Ihre Heimat ist das Mehr. Sie wissen, dass ein Vermögen endlich ist, wenn es nicht ständig zu neuen Ufern aufbricht. Megareiche wie Günter Herz oder Ferdinand Piëch haben ihr großes Erbe nicht als Masse von ihren Vätern empfangen, mit der es sich nur leben und prassen lässt, sondern als Grundstock für Neues, Größeres. Aus VW formte Piëch ein Automobilreich mit einem Dutzend Marken wie Audi und Porsche. Herz machte Tchibo groß, verkaufte 2003 seinen Anteil und investiert heute zum Beispiel in die Restaurantkette Vapiano. Karl-Erivan Haub brachte den Handelskonzern Tengelmann wieder auf Kurs, nachdem sich der Senior mit 24 Geschäftsfeldern verzettelt hatte. Und Quandt-Erbin Susanne Klatten betrachtet ihren milliardenschweren Anteil an BMW als Sprungbrett für mutige Investitionen in neue Technologien.
Die aktiven Erben
(und Familie und Porsche-Familien)
geschätztes Vermögen: 35,5 Mrd. Euro
Unternehmen: Porsche
Quelle: Manager Magazin, trend Magazin, Forbes
geschätztes Vermögen: 11,1 Mrd. Euro
Unternehmen: BMW, SGL Carbon
geschätztes Vermögen: 7,0 Mrd. Euro
Unternehmen: Kühne+Nagel, Hapag-Lloyd
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 7,0 Mrd. Euro
Unternehmen: Mayfair
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 3,5 Mrd. Euro
Unternehmen: Tengelmann
Sie ist die reichste Frau Deutschlands, gehört aber nicht zu denen, die sich auf ihrem Milliardenerbe ausruhen: Susanne Klatten, geborene Quandt. Selten zeigt sich die 50-Jährige in der Öffentlichkeit, außer vielleicht mal beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel, wo sich alljährlich die besten Skifahrer der Welt messen. Die Zurückhaltung hat die gelernte Werbekauffrau und studierte Betriebswirtin von ihrem Vater geerbt, dem verschwiegenen Multimilliardär Herbert Quandt, der 1982 starb.
Gemeinsam mit ihrer Mutter Johanna und Bruder Stefan erbte Klatten von ihm 46 Prozent der Aktien am Münchner Autobauer BMW. Die Familie durfte sich kürzlich über einen Dividendensegen von 700 Millionen Euro freuen. Von vielen unbemerkt, kontrolliert die aktive Erbin aber zahlreiche weitere Unternehmen: So hält sie Anteile am Karbonhersteller SGL aus Wiesbaden, dem norddeutschen Windanlagenbauer Nordex, dem Chemieunternehmen Altana aus Wesel und der Avista Oil aus Uetze bei Hannover, einem Spezialisten für die Aufarbeitung von Altöl. Klatten setzt auf Zukunftstechnologien: Leichtbau, Energie, Recycling. Die Eigentümerin, die so gern im Hintergrund bleibt, studiert Bilanzen, stellt kluge Fragen im Aufsichtsrat, diskutiert mit den Vorständen.
Nur eines ihrer Engagements ging bislang schief. 2006 verkaufte die Mehrheitsaktionärin das lahmende Pharmageschäft des einstigen Dax-Konzerns Altana für mehr als vier Milliarden Euro. Jahrelang hatte Altana mit dem Magenmittel Pantoprazol gut verdient, konnte dann aber kein erfolgreiches Nachfolgepräparat entwickeln. Die neuen Eigentümer strichen dann Tausende von Arbeitsplätzen.
Bei BMW, wo Klatten als Praktikantin ihren Mann Jan kennenlernte – sie arbeitete unter dem Pseudonym „Susanne Kant“ –, hat sie die Entwicklung der Karbonkarosserie vorangetrieben. Der Werkstoff, nur halb so schwer wie Stahl, aber um ein Vielfaches belastbarer, soll den Spritverbrauch senken und von Herbst an im neuen BMW-Elektroauto i3 zum Einsatz kommen.
Am Karbonhersteller SGL ist die Technologieunternehmerin mit rund 27 Prozent beteiligt, weitere knapp 16 Prozent hält BMW. Im April soll Klatten bei SGL den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen. Dann muss sich die Mutter dreier Kinder allerdings etwas öfter in der Öffentlichkeit bewegen.
