Bildung Den Dax-Konzernen ist die Abiturnote fast egal

Es gibt viele Eigenschaften, die wichtiger sind als ein Einserabitur. Quelle: imago images

Der Rektor der Uni Münster klagt über eine Zunahme von Einser-Abiturnoten. Für große Arbeitgeber spielen Noten kaum noch eine Rolle. Wie eine Umfrage unter Dax-Konzernen zeigt, kommt es auf andere Kriterien an.

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Noten werden überbewertet – das sagen jetzt auch Deutschlands Dax-Konzerne. Etwa der Halbleiterhersteller Infineon: „Für die Einstellungsentscheidung spielt die Abschlussnote eine eher untergeordnete Rolle.“ Viel wichtiger seien persönliche und soziale Kompetenzen. Eine „nebensächliche Rolle“ hätten die Schul- oder Uninoten bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erklärt auch der Klebstoff- und Waschmittelproduzent Henkel in einer Umfrage der WirtschaftsWoche. Zu den wenigen Unternehmen, die auf gute Noten Wert legen, zählt der Medizintechnik-Hersteller Siemens Healthineers. Dort sind „Abiturnoten ein wichtiger Baustein im Bewerbungsprozess“, wie der Konzern mitteilt.    

Um die Kandidatinnen und Kandidaten zu checken, setzen Dax-Konzerne wie Fresenius, Bayer, Merck oder Continental lieber auf eigene Tests. Bayer habe seinen Online-Test „mehrfach evaluiert“, erklärt Ralf Rademann, Leiter der Berufsausbildung: „Das Ergebnis des Online-Tests ist eine gute Indikation, ob die sich bewerbende Person das Ziel der Ausbildung erreichen wird.“ Das Zeugnis würde lediglich als „Themengeber“ bei den Einstellungsgesprächen, nicht als Entscheidungsmerkmal genutzt.

Ausbildungsreife lässt nach

Insbesondere achten die Unternehmen auf Teamfähigkeit, Motivation und fachliche Eignung. „Ein guter Mechatroniker zum Beispiel braucht nicht unbedingt ein Einserzeugnis“, heißt es bei Continental. Adidas achtet etwa auf „Anschreiben, Arbeitszeugnisse oder auch kreative Bewerbungsformate wie Videos“. Außerschulische Aktivitäten sowie soziales Engagement können bei der Bewerbung dort ebenfalls Pluspunkte bringen. Der Energiekonzern Eon betont die Diversität: „Denn wir sind davon überzeugt, dass diverse, inklusive Teams, in denen verschiedene Erfahrungen und Sichtweisen zum Tragen kommen, erfolgreicher sind. Einzelne Fähigkeiten, Weiterbildungen oder Abschlussnoten spielen dann eher eine nachgelagerte Rolle.“

Manche Äußerungen aus den Dax-Konzernen lassen allerdings erahnen, dass es durch die Corona-Pandemie für die Unternehmen schwieriger geworden ist, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden. So erklärt etwa BMW: „Generell haben wir bundeslandübergreifend und schulartenübergreifend die Erfahrung gemacht, dass die Aussage- und Differenzierungskraft von Schulnoten insbesondere in den Pandemie-Jahren deutlich zurückgegangen sind.“

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Noch deutlicher wird Bayer-Manager Rademann: „Prinzipiell stellen aber auch wir fest, dass die Ausbildungsreife sowohl im kognitiven Bereich als auch im Bereich des Verhaltens zunehmend nachlässt. Das gilt für Absolventen aller Schulformen und in allen Regionen. Neu ist auch, dass die aktuellen Bewerber immer weniger über das Berufsbild wissen, für das sie sich bewerben. Vermutlich kommt dies durch die Pandemie und die dadurch fehlenden Schülerpraktika und Berufsfelderkundungen zustande.“

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