Manche sind gläubig und mildtätig, andere machtbesessen und stur. Sie pflegen ihre patriarchalen Schrullen und sind so unterschiedlich wie die Branchen, in denen sie tätig sind. Doch Erfolgstypen sind sie alle, die Turbo-Söhne. Ob Milch-Mogul Theo Müller, der aus der väterlichen Dorfmolkerei mit vier Angestellten ein Joghurt-Imperium schuf. Oder Josef Klüh, der Anfang der Sechzigerjahre eine elterliche Reinigungsfirma übernahm und heute einen internationalen Dienstleistungskonzern führt, dessen über 40.000 Mitarbeiter für das Catering in Kliniken oder die Sicherheit an Flughäfen sorgen. Und natürlich Mr. Haribo Hans Riegel, der aus einer Hinterhofklitsche den bekannten Gummibärchenkonzern zimmerte.
Die Turbo-Söhne
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 8,0 Mrd.Euro
Unternehmen: Würth
Quelle: Manager Magazin, Forbes
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 3,4 Mrd.Euro
Unternehmen: Deichmann
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 2,8 Mrd.Euro
Unternehmen: Haribo
geschätztes Vermögen: 2,2 Mrd.Euro
Unternehmen: Molkerei Müller
geschätztes Vermögen: 0,3 Mrd. Euro
Unternehmen: Klüh
Einen großen Almauftrieb gab es nicht. Seinen 90. Geburtstag feierte Hans Riegel am 10. März in kleiner Runde auf dem „Jakobsberg“ – seinem Golfhotel, oberhalb von Boppard mit Blick auf das Rheintal.
Seit 67 Jahren ist Riegel der Mann hinter den weltbekannten Gummibärchen. Fast täglich sitzt „der Doktor“ – Riegel ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler – im Chefsessel im Bonner Stadtteil Kessenich. „Hier im Büro spult er auch mit 90 Jahren noch sein Programm ab wie ein junger Hüpfer“, sagt Gerdemie Schirmbeck, seit 30 Jahren Riegels Sekretärin.
In der „Kanzel“, wie das Büro genannt wird, tüftelt Riegel wie eh und je neue Leckerchen aus. Zuletzt habe er sich mit süßen Pandabären beschäftigt, lässt Patenkind und Firmensprecher Marco Alfter wissen. Eigene Kinder hat der Junggeselle nicht.
Seine Forschungsmethoden sind unkonventionell: Riegel schaut Kinderkanal und studiert die „Bravo“, um herauszufinden, was den jungen Kunden schmecken könnte. Die Erfolgsrezepte des Patriarchen haben wenig mit den Methoden moderner Unternehmensführung gemein. Riegel ist ein Alleinherrscher. Wenn er ruft, springen die Mitarbeiter. Manchmal rege er sich auf, aber er sei nie nachtragend, schildert Sekretärin Schirmbeck. Das sehen nicht alle so. Immer wieder suchen Manager das Weite oder werden vom Seniorchef vor die Tür befördert. Selbst mit Familienmitgliedern zieht Riegel in den Clinch. Nach dem Tod seines jüngeren Bruders und Mitinhabers Paul 2009 verständigte sich Riegel nach einigem Gezerre mit den Erben von Paul, der vier Kinder hinterließ, auf eine Machtteilung. Seit September 2010 führt er Haribo in einer neuen Eigentümer- und Holdingstruktur gemeinsam mit zwei Neffen. Die Konstruktion soll sicherstellen, dass Haribo ein Familienunternehmen bleibt.
Haribo haben die internen Scharmützel kaum geschadet. Der Konzern gilt in der Branche als sehr rentabel. Riegel hat mit seinem rigorosen Kurs Werte geschaffen – für Kinder und Erwachsene ebenso. Produziert wird mit 15 Fabriken und 6000 Mitarbeitern in Europa. Geschätzter Jahresumsatz: mehr als zwei Milliarden Euro.