Die Turbo-Söhne
Manche sind gläubig und mildtätig, andere machtbesessen und stur. Sie pflegen ihre patriarchalen Schrullen und sind so unterschiedlich wie die Branchen, in denen sie tätig sind. Doch Erfolgstypen sind sie alle, die Turbo-Söhne. Ob Milch-Mogul Theo Müller, der aus der väterlichen Dorfmolkerei mit vier Angestellten ein Joghurt-Imperium schuf. Oder Josef Klüh, der Anfang der Sechzigerjahre eine elterliche Reinigungsfirma übernahm und heute einen internationalen Dienstleistungskonzern führt, dessen über 40.000 Mitarbeiter für das Catering in Kliniken oder die Sicherheit an Flughäfen sorgen. Und natürlich Mr. Haribo Hans Riegel, der aus einer Hinterhofklitsche den bekannten Gummibärchenkonzern zimmerte.
Die Turbo-Söhne
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 8,0 Mrd.Euro
Unternehmen: Würth
Quelle: Manager Magazin, Forbes
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 3,4 Mrd.Euro
Unternehmen: Deichmann
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 2,8 Mrd.Euro
Unternehmen: Haribo
geschätztes Vermögen: 2,2 Mrd.Euro
Unternehmen: Molkerei Müller
geschätztes Vermögen: 0,3 Mrd. Euro
Unternehmen: Klüh
Einen großen Almauftrieb gab es nicht. Seinen 90. Geburtstag feierte Hans Riegel am 10. März in kleiner Runde auf dem „Jakobsberg“ – seinem Golfhotel, oberhalb von Boppard mit Blick auf das Rheintal.
Seit 67 Jahren ist Riegel der Mann hinter den weltbekannten Gummibärchen. Fast täglich sitzt „der Doktor“ – Riegel ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler – im Chefsessel im Bonner Stadtteil Kessenich. „Hier im Büro spult er auch mit 90 Jahren noch sein Programm ab wie ein junger Hüpfer“, sagt Gerdemie Schirmbeck, seit 30 Jahren Riegels Sekretärin.
In der „Kanzel“, wie das Büro genannt wird, tüftelt Riegel wie eh und je neue Leckerchen aus. Zuletzt habe er sich mit süßen Pandabären beschäftigt, lässt Patenkind und Firmensprecher Marco Alfter wissen. Eigene Kinder hat der Junggeselle nicht.
Seine Forschungsmethoden sind unkonventionell: Riegel schaut Kinderkanal und studiert die „Bravo“, um herauszufinden, was den jungen Kunden schmecken könnte. Die Erfolgsrezepte des Patriarchen haben wenig mit den Methoden moderner Unternehmensführung gemein. Riegel ist ein Alleinherrscher. Wenn er ruft, springen die Mitarbeiter. Manchmal rege er sich auf, aber er sei nie nachtragend, schildert Sekretärin Schirmbeck. Das sehen nicht alle so. Immer wieder suchen Manager das Weite oder werden vom Seniorchef vor die Tür befördert. Selbst mit Familienmitgliedern zieht Riegel in den Clinch. Nach dem Tod seines jüngeren Bruders und Mitinhabers Paul 2009 verständigte sich Riegel nach einigem Gezerre mit den Erben von Paul, der vier Kinder hinterließ, auf eine Machtteilung. Seit September 2010 führt er Haribo in einer neuen Eigentümer- und Holdingstruktur gemeinsam mit zwei Neffen. Die Konstruktion soll sicherstellen, dass Haribo ein Familienunternehmen bleibt.
Haribo haben die internen Scharmützel kaum geschadet. Der Konzern gilt in der Branche als sehr rentabel. Riegel hat mit seinem rigorosen Kurs Werte geschaffen – für Kinder und Erwachsene ebenso. Produziert wird mit 15 Fabriken und 6000 Mitarbeitern in Europa. Geschätzter Jahresumsatz: mehr als zwei Milliarden Euro.
