Bücher und Bildung Die Renaissance der Stadtbibliothek

Seite 3/3

Erstaunlich positive Botschaft an die Kulturpessimisten unserer Zeit

Ähnlich geht die Bibliothek auf andere Gruppen zu, sobald sie ein Interesse bemerkt. „Öffentliche Büchereien haben den Vorteil, dass sie nicht unter Umsatzdruck stehen“, sagt Vogt. „Wir können deshalb besser aktuelle Entwicklungen erkennen und reagieren proaktiv auf Trends.“

Wie der Klassenraum das Lernen beeinflusst
Schülerinnen gehen durch die Eingangshalle vom Neubau des Sachsenheimer Lichtenstern Gymnasiums Quelle: dpa/dpaweb
Farbspektrum Quelle: Fotolia
Ein leeres Klassenzimmer einer Schule Quelle: dpa
Das mit viel Holz gestaltete 200 Quadratmeter große Atrium ist am 20.04.2015 in der Kindertagesstätte "Wellenreiter" in Wismar Quelle: dpa
Kim, Miguel, Oliver und Michael aus der ersten Klasse der Grundschule Langenenslingen (Baden-Württemberg) rennen aus dem Schulgebäude. Quelle: dpa
Ein Ventilator steht in einem Büro. Quelle: dpa
Eine Frau dreht am Thermostat einer Heizung. Quelle: dpa

Viele Bibliotheken haben zum Beispiel vor einiger Zeit das wachsende Interesse an Bastelliteratur bemerkt. Stricken, Schneidern, Tischlern, Origami – in Köln füllen die Bücher schon seit Längerem Dutzende Regalmeter. „Jetzt springen auch die großen Buchketten langsam auf den Trend“, sagt Vogt. Auf der anderen Seite ist man bei der zeitgenössischen Literatur inzwischen rabiat. „Was längere Zeit nicht ausgeliehen wird, das nehmen wir aus dem Angebot heraus.“ Von Bestsellern werden zunächst gerne mal 30 oder 40 Stück bestellt, schon wenige Monate später verbleibt nur noch ein einziges Exemplar.

Abschied vom Staubfänger

So ist die Bibliothek in Köln vom staatlich subventionierten Staubfänger zum Treffpunkt der Innovation geworden. Kein Wunder, dass Leiterin Vogt ab und an mit dem antiquierten Namen hadert: „Der Begriff vermittelt nur ein reduziertes Spektrum unserer heutigen Aufgaben.“ In anderen Ländern haben sie sich bereits stärker vom Medium Buch distanziert.

Vorlesetipps

London nennt seine Büchereien inzwischen „Idea Stores“, im dänischen Aarhus haben sie gleich einen neuen Terminus erfunden: „Dokk1“. Auf Dänisch klingt der Name der Bücherei am Wasser wie Hafen (Dokken), schon auf den ersten Blick verspricht sie den Zugang zur Zukunft. Im vergangenen Herbst eröffnet, ist Dokk1 „ein Ideal für alle, die sich mit Bibliotheken beschäftigen“, sagt die Kölner Institutsleiterin.

Allein schon rein optisch: Der Bau hat die Form einer polygonalen Scheibe und ist mit weißem Metallgitter bedeckt. Damit rückt er optisch in den Mittelpunkt der Stadtsilhouette – ein Selbstbewusstsein, das den eher funktional gestalteten deutschen Stadtbüchereien traditionell fehlt.

Im Inneren setzt sich dieses Selbstverständnis fort. Eine gigantische Treppe dient als Leseplatz und Veranstaltungsfläche zugleich. Mit der staatlichen Gesundheitskarte kann sich jeder Bürger Zutritt zum Gebäude verschaffen und selbstständig Medien ausleihen.

Ob in Köln oder in Aarhus, am Ende senden die prosperierenden Büchereien eine erstaunlich positive Botschaft an die Kulturpessimisten unserer Zeit: Das Interesse an Bildung und die Neugier auf Neues ist offenbar so groß wie nie zuvor.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%