Leute zu sich nach Hause ein.

Das Familienvermögen wurde bis zur Jahrtausendwende gemehrt, es soll geschätzte 250 Millionen Euro betragen. Graf Gregor dementiert: „So viel haben wir nicht. Wir haben nur eine kleinere Forstwirtschaft.“ Das klingt eher nach adligem Understatement. Auch Maximilian Graf von Bismarck, der bis zum Verkauf die Korndestillerie Fürst Bismarck Doppelkorn unter seinen Fittichen hatte, kann oder will zu laufenden Lizenzeinnahmen nichts sagen. „Graf Bismarck befindet sich tief im brasilianischen Urwald“, teilt sein Büro mit.

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