Die Spieler
Das Milliardenvermögen ihrer Väter ist ihnen in den Schoß gefallen wie ein Spielzeug, das von Arbeits-, Investitions- und Gedankenanstrengungen befreit. Sie frönen Kunst und Partys. Der 2011 verstorbene Gunter Sachs war der Prototyp des verschwenderischen Reichen. Derer von Bismarcks treten in seine Fußstapfen. Friedrich Christian Flick ist auch so ein Glücklicher, der als Großmäzen immerhin Gutes tut. Der Geldsegen kann so unermesslich sein, dass Erben ihn nie verzehren können. Es sei denn, sie setzen gierig alles auf eine Karte oder machen Geschäfte, bei denen man auch als Goldjunge oder -mädchen keineswegs ruhig schläft, wie Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz oder ihre Bankiers, die Oppenheims.
Die Spieler
geschätztes Vermögen: 2,8 Mrd. Euro (Forbes 2008, aktuell unbekannt)
Unternehmen: Quelle
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 1,0 Mrd. Euro (Manager-Magazin 2009, Großteil des Vermögens verloren)
Unternehmen: vorm. Sal. Oppenheim
geschätztes Vermögen: 0,5 Mrd. Euro (Manager-Magazin 2008)
Unternehmen: Sachs-Konzern
geschätztes Vermögen: 0,4 Mrd. Euro
Unternehmen: Flick, Zürich
geschätztes Vermögen: 0,3 Mrd. Euro
Unternehmen: Bismarck
Es ist einer der bekanntesten deutschen Adelsnamen: von Bismarck. Reichskanzler Otto von Bismarck (1815–1898) gründete 1871 das Deutsche Reich und machte die Hohenzollern zur Kaiserfamilie. Dafür überschütteten sie ihn mit Geld und Gütern. Dazu gehörte der Sachsenwald östlich von Hamburg, der Herrensitz Friedrichsruh in Schleswig-Holstein sowie 231 000 Goldmark, nach heutigem Wert 2,3 Millionen Euro. Daraus haben von Bismarcks Nachkommen etwas gemacht.
Nicht nur die Erträge aus dem Sachsenwald nebst Sägewerk sprudelten, sondern auch Lizenzeinnahmen aus Getränkefirmen wie der 1906 gegründeten Mineralwassermarke Fürst-Bismarck-Quelle, die 1978 an den Schweizer Nestlé-Konzern verkauft wurde. Von den Lizenzeinnahmen und einer von Nestlé gezahlten Pacht profitiert die Familie noch heute.
Seit einigen Jahrzehnten werde bei den Bismarcks allerdings nicht mehr profitmaximiert, sondern vor allem gut gelebt, berichtet ein Kenner der Familie. Paradebeispiel ist Gunilla von Bismarck, 63.
Rauschende Feste feiert sie nicht nur in ihrem Haus im spanischen Reichen-Hort Marbella, sondern auch auf Teneriffa, und das auch mal über zwei Tage und Nächte. „Das war nun einmal die Hochzeit ihres Sohnes“, kommentiert Familiensprecher Gregor Graf von Bismarck. 400 Gäste feierten unter dem Motto „Fun, Wild & Sexy“ bei einer nächtlichen Party am Strand und kamen als Paradiesvögel verkleidet.
Vor allem als Gastgeber zeichnen sich die Bismarcks heute aus. „Unternehmen besitzen wir nicht“, sagt Graf Gregor. Seine Tante Gunilla lässt sich mit den Worten zitieren, sie habe keine Lust mehr, auf Partys anderer Leute zu gehen, sie lade lieber selber nette Leute zu sich nach Hause ein.
Das Familienvermögen wurde bis zur Jahrtausendwende gemehrt, es soll geschätzte 250 Millionen Euro betragen. Graf Gregor dementiert: „So viel haben wir nicht. Wir haben nur eine kleinere Forstwirtschaft.“ Das klingt eher nach adligem Understatement. Auch Maximilian Graf von Bismarck, der bis zum Verkauf die Korndestillerie Fürst Bismarck Doppelkorn unter seinen Fittichen hatte, kann oder will zu laufenden Lizenzeinnahmen nichts sagen. „Graf Bismarck befindet sich tief im brasilianischen Urwald“, teilt sein Büro mit.
