Berufe und ihr Image Der gute Boss

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Der Schauspieler Horst Janson Quelle: dpa

Vom neuen Bewusstsein profitieren auch Ingenieure. Erneuerbare Energien, Nanotechnik, IT-Boom – viele dieser Begriffe beherrschen die Schlagzeilen. Ingenieure gelten daher als Hoffnungsträger der deutschen Wirtschaft. Und angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels sind Technikjobs so gefragt und die Karrieren so aussichtsreich wie schon lange nicht mehr.

Das Berufsimage ist immer auch ein Spiegel der Zeit. In Zeiten von Korruptionsaffären bei Siemens, Werksschließungen von Nokia in Bochum und hohen Vergütungsmodellen für Vorstände bei vielen Dax-Konzernen kommen daher Manager schlecht weg. Ihr Stern sinkt kontinuierlich. Hielten 1999 noch 26 Prozent der Deutschen den Top-Entscheider in großen Unternehmen für einen angesehenen Job, behaupten das heute nur noch 17 Prozent.

Unter einem eklatanten Stimmenverlust leidet auch der Anwaltsberuf. In der Bevölkerung werden Rechtsanwälte als Menschen wahrgenommen, die helfen, bestehende Ansprüche zu sichern und Innovationen zu verhindern. Das Bild eines Juristen ist das eines männlichen humorlosen Standvertreters mit sparsamer Mimik und eintöniger Sprache, so die Vorurteile. Vorzeige-Anwältinnen sind eher selten.

Erstaunlich dabei: Trotz des schlechten Images bleibt der Job beim Nachwuchs begehrt. Laut einer Umfrage des Magazins „Junge Karriere“ steht der Anwaltsberuf an Platz drei des Traumjob-Rankings bei Schülern. Auch der Job des Managers bleibt beliebt. Immerhin schreiben sich die meisten Studenten bei wirtschaftswissenschaftlichen Fächern ein, die am ehesten auf eine Karriere im Management vorbereiten. Ähnliches gilt für den Job des Journalisten: vergleichsweise schlechtes Image, aber hohe Anzahl von Bewerbern.

Verhält sich der Nachwuchs also bar jeder Vernunft? „Der Blick verändert sich, wenn Menschen über ihre eigene berufliche Zukunft nachdenken“, sagt Holger Rust, Professor am Institut für Soziologie der Uni Hannover. Dann gehe es um Befriedigung, Bezahlung und Sicherheit. Betrachtet man Berufe dagegen aus der Ferne, werden Einkommensaussichten und Jobsicherheit viel skeptischer beäugt.

Nach Meinung des Psychologen Meinhof trägt auch die Unkenntnis über die Aufgaben und Inhalte eines Berufes zur ablehnenden Haltung in der Bevölkerung bei. Ein Arzt oder ein Pfarrer genießt noch immer ein hohes Ansehen, weil jedermann Zugang zu diesen Berufsgruppen hat. Sie stehen für Werte und edle Ziele. Was dagegen ein Anwalt oder ein Ingenieur Tag für Tag machen, „entzieht sich meist der Kenntnis der breiten Masse“, sagt Meinhof.

Das gilt eigentlich auch für Unternehmer. Einblicke in die Chefetagen bleiben den meisten verwehrt. Umso erfreulicher ist, dass die Deutschen die Bedeutung des Unternehmertums zu schätzen wissen: Sie bilden das Rückgrat unserer Gesellschaft.

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