




Der Literatur-Nobelpreis 2013 geht an Alice Munro, 82 Jahre alt, aus Kanada. Munro ist die 13. Frau, die mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet wird. Sie erhält den Preis für ihre "fein abgestimmte Erzählweise, die sich durch Klarheit und psychologischen Realismus auszeichnet", heißt es in der Begründung.
Munro ist im kanadischen und angelsächsischen Sprachraum eine Bestseller-Autorin. Sie wurde 1931 als Alice Ann Laidlaw in Wingham als Tochter einer Lehrerin und eines Fuchs-Farmers in der kanadischen Provinz Ontario geboren. Munro studierte Journalismus und Englisch an der Universität von West-Ontario, brach ihr Studium jedoch 1951 ab, als sie heiratete. Mit ihrem Ehemann zog sie nach Victoria in British Columbia, wo das Paar einen Buchladen eröffnete.
Alice Munro ist vor allem für ihre Kurzgeschichten bekannt. Ihre Erzählungen sind oftmals in dörflicher Umgebung angelegt, wo der Kampf um eine sozial akzeptierte Existenzgrundlage oft in angespannten Beziehungen und moralischen Konflikten endet. Bereits als Teenager begann sie zu schreiben. In den 50er Jahren veröffentlichte Munro einige Werke in verschiedenen Magazinen. Ihr erstes Werk in Buchlänge veröffentlichte sie jedoch erst 1968, die Geschichten-Sammlung "Dance of the Happy Shades" (deutscher Titel: "Tanz der seligen Geister"), das in Kanada viel Beachtung fand. 1971 kam der Bildungsroman "Lives of Girls and Women" (deutscher Titel: "Kleine Aussichten: ein Roman von Mädchen und Frauen") heraus.
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Literaturkritiker Denis Scheck nennt den Literaturnobelpreis für die kanadische Schriftstellerin eine „sensationelle Wahl“. „Das ist nicht nur eine Entscheidung für die neben Margaret Atwood tollste kanadische Autorin, sondern auch eine Entscheidung für die Form der Erzählung“, sagte Scheck („Druckfrisch“) auf der Frankfurter Buchmesse. Munro, die als „Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte“ ausgezeichnet wurde, habe diese Erzählform ins 21. Jahrhundert hinübergerettet. Hanser-Verleger Michael Krüger hat Alice Munro als „verdiente“ Literaturnobelpreisträgerin gewürdigt. „Sie ist eine wunderbare Schriftstellerin“, sagte er.
Der Nobelpreis für Literatur gilt als wichtigste literarische Auszeichnung der Welt. Der von der Schwedischen Akademie seit 1901 fast jährlich vergebene Preis ist mit 8 Millionen Schwedischen Kronen (etwa 920.000 Euro) dotiert. Stifter ist der schwedische Industrielle Alfred Nobel (1833-1896) - das ausgezeichnete Werk soll von hohem literarischen Rang sein und dem Wohle der Menschheit dienen. Der Preis wird jeweils am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, in Stockholm überreicht.
Die wichtigsten Fragen zum Literatur-Nobelpreis
Der Literaturnobelpreis gilt als die wichtigste literarische Auszeichnung der Welt. Er wird nicht nur renommierten Autoren verliehen, sondern verhilft manchmal auch weitgehend unbekannten Schriftstellern zu Ruhm und Ehre. Auch die Verlage profitieren.
Nach dem Willen des Stifters, des schwedischen Chemikers, Erfinders und Industriellen Alfred Nobel (1833-1896), soll den Preis derjenige erhalten, „der in der Literatur das Ausgezeichnetste in idealistischer Richtung hervorgebracht hat“. Das Werk soll von hohem literarischen Rang sein und dem Wohle der Menschheit dienen.
Der Preis wird seit 1901 mit wenigen Ausnahmen jährlich verliehen.
Mit 8 Millionen Schwedischen Kronen (etwa 920.000 Euro).
Die Schwedische Akademie entscheidet über die Preisvergabe. Zusammensetzung und Arbeitsweise richten sich nach Regeln, die auf die Gründung des Gremiums 1786 zurückgehen. Die Akademie hat bis zu 18 Mitglieder. Sie werden von der Akademie selbst auf Lebenszeit gewählt. Bis zur endgültigen Abstimmung über einen Preisträger liegt die Hauptarbeit beim Nobelkomitee mit fünf Mitgliedern. Es wird für drei Jahre gewählt.
Zuletzt war im Jahr 2000 der in Frankreich lebenden Chinese Gao Xingjian der literarischen Öffentlichkeit so gut wie komplett unbekannt. Er ist es trotz des Preises auch geblieben.
2016: Bob Dylan (USA)
2015: Swetlana Alexijewitsch (Weißrussland)
2014: Patrick Modiano (Frankreich)
2013: Alice Munro (Kanada)
2012: Mo Yan (China)
2011: Tomas Tranströmer (Schweden)
2010: Mario Vargas Llosa (Peru)
2009: Herta Müller (Deutschland)
2008: J.M.G. Le Clézio (Frankreich)
2007: Doris Lessing (Großbritannien)
2006: Orhan Pamuk (Türkei)
Bisher haben 13 deutschsprachige Autoren den Preis erhalten, davon 8 aus Deutschland:
Herta Müller (2009), Elfriede Jelinek (Österreich/2004), Günter Grass (1999), Elias Canetti (Großbritannien/1981), Heinrich Böll (1972), Nelly Sachs (Schweden/1966), Hermann Hesse (Schweiz/1946), Thomas Mann (1929), Carl Spitteler (Schweiz/1919), Gerhart Hauptmann (1912), Paul Heyse (1910), Rudolf Eucken (1908), Theodor Mommsen (1902).
Bisher kam es zwei Mal dazu, dass die Geehrten den Preis ablehnten. Im Jahr 1958 musste der Russe Boris Pasternak („Doktor Schiwago“) den Preis auf Druck der sowjetischen Parteiführung zurückweisen. 1989 nahm sein Sohn die Ehrung für den bereits gestorbenen Pasternak entgegen. Der Franzose Jean-Paul Sartre wies die Ehrung 1964 als bisher Einziger freiwillig zurück. „Jeder Preis macht abhängig“, erklärte er stolz. Elf Jahre später fragte er beim Nobelkomitee aber doch nach, ob man ihm nachträglich die Dotierung von damals 273.000 Schwedischen Kronen überweisen könne. Bekommen hat er das Geld nicht.
Die Auswahl der Kandidaten verläuft jedes Jahr streng nach traditionellen Regeln. Zuerst lädt das fünfköpfige Nobelkomitee Hunderte Personen oder Organisationen dazu ein, geeignete Autoren vorzuschlagen. Empfehlungen können zum Beispiel auch frühere Preisträger abgeben. Niemand kann sich aber selbst benennen.
Das Komitee erstellt Namenslisten, die in der Akademie auf fünf Kandidaten reduziert werden. Die Sitzungen des für drei Jahre gewählten Nobelkomitees sind streng geheim. Jedes der 18 auf Lebenszeit gewählten Akademiemitglieder beschäftigt sich dann mit dem Werk der Nominierten und erstellt Berichte. Anfang Oktober wird der Preisträger durch Wahl bestimmt. Er muss mehr als die Hälfte der Stimmen aller Mitglieder bekommen.