Die IT-Gründer
Kein anderer Sektor außerhalb der Finanzbranche hat in den vergangenen 30 Jahren so viele Superreiche und mit ihnen verbundene Konzerne hervorgebracht wie die Computer- und Softwareindustrie. Da die Branche jung ist und man zum Start wenig Kapital und keine alteingesessenen Familien-Netzwerke benötigt, sind ihre Multimilliardäre Reiche der ersten Generation. Sie haben von unten angefangen, sind ehrgeizig, ja getrieben. Größte Erfolgsstory in Deutschland ist SAP – das Unternehmen ist nur deshalb noch deutsch, weil die Gründer es als ihr Lebenswerk ansehen. Ralph Dommermuth hat es mit United Internet zum einzigen deutschen Internet-Milliardär geschafft. Doch er ist die Ausnahme. Die deutsche Internet-Branche wird von Unternehmern wie den Samwer-Brüdern geprägt, die sich gern schnell mit Gewinn von den von ihnen hochgezogenen Startups trennen.
Die IT-Gründer
geschätztes Vermögen: 17,5 Mrd. Euro
Unternehmen: SAP
Quelle: Manager Magazin, Forbes
geschätztes Vermögen: 3,0 Mrd. Euro
Unternehmen: vorm. Sun Microsystems, Arista Networks
geschätztes Vermögen: 1,2 Mrd. Euro
Unternehmen: United Internet
geschätztes Vermögen: 0,7 Mrd. Euro
Unternehmen: European Founders Fund
geschätztes Vermögen: 0,2 Mrd. Euro (2010)
Unternehmen: vorm. IDS Scheer
1,92 Meter groß, leuchtend blaue Augen, wehendes, graues Haar, unter dem Arm sein iPad oder eine Hängetasche mit Macbook über der Schulter – auf einer Party im Silicon Valley ließe sich Andreas von Bechtolsheim schon wegen seiner Größe leicht ausmachen. Meist trägt der Edelmann vom Bodensee abgetragene Jeans, Shirts und Sandalen. Protzen ist ihm fremd. Lange wohnte er in einem kleinen Apartment im kalifornischen Palo Alto. Seine einzigen teuren Hobbys sind schnelle Autos und Segeln. Bechtolsheim hasst Rummel um seine Person. Mittlerweile wird der 57-Jährige oft von Leuten verfolgt, die ihre Ideen von ihm finanziert haben wollen. Als höflicher Mensch fällt ihm das Ablehnen schwer. Ideen hat er selbst viele. Noch mehr Geld braucht er nicht. Nur an Zeit mangelt es dem Workaholic.
Der Gewinner des Bundeswettbewerbs „Jugend forscht“ von 1974, der ein Jahr später mit 19 zum Studium in die USA ging und dort blieb, ist selbst für amerikanische Maßstäbe einer der erfolgreichsten IT-Unternehmer der Welt. Eine Handvoll von Computer-Hardwarefirmen hat er gegründet, davon mit Sun Microsystems einen IT-Konzern, der heute zu Oracle gehört. Die von ihm entwickelten Großrechner und Datenzentren haben die Branche geprägt. Seine unternehmerischen Aktivitäten – Google eingeschlossen – haben ungefähr 90.000 Arbeitsplätze hervorgebracht. Er war dabei immer der Produkt-Guru. „Andy ist der Ferdinand Porsche des Computerdesigns“, schwärmt der einflussreiche Wagnisfinanzierer John Doerr.
Technik fasziniert von Bechtolsheim, seit er als Sechsjähriger den Telefunken-Kassettenrekorder seines Vaters zu dessen Schrecken erst in alle Einzelteile zerlegte und dann zu dessen Verblüffung wieder zusammensetzte.
Heute kann der Mann, der Englisch mit leicht bayrischem Akzent in atemberaubendem Tempo spricht, stundenlang mit Begeisterung über Rechenleistung, Prozessoren, Datenzentren und die Vernetzung von Alltagsgegenständen dozieren. An seinem Reichtum genießt er, dass er Ideen wie sein jüngstes Unternehmen Arista Networks selbst finanzieren kann, ohne Zeit mit dem Werben um Geldgeber verplempern zu müssen. Geld ist für ihn Unabhängigkeit. Sein Studium finanzierte er sich mit dem Programmieren von Schaltungen für einen deutschen Mittelständler.
