Aus Liebe zum Geld Eine Typologie der Reichen

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Die Turbo-Söhne

Haribo-Firmenchef Hans Riegel Quelle: dpa

Manche sind gläubig und mildtätig, andere machtbesessen und stur. Sie pflegen ihre patriarchalen Schrullen und sind so unterschiedlich wie die Branchen, in denen sie tätig sind. Doch Erfolgstypen sind sie alle, die Turbo-Söhne. Ob Milch-Mogul Theo Müller, der aus der väterlichen Dorfmolkerei mit vier Angestellten ein Joghurt-Imperium schuf. Oder Josef Klüh, der Anfang der Sechzigerjahre eine elterliche Reinigungsfirma übernahm und heute einen internationalen Dienstleistungskonzern führt, dessen über 40.000 Mitarbeiter für das Catering in Kliniken oder die Sicherheit an Flughäfen sorgen. Und natürlich Mr. Haribo Hans Riegel, der aus einer Hinterhofklitsche den bekannten Gummibärchenkonzern zimmerte.

Die Turbo-Söhne

Einen großen Almauftrieb gab es nicht. Seinen 90. Geburtstag feierte Hans Riegel am 10. März in kleiner Runde auf dem „Jakobsberg“ – seinem Golfhotel, oberhalb von Boppard mit Blick auf das Rheintal.

Seit 67 Jahren ist Riegel der Mann hinter den weltbekannten Gummibärchen. Fast täglich sitzt „der Doktor“ – Riegel ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler – im Chefsessel im Bonner Stadtteil Kessenich. „Hier im Büro spult er auch mit 90 Jahren noch sein Programm ab wie ein junger Hüpfer“, sagt Gerdemie Schirmbeck, seit 30 Jahren Riegels Sekretärin.

In der „Kanzel“, wie das Büro genannt wird, tüftelt Riegel wie eh und je neue Leckerchen aus. Zuletzt habe er sich mit süßen Pandabären beschäftigt, lässt Patenkind und Firmensprecher Marco Alfter wissen. Eigene Kinder hat der Junggeselle nicht.

Streit in Familienunternehmen
Clemens Tönnies (links), Robert Tönnies Quelle: Nils Hendrik Müller für WirtschaftsWoche
Fischer DübelZwischen Jörg Fischer (36) und seinem Vater Klaus Fischer (61) krachte es so sehr, dass der Sohnemann im April 2012 hinschmiss und das Unternehmen verließ. Man habe festgestellt, dass die Vorstellung im Hinblick auf Ausrichtung und Führung des Unternehmens "gravierend unterschiedlich" seien, teilte Klaus Fischer mit. Jörg Fischer hatte die Leitung der Geschäfte erst Anfang 2011 übernommen. Jetzt führt Vater Klaus wieder das Unternehmen. Es ist nicht der erste Schlagabtausch im Hause Fischer. 2007 prozessierte Firmenpatriarch Artur Fischer erfolgreich gegen Tochter Margot Fischer-Weber. Ihr wurde gerichtlich untersagt, Vater und Bruder auf ihrer Website als „Haie, Wölfe, Schweine“ oder „Idioten" zu bezeichnen. Dem Urteil ging ein jahrelanger Rechtsstreit um das Erbe der Dübel-Dynastie voraus. Quelle: Presse
Eine Frau zeigt Minischnapsflaschen des Spirituosen-Herstellers Berentzen Quelle: dpa/dpaweb
Jette Joop und Vater Wolfgang Joop Quelle: dpa
Porsche und PiechZwei Cousins wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Gemeinsam ist ihnen der Großvater Ferdinand Porsche, Erfinder des VW-Käfers. Ferdinand Piech (links) lenkt als Aufsichtsratsvorsitzender von Volkswagen die Geschicke des Piech-Zweigs der Familie. Er gilt als stiller, aber harter Manager - ein nüchterner Zahlenmensch. Daneben Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender von Porsche. Er gilt als Familienmensch, schöngeistig, weich. Der Kampf der Familien gipfelt 2009 als Porsche versucht, VW zu übernehmen. Quelle: dpa
ElectronicPartner EPZwei Jahre lang stritten die Gesellschafter des Elektronikfachhändlers aus Düsseldorf. Grund: Unternehmensnestor Harmut Haubrich hatte die Firmenleitung an seinen Neffen Oliver Haubrich (rechts im Bild - neben ihm Unternehmens-Sprecher Jörg Ehmer) abgetreten. Der hatte sie jedoch nach kurzer Zeit einem familienfremden Manager übertragen. Hartmut Haubrich hielt mit der Kritik an seinem Neffen nicht hinterm Berg. "Erbfolge ist keine Tüchtigkeitsfolge", sagte er auf einer Tagung. Ende 2012 einigte sich die Familie. Oliver Haubrich und seine Schwester Marion Wenske schieden aus der Dachgesellschaft der EP-Unternehmensgruppe aus. Quelle: dpa
Hans und Paul Riegel Quelle: PR

Seine Forschungsmethoden sind unkonventionell: Riegel schaut Kinderkanal und studiert die „Bravo“, um herauszufinden, was den jungen Kunden schmecken könnte. Die Erfolgsrezepte des Patriarchen haben wenig mit den Methoden moderner Unternehmensführung gemein. Riegel ist ein Alleinherrscher. Wenn er ruft, springen die Mitarbeiter. Manchmal rege er sich auf, aber er sei nie nachtragend, schildert Sekretärin Schirmbeck. Das sehen nicht alle so. Immer wieder suchen Manager das Weite oder werden vom Seniorchef vor die Tür befördert. Selbst mit Familienmitgliedern zieht Riegel in den Clinch. Nach dem Tod seines jüngeren Bruders und Mitinhabers Paul 2009 verständigte sich Riegel nach einigem Gezerre mit den Erben von Paul, der vier Kinder hinterließ, auf eine Machtteilung. Seit September 2010 führt er Haribo in einer neuen Eigentümer- und Holdingstruktur gemeinsam mit zwei Neffen. Die Konstruktion soll sicherstellen, dass Haribo ein Familienunternehmen bleibt.

Haribo haben die internen Scharmützel kaum geschadet. Der Konzern gilt in der Branche als sehr rentabel. Riegel hat mit seinem rigorosen Kurs Werte geschaffen – für Kinder und Erwachsene ebenso. Produziert wird mit 15 Fabriken und 6000 Mitarbeitern in Europa. Geschätzter Jahresumsatz: mehr als zwei Milliarden Euro.

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