Lange genoss er, dass ihn selbst im Silicon Valley kaum jemand kannte. Das änderte sich mit Google. Ein befreundeter Stanford-Professor hatte ihm Sergej Brins und Larry Pages Suchmaschine schmackhaft gemacht. Die beiden Gründer überzeugten ihn. Bechtolsheim stellte einen Scheck über 100.000 Dollar zum Starten der Firma aus und schoss später noch einmal die gleiche Summe nach. Daraus sind etwa 1,5 Milliarden Euro geworden, die das Gros seines geschätzten Vermögens von drei Milliarden Euro ausmachen.
Von Bechtolsheim könnte sogar noch reicher sein: Freunde behaupten, dass er für sein Startkapital wesentlich mehr Anteile an Google hätte fordern können – was er aus Fairness gegenüber den jungen Gründern nicht tat.
Die Bewahrer
Wie macht man ein großes Vermögen? Indem man als Erbe ein noch größeres schrumpft. Und doch haben oft gerade die, von denen es Neidhammel am wenigsten erwarteten, ihr Erbe erfolgreich bewahrt oder sogar vermehrt. Bei manchem von ihnen werden noch die Kindeskinder vom monetären Nachlass ihrer Ahnen profitieren. Als da wären Johanna Quandt, die mit Tochter und Sohn nicht nur BMW erfolgreich steuert; Versandhaus-Erbe Michael Otto, Bankier August von Finck oder Verleger-Witwe Liz Mohn. Sie alle beweisen, dass sie nicht nur mit Startkapital, sondern auch mit unternehmerischem Können gesegnet sind. Zu den cleversten Vermögensbewahrern gehört ausgerechnet das frühere Party-huhn Gloria von Thurn und Taxis.
Die Bewahrer
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 10,9 Mrd. Euro
Unternehmen: Otto Versand, ECE
Quelle: Manager Magazin, Forbes
geschätztes Vermögen: 8,2 Mrd. Euro
Unternehmen: BMW
geschätztes Vermögen: 6,4 Mrd. Euro
Unternehmen: vorm. Merck, Finck & Co.
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 1,6 Mrd. Euro
Unternehmen: Bertelsmann
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 0,6 Mrd. Euro
Unternehmen: Thurn und Taxis
Soll keiner sagen, ein aus bescheidenen Verhältnissen stammendes Scheidungskind mit Realschulabschluss könnte nicht 15 Jahre später das ganz große Rad drehen: ein Firmenkonglomerat zurechtstutzen, altgediente Manager rauswerfen und den Freistaat Bayern austricksen. Ihre Durchlaucht – darauf legt sie Wert – Mariae Gloria Fürstin von Thurn und Taxis regierte seit dem Tode ihres Gatten Johannes 1990 allein auf Schloss Emmeram in Regensburg, bis 2001 ihr Sohn Fürst Albert sein Erbe antrat – noch immer beaufsichtigt von der Fürstin. Als 600 Millionen Euro schwer gelten Gloria und Töchter, über eine Milliarde Euro werden Albert zugeschrieben.
Danach sah es nicht aus, als der Gatte starb und eine 30-jährige Partymaus mit drei Kindern im Schloss zurückließ. Alte Herren in Grau hatten den Fürsten zu Lebzeiten bei seinen Geschäften zwischen Bierbrauern, Forstwirtschaft, Bankwesen und Industriebeteiligungen so erfolglos beraten, dass von Schulden in mehrstelliger Millionenhöhe die Rede war. Doch Gloria entwickelte mehr Ehrgeiz, als ihr die meisten zugetraut hätten. Im Selbststudium mit erprobten Kaufleuten als Lehrern fuchste sie sich ein. Sie warf des Fürsten alte Berater aus dem Schloss und suchte sich neue, deren Ratschläge sie auch beherzigte. Die Fürstin entpuppte sich, die Society staunte. Als der Freistaat Bayern rund 70 Millionen Mark Erbschaftsteuer von der Fürstin und den Ihren forderte, übertrug ihm die gebürtige Schwäbin Gloria stattdessen kostbare Staubfänger von den fürstlichen Dachböden. Historische Möbel, Bilder, Geschirr und Schmuck im Schätzwert von rund 45 Millionen Mark senkten die Steuerlast. Weit hatte es das fürstliche Sammelsurium nicht: Der Freistaat mietete einen Flügel des riesigen Schlosses und stellt seine Beute dort aus – auf eigene Kosten als Außenstelle des Nationalmuseums.
Lob ihrer Cleverness nimmt die Freundin voluminöser Perlenketten huldvoll entgegen. Doch Unternehmerin will sich die äußerst katholische Adelige dennoch nicht nennen lassen: „Ich bin Vermögensverwalterin. Das Haus Thurn und Taxis ist kein Unternehmen mehr. Wir haben Land- und Forstwirtschaft, ein paar Immobilien und ein wenig Kapitalvermögen.“
Nur in jüngster Zeit verließ die Fürstin das Glück. In Straubing stellten sich protestierende Bürgerliche ihrem Geschäftssinn in den Weg. Auf eigenem Grund wollte von Thurn und Taxis – örtliche Verschandelung und staatliche Subventionen billigend in Kauf nehmend – eine fast 200 Hektar große Fotovoltaikanlage bauen lassen. Nun liegt das Projekt darnieder.
Nur gut, dass auch Kleinvieh Mist macht. Autogramme verschickt Ihre Durchlaucht gerne – gegen einen frankierten Rückumschlag plus 1,50 Euro in Briefmarken extra.
Die neuen Reichen
Sie hatten keine reichen Eltern, nicht das Glück, eine geniale Erfindung zu machen – und doch haben sie es nach ganz oben geschafft: die neuen Reichen. Sie machen, was viele machen: Handel, Import-Export, Musik – aber besser. Gerd Brachmann etwa begann mit einem kleinen Elektroladen, der Billigprodukte aus Asien importierte. Daraus formte er den Elektronikriesen Medion. Die Idee der Billigmodekette kik hat Stefan Heinig reich gemacht. CTS Eventim verkauft pro Jahr mehr als 100 Millionen Eintrittskarten – an jeder verdient Klaus-Peter Schulenberg. Und Musikproduzent Dieter Bohlen beweist eindrucksvoll, dass Musik keine brotlose Kunst sein muss.
Die neuen Reichen
geschätztes Vermögen: 0,6 Mrd. Euro
Unternehmen: kik, Woolworth, Tedi
Quelle: Manager Magazin, Rheinische Post
geschätztes Vermögen: 0,6 Mrd. Euro
Unternehmen: CTS Eventim
geschätztes Vermögen: 0,3 Mrd. Euro
Unternehmen: vorm. Medion
geschätztes Vermögen: 0,2 Mrd. Euro
Unternehmen: Goldman Sachs
geschätztes Vermögen: 0,1 Mrd. Euro
Unternehmen: Dieter Bohlen
Er sei der erfolgreichste Musikproduzent Deutschlands. So wird Dieter Bohlen im Herbst auf einer Versicherungsmesse in Dortmund vorgestellt. Der ehemalige Frontmann der Pop-Gruppe Modern Talking soll auf der Messe für einen Versicherer werben – stellt aber erst mal klar: „Ich bin nicht der erfolgreichste, sondern der mit Abstand erfolgreichste Musikmanager.“
Recht hat er ja: Hunderte deutsche Schlager- und Popstars von Roy Black über Howard Carpendale bis zu Andrea Berg standen in seinem Tonstudio, und die wenigsten dürften es bereut haben. Kaum ein Song, den Bohlen produziert oder komponiert hat, schaffte es nicht in die Charts. Dazu kommen die RTL-Dauerläufer „Deutschland sucht den Superstar“ und „Das Supertalent“, bei denen Bohlen als Jury-Chef den Ton angibt, sowie seine Autobiografien, die sich blendend verkauften.
Scheinbar wird alles zu Gold, was Bohlen anpackt. Und niemand spricht darüber lieber als Bohlen. Der Mann, der bei RTL und „Bild“ nur „Pop-Titan“ heißt, will Erfolg haben und Geld. Das sagt er, und so simpel ist es wohl auch. Mit verschwurbelten Begründungen über den tieferen Sinn seiner Arbeit versucht er es erst gar nicht. Noch mehr Erfolg, noch mehr Geld, basta.
Unlängst gefragt vom Schweizer Magazin „Bilanz“, was ihn nach all seinen Erfolgen noch motiviere, sagt Bohlen: „Money is the real thing. Wenn ich auf der Bühne stehe, denke ich: 1000 Euro, 2000, 3000... Und bei 300.000 steige ich runter und denke: Gut is.“
Ein gieriges Monster ist Bohlen dennoch nicht. Hinter der Fassade wohnt ein zweiter Bohlen: Der Sohn eines Bauunternehmers, der ihm Disziplin und Bodenständigkeit eintrichterte, der Enkel einer liebevollen Oma, die ihn Sparsamkeit und Anstand lehrte, der Student, der BWL büffelte, obwohl er Popstar werden wollte. Dieser Bohlen spricht davon, dass es in seinem Leben „zu viele Brüche gibt, dass einem manchmal die Dinge entgleiten“. Oder dass er nicht „der hässliche Unternehmer, der über Leichen geht“, sein will: „Man muss eine hohe moralische Integrität behalten. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemand beschissen, nicht um einen Cent. Das geht auch.“
Die Genießer
Sie haben reich geerbt und genießen ihr Erbe auch. So lässt es sich die 2,5 Milliarden Euro schwere Österreicherin Heidi Horten, Witwe des Kaufhausketten-Gründers Helmut Horten, auf ihrer Yacht Carinthia VII gut gehen. Mit einem etwa gleich großen Vermögen frönt Ingrid Flick, Witwe des Unternehmers Friedrich Karl Flick (unter anderem Gerling, Buderus, Dynamit Nobel), ihrem Luxusleben am Wörthersee. Auch Franz Haniel und Curt Engelhorn müssen sich über eine zu kleine Rente keine Sorgen machen. Junge Erben nutzen oft ihr Geld, um ihr Hobby zum Beruf zu machen oder Gutes zu tun – wie die Töchter des Industriellen Harald Quandt.
Die Genießer
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 6,9 Mrd. Euro
Unternehmen: Haniel-Gruppe
Quelle: Manager Magazin, Forbes
geschätztes Vermögen: 2,0 Mrd. Euro
Unternehmen: vorm. Boehringer
geschätztes Vermögen: 2,5 Mrd. Euro
Unternehmen: Horten
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 2,5 Mrd. Euro
Unternehmen: Flick-Holding
(& Familie)
geschätztes Vermögen: 0,7 Mrd. Euro
Unternehmen: HQB
Geschätzte 700 Millionen Euro zählt das Vermögen der vier Töchter von Harald Quandt, dessen Vater Günther der Batteriehersteller Varta und der Rüstungskonzern Berlin-Karlsruher Industriewerke gehörten. Die Schwestern lassen ihr Erbe in der Harald Quandt Holding verwalten und mehren. Dazu zählen der HQ Trust, die HQH Grundbesitzgesellschaft oder die Investmentgesellschaft Auda, aber auch Immobilien wie das Liebermann-Palais neben dem Brandenburger Tor. Das Vermögen der Erbinnen ist breit gestreut und ihr unternehmerischer Einfluss damit geringer als der ihrer Cousins aus dem Stamm von Haralds Bruder Herbert, der BMW-Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt. Das lässt den Schwestern genug Zeit für die schönen Dinge im Leben.
So stellt die 50-jährige Goldschmiedin und Designerin Colleen-Bettina Rosenblat-Mo in ihrem Schmuckladen in Hamburg-Harvestehude edle Preziosen aus großen Edelsteinen für zahlungsstarke Damen her.
Der ältesten Schwester Katarina Geller-Herr, 61, gehört das Gestüt Wäldershausen im hessischen Homberg. Bis 2010 war sie Mäzenin des Springreiters und Team-Olympiasiegers Lars Nieberg, der das Gestüt inzwischen von ihr gepachtet hat.
Über Anette-Angelika May-Thies, 58, ist nur bekannt, dass sie in Hamburg lebt und mit dem früheren Holding-Geschäftsführer Axel May verheiratet war.
Als geschäftliches Familienoberhaupt gilt Gabriele Quandt, die sich regelmäßig mit den Managern der Holding austauscht. Die 60-Jährige gilt als kunstinteressiert. Sie hat einige Bücher zusammen mit ihrem Ex-Mann Florian Langenscheidt verfasst und illustriert. Sie widmet sich der Kultur und guten Werken, spendet zum Beispiel für das Tel Aviv Museum of Art und hat den Verein „Children for a Better World“ mit gegründet. Gern lässt sie sich auch bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth blicken.
Zwar studierte sie in Berlin Soziologie und Pädagogik und fühlte sich in den Siebzigerjahren auch in marxistischen Zirkeln wohl, schreibt Rüdiger Jungbluth in seinem Buch „Die Quandts“. Sie wollte „kein reiches Mädchen“ sein. Doch die Neigung zum Marxismus hielt nicht lang. Sie entschied, vor ihrem Reichtum nicht davonzulaufen. Anfang der Achtzigerjahre ging Quandt an die französische Business School Insead, um einen Master zu machen. Dort lernte sie den Verlagserben Langenscheidt kennen.
Das Glück war den Schwestern allerdings nicht immer zugetan: Vater Harald – dessen Mutter Magda nach ihrer Scheidung mit NS-Propagandaminister Joseph Goebbels verheiratet war – stürzte 1967 mit einem Flugzeug ab, Mutter Inge starb 1978.
Die ewig Rastlosen
Reich werden durch eine überraschende Neuerung ist kein Privileg von Erfindern oder genialen Tüftlern. Deutschlands größte Reichtümer stammen aus dem Handel. Ob die Brüder Karl und Theo Albrecht als Discount-Erfinder oder Drogerie-König Götz Werner: Sie haben bewiesen, dass selbst ein abgegrastes Feld ein Ort der permanenten Revolution sein kann. Dass diese Zeiten nicht vorbei sind, zeigt Reiseunternehmer Karlheinz Kögel, der zuletzt mit dem Internet-Reiseportal HLX die Urlaubsbranche erneut auf den Kopf stellte.
Die ewig Rastlosen
geschätztes Vermögen: 20,0 Mrd. Euro
Unternehmen: Aldi Süd
Quelle: Manager Magazin, Forbes
geschätztes Vermögen: 3,9 Mrd. Euro
Unternehmen: vorm. Hexal, Santo-Holding
geschätztes Vermögen: 2,1 Mrd. Euro
Unternehmen: Fielmann
geschätztes Vermögen: 1,1 Mrd. Euro
Unternehmen: dm-Drogeriemärkte
geschätztes Vermögen: 0,2 Mrd. Euro
Unternehmen: L'Tur
Die Öffentlichkeit kennt den 66-Jährigen eher als Veranstalter der Deutscher Medienpreis betitelten Auszeichnung an Superpromis wie zuletzt Hollywood-Ikone George Clooney. Als Unternehmer treibt Karlheinz Kögel aber keine Eitelkeit, sondern sein Instinkt als Konsument. „Ich kann nur mit Produkten arbeiten, die wie Musik und Reisen emotional, ja erotisch sind“, sagt der Spaßunternehmer.
Mit Gespür für High Tech und offensive Verkaufe startete der abgebrochene Schreinerlehrling 1976 den Marktforscher Media Control, der Musik-Hitparaden mit einem manipulationssicheren System erhebt. Später erfasst es auch Verkäufe von Kinokarten oder Büchern. Kögel verkauft die Daten an Plattenfirmen oder Verlage und ist in den Achtzigerjahren Multimillionär.
Dann macht es den Unternehmer verrückt, dass in Flugzeugen und Ferienhotels viele Plätze leer bleiben, weil kurz vor dem Abreisetermin keiner die Reste kombiniert. Also lässt Kögel ein IT-System bauen, das dies kann – und scheffelt unter der Marke L’Tur noch mehr Geld. Als in den Neunzigerjahren die Touristikkonzerne das Feld besetzen wollen, verkauft er die Mehrheit an die TUI und überredet den Ferienriesen, auch den Erzrivalen Thomas Cook an Bord zu nehmen. Das hält dem wortkargen Hünen den Rücken frei für mehr Innovation. So können Urlauber die Ferien bei L’Tur als Erste nicht nur nach Ort und Zeit buchen, sondern auch über das gewünschte Wetter vor Ort oder Angebote wie Wellness. Zudem erschließt Kögel früh neue Verkaufswege wie Btx und Faxabruf.
Für den Innovationsgeist in der Zentrale am Kurpark von Baden-Baden sorgt auch Kögels Managementstil. Er setzt früh auf flache Hierarchien und motiviert durch den offenen Umgang mit Problemen. „Bei L’Tur gibt es kein Schulterklopfen, sondern brutal offene Aussprachen“, sagt ein Ex-Mitarbeiter. Damit schafft Kögel auch ein einzigartiges Kontaktnetz. „Jeder macht gern Geschäfte mit ihm“, sagt ein namhafter Fluglinien-